Crisis on Infinite Gaming

S

StHubi

Gast
Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?
Das sind Fragen, welche die Menschheit seit Angedenken der Zeit beschäftigt haben. Dank der Wissenschaft haben wir bereits einige Antworten gefunden. Aber in meinem Blog soll es nicht um den Homo Spaniens gehen, der eines Tages die Vorzüge der Intelligenz anschließend den Nutzen von Werkzeugen und dann schließlich die Faszination von Video-/Computerspielen erkennt - Achtung: stark komprimiert, wirklich wichtige Details fehlen!

Mich beschäftigen andere Fragen viel mehr:
Wie bin ich zum Gaming gekommen? Wo geht mein Hobby Gaming mit mir noch hin? Meine momentanen Antworten darauf stimmt mich nicht gerade fröhlich?

Am Anfang war ein weiß-graues Licht, welches sich auf dem Karton eines Amiga 500 spiegelte. Meine Mutter hatte "die Freundin" mit nach Hause gebracht und sie uns Drei-Käse-Hochs mit den Worten "Das ist ein Computer. Damit beschäftige ich mich jetzt, denn das ist die Zukunft!" vorgestellt. Ich war damals etwa 8 Jahre alt und war sofort fasziniert von dem Gerät. Die Faszination wuchs noch, als ich das erste Spiel damit spielen durfte - ein Shareware-Spiel namens Stone (eine ziemlich schlecht gemachte Boulder Dash Kopie ohne Animationen, dafür aber mit "springenden Bitmaps"). Es war sofort um mich geschehen und ich habe sehr viel Zeit mit dem Gerät verbracht. Meine Mutter hat diese Zeit allerdings noch auf 30 Minuten am Wochenende limitiert. Das war aber genug, um meine Begeisterung zu kultivieren.

Dank diverser Zeitschriften konnte ich mich auch ohne Computer mit Computerspielen beschäftigen. Meine Mutter kaufte diese Hefte regelmäßig. Gut in Erinnerung sind mir noch die ASM und der Amiga Joker geblieben. Aber auch die Zeitschrift "Amiga" (oder hieß sie "Amiga - Das Magazin"?) hatte einen interessanten Spiele-Teil namens Amiga Play, wobei damals JEDER Spiele-Teil für mich interessant war. Die Power Play habe ich mir dann irgendwann selbst gekauft, da sie auch meinen Game Boy und das SNES meines Bruders abdeckte und die ASM sehr stark nachgelassen hatte.
Es war eine schöne und sehr verspielte Zeit.

Die Frage, wieso eine Spielfigur nach links geht, wenn ich den Joystick nach links bewege, hat mich im Laufe der Jahre dazu gebracht, mir Stück für Stück die Antwort zusammen zu suchen. Dank dieser Nachforschungen bin ich mit der Softwareentwicklung in Berührung gekommen, die man zum vollen Verständnis des EVA-Prinzips (das Grundprinzip von Eingabe-Verarbeitung-Ausgabe) kennen muss. Von diesem anfangs verspielten Software-Entwickeln zum Erfassen meiner Magickarten-Sammlung unter Windows 3.1 mit Visual Basic 5.0 habe ich mich inzwischen weiter entwickelt zum professionellen Software-Entwickler, der UML für das Design, moderne IDEs zum Entwickeln, Unit-Tests zur Fehlererkennung und Crash Dump-Auswertung zur Analyse von Bugs nach einem Absturz benutzt.
Die Software-Entwicklung fasziniert mich nach wie vor sehr, da ich ständig etwas Neues lerne und mich weiter entwickle. Unit-Tests habe ich beispielsweise lange übersehen und mich erst dieses Jahr damit beschäftigt.

Das Internet hatte natürlich auch einigen Einfluss auf meinen Umgang mit Computern. Schon 1996 ging ich mit einem ISDN-Modem am PC meiner Mutter online. Mein eigener PC hatte keinen Internetzugang, da wir nur eine Telefonbuchse im Haus hatten und das vermutlich sowieso viel zu teuer geworden wäre. Dank MIRC konnte ich damals mit vielen fremden Leuten auf der ganzen Welt chatten. In Newsgroups tauschte ich mich auch mit anderen Fans des Pen & Paper Rollenspiels Shadowrun aus.
Das Web 2.0 hat mich dann nur dazu gebracht, mehrere, wenig erfolgreiche Anläufe mit eigenen Blogs auf verschiedenen Seiten zu starten. Um es kurz zusammen zu fassen: Mein Talent im Blogschreiben würde niemals reichen, um mich davon zu ernähren. Aber Blogs zu schreiben hat mir oft geholfen Dinge zu verarbeiten, die mich beschäftigt haben. Dass der Tod irgendwann jeden mal einholt, war mir zwar logisch betrachtet immer bewusst. Aber auf emotionaler Ebene ist das etwas anderes. Erwachsen zu sein hat auch seine Schattenseiten. Dass Freunde und Verwandte sterben, gehört auf jeden Fall dazu...

In den letzten Monaten stellte sich dann irgendwann bei mir die Ernüchterung ein:
Im Laufe meines Lebens habe ich wirklich SEHR viele Medien konsumiert. Einige waren gut, andere weniger gut und wieder einige waren grausam schlecht geschrieben. In den letzten Jahren habe ich leider immer mehr den Eindruck gewonnen, dass Computer- und Videospiele nicht in der Lage sind gut gemachte Geschichten zu transportieren. Eher im Gegenteil: Sie versagen dabei sehr oft auf spektakuläre Weise und ziehen Klischees als Alibi für eine Geschichte hervor. Es gibt noch die eine oder andere wirklich großartige Ausnahme wie zum Beispiel Bioshock Infinite (vor allem die Burial at the Sea DLCs sind der Wahnsinn!), The Walking Dead oder The Wolf Among Us. Aber das sind nun wirklich einsame Ausnahmen in einem Meer von Mittelmäßigkeit oder noch darunter?
Gameplay ist für mich zwar auch nicht unwichtig, aber sobald ein Spiel eine Story hat, rückt sie für mich in den Fokus. Gameplay kann mir nur einige Stunden beschäftigen. Auch da gibt es Ausnahmen wie Street Fighter IV (600+ Stunden in verschiedenen Editionen) und Civilization V (500+ Stunden).
Damit sind Spiele bei mir jedenfalls auf einem Level mit Kinofilmen angekommen. Filme habe ich früher sehr viele gesehen. Doch dann verlor ich immer mehr das Interesse und schaute nur noch vereinzelt mal einen Film, der mich WIRKLICH interessiert hat.
Ein guter Freund und Nachbar von mir sagte mal, dass der Konsum von vielen Medien einer Art zur Entwicklung eines starken eigenen Geschmacks und vor allem Anspruch führt, dem nicht mehr jeder Vertreter des Mediums standhalten kann. Bei Filmen ist das für mich schon sehr lange so und ich fürchte nun, dass Computer- und Videospiele ebenfalls dort angekommen sind.

Diese Entwicklung lässt sich auch in meinen Blogs verfolgen. Anfangs habe ich es möglichst vermieden "Mecker-Blogs" zu schreiben (außer natürlich als Parodie auf Mecker-Blogs). Davon gibt es bereits genug im Internet, aber dennoch schlich sich nach und nach eine gewisse Unzufriedenheit und Enttäuschung in meine Blogs ein. Ich will mich aber auch mit diesem Blog nicht wirklich bei irgendwem beschweren und stelle nur fest, dass ich langsam die Begeisterung für Computer- und Videospielen verliere.

Momentan überlege ich mir ernsthaft, wie ich dieses Hobby noch weiter betreiben will und werde. Denn meine Freizeit ist inzwischen ein knappes und sehr wertvolles Gut geworden und mehrere Enttäuschungen in den letzten Jahren haben mich zweifeln lassen, ob sich der Zeitaufwand überhaupt noch lohnt. Bis auf wenige Ausnahme-Titel bin ich sowieso schon seit einigen Jahren quasi nur noch "Zaungast" in der Gamer-Community, der hier und da mal einen "weisen Post" mit seiner Einschätzung oder Meinung hinterlässt.

Mein Interesse hat sich inzwischen mehr auf die Metaebene verschoben:
Die Gedanken der Redakteure von damals (Spieleveteranen, Stay Forever, Retro Gamer) und heute (Games Aktuell, EDGE, WASD) über Spiele und gesellschaftliche Themen darin haben einen recht hohen Stellenwert für mich.
Komischerweise habe ich immer noch großen Spaß mit alten Spielen auf dem SNES . Haben sich die aktuellen Spiele einfach nur von mir weg entwickelt? Oder habe ich etwa aufgehört mich an die aktuellen Spiele anzupassen? Ich weiß es nicht und langweile mich inzwischen viel zu oft beim Zocken "aktueller Games"...
 
Kopf (und Controller :D) hoch, Durststrecken hat ja jeder mal; die einen sind flott wieder vorüber, die anderen währen länger. Hauptsache ist doch, das man sich nicht mit etwas abquält, das einem nichts mehr gibt.

Ich schätze, die meisten Spiele werden (sofern sie auf den flotten Erfolg zugeschnitten sind) am tiefgründigen Spieler vorbeientwickelt - da bist du nicht der Einzige.
Kommerz ist der Tod der Kreativität - und leider meistens auch der, der vielsagenden Stories und deren Umsetzungen. Die von dir angesprochenen Klischees sind leider zu einer Regelrechten Landplage geworden (wo wir wieder beim Stichwort Kratossa wären) - meiner Meinung nach eine billige Alternative, um über fehlenden Anspruch (storytechnisch) und die Angst vor unangenehmen Themen (bzw. deren "Aufarbeitung") hinwegzutäuschen.
Traurig aber wahr...

Zum schnellen Abreagieren von KFuS (Klischee-bedingtes F**ked up-Syndrom) empfehle ich dir den guten alten physischen Datenträger - den kann man dann in einem sehr befriedigenden "Stirb einfach"-Ritual in die Tonne kloppen :D

Liebe Grüße und Kratossa sei mit dir,
Ameena

P.S.: ich entschuldige mich an dieser Stelle gleich für die Verwendung des F-Wortes...
 
Hi

Meine Lust am zocken lässt auch immer stärker nach. Selbst an Dark Souls 2 habe ich sehr schnell die Lust verloren und habe es inzwischen wieder ins Regal gestellt (Mal sehen ob der DLC was daran ändert).

Sonst Zocke ich eigentlich nur noch im coop. Solo spiele ich momentan nur BF4 im MP....dort Trolle ich aber die meiste Zeit nur die anderen Spieler. Sonst sieht die Zukunft bei mir und Videospielen eher Düster aus...auf meinen Wunschzettel steht bis jetzt nur Dragon Age für dieses Jahr.
Dann hauen sie mal rein ^^
 
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