Der Große, Hässliche - Herr Roland kam zum finstern Turm

jla26

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Der Titel dieses Blogs bezieht sich auf Robert Brownings Gedicht:
"Herr Roland kam zum finstern Turm
König Lear III 4.

I

Zuerst durchfuhr mich's: Lug ist, was er spricht,
Der weißgeharrte Krüppel, dessen Blicke
Voll Bosheit schielen, ob die Lüge glücke;
Wie zuckt der falsche Mund, als trüg' er's nicht
Den Hohn zu hehlen, der verdammte Wicht,
Ob diesem neuen Opfer seiner Tücke!"

Es folgen noch weitere 33 Strophen...

Mr. Stephen King zählt eindeutig zu meinem Lieblingsautor, ich vergöttere diesen Mann und seine Gabe, bin sogar ein wenig neidisch auf diese. Wie gerne würde ich auch so geniale Welten und Figuren erschaffen können.

Nun bin ich allerdings vor einigen Monaten dazu gekommen endlich mal die Der dunkle Turm- Saga zu lesen. Erst dachte ich, dass dies vielleicht mal eine Geschichte von Herrn King werden könnte, die mich vielleicht nicht ansprechen könnte. Denn ich bin zugegeben kein Western-Fan und hielt diese monumentale Geschichte fälschlicherweise für solch einen. Aber zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt.
An all diejenigen, die die Geschichte rund um den Revolvermann und seiner Suche nach dem Dunklen Turm noch nicht kennen, Finger weg vom Controller, Glotze aus und am besten raus in die Sonne und anfangen zu lesen.

"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm." So beginnt der erste Teil der Saga mit dem Buch SCHWARZ. Von nun an dürfen wir Roland von Gilead auf seiner langen, beschwerlichen Suche nach dem Dunklen Turm begleiten.
Wir lernen sein Ka-Tet kennen, die Menschen, die ihn in seinem Leben immer wieder begleitet haben. Seine Freunde aus seinen Jugendtagen, wenn man ihm so etwas wie Jugend überhaupt zugestehen kann, denn schon früh war er großen Verantwortungen ausgesetzt. Im Kindesalter zum Revolvermann ausgebildet und sich frühzeitig seinem Mentor gegenüberstellend, hat er alles andere als eine typische Kindheit verbracht.

Hat man anfangs noch das Gefühl, einen kaltherzigen und egoistischen Mann vor Augen zu haben, der sich ohne Skrupel auf seinem Weg zu seinem Turm durchschlägt, wird einem irgendwann klar, dass er alles andere als gefühllos ist. Vielmehr versteht man ihn immer mehr, sein Verlangen ans Ziel zu kommen, sein Verhalten den Menschen gegenüber, denen er begegnet, je weiter die Geschichte voranschreitet.

Er wird zwar trotzdem jedes Opfer hinnehmen, um seinem Ziel näher zu kommen, aber er empfindet Trauer für all jene, die er verlieren wird.

Und so kommen wir zu seinem Ka-Tet. Aus 4 Personen und einem Billy Bumbler, einer Mischung aus Waschbär, Dachs und Hund, besteht dieses.

Während Roland durch die Wüste zieht und sich am später am Strand mit Riesenhummern anlegt, trifft er auf Türen. Türen, die ihn in andere Welten bringen. Und schwupsidiwups befindet er sich in einem Flugzeug, das gen New York steuert. Dort trifft er auf den ersten seiner neuen Begleitern. Eddie Dean, ein Drogensüchtiger. Später gesellen sich noch eine Dame mit gespaltener Persönlichkeit, sowie ein kleiner Junge und der Billy Bumbler hinzu. Bis auf Oy, den Bumbler, stammen sie alle aus New York. Diese fünf machen sich dann auf eine Reise quer durch einen Kosmos aus verschiedenen Welten, denn es gibt nicht nur die eine Realität, sondern unendlich viele, und in jeder läuft die Zeit anders und in deren Zentrum befindet sich der Turm.

Um eines mal klarzustellen, ich möchte hier keine stupide Inhaltsangabe von mir geben. Vielmehr möchte ich denen, die noch nicht dazukamen diese Bücher zu lesen, eine kleine Anregung geben, sich halt mal hinzusetzen und sich in eine andere Welt entführen zu lassen.
Oft wird Stephen Kings Lebenswerk, ich nenne es einfach mal so, und ich denke, dass ich damit auch richtig liege, mit Der Herr der Ringe gleichgesetzt. Aber ehrlich gesagt, da hab ich schon im ersten Band nach der Hälfte aufgehört zu lesen. Ich bin einfach nicht mehr durchgestiegen, was wohl auch daran liegen könnte, dass ich nicht so der Fantasy-Fan im klassischen Sinn bin, und normalerweise bei den Wörtern Elfen und Kobolden (gut, in dem Fall sind es Elben und Orks und so) eh reiß aus nehme. Die Filme hingegen hab ich mir angeschaut, und fand sie gar nicht mal so schlecht, auch wenn ich sie mir nicht noch mal unbedingt anschauen müsste. Ich kenn jetzt die Geschichte und gut ist.

Was also hat mich jetzt genau an diesen Büchern so bewegt? Ist es die Geschichte dieses einen Mannes, der nicht aufgibt, bis er sein Ziel erreicht hat? Seine Vergangenheit? Sind es all die verschiedenen Charaktere, die sich ihm anschließen und sich mit ihm auf die Suche nach dem Turm machen? Sind es all die anderen Menschen, denen das Ka-Tet begegnet, die "Guten" so wie die "Bösen"? Oder vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass man sich in Rolands Welt und all den anderen vielen Welten gerne aufhält?
Die Antwort ist klar und einfach: Alles zusammen!
Man möchte einfach immer nur weiterlesen und erfahren, was als nächstes kommt, oder, wenn es eine Rückblende gibt, was damals alles passiert ist.

Besonders der vierte Teil GLAS lässt uns mit an Rolands Vergangenheit teilhaben. Wir lernen seine Freunde Cuthbert und Alain besser kennen, treffen auf seine erste große und wahre Liebe Susan Delgado und verstehen langsam, wie weit zurück das Schicksal des Revolvermannes schon auf den Turm eigentlich ausgerichtet ist.
Auch wenn man dann und wann mal das Gefühl hat, in einem Liebesroman zu lesen, so kommt doch nie Langeweile auf, denn immer wieder stellen sich Rolands damaligen Ka-Tet neue Hindernisse in den Weg. Für mich war dieser Band zweifellos einer der emotionalsten überhaupt, weil man an all den Verlusten und auch Freuden des später so kalterscheinenden Menschen teilnimmt.

Natürlich darf auch kein Erzfeind fehlen. Jemand, den der Revolvermann schon seit seiner Kindheit kennt, jemand, der ihm immer wieder begegnet. Ein Mann, der viele Persönlichkeiten besitzt, und der unter vielen Namen immer wieder auftaucht. Genau jener Mann ist es, dem Roland gleich zu Beginn von SCHWARZ in der Wüste folgt. Der Mann, der ihm so vieles genommen hat.

Es gibt sicher noch viele andere Widersacher, wie der Ticktack-Mann oder Eldred Jonas. Aber über all denen steht der Scharlachrote König. Er symbolisiert das Böse und Wahnsinnige. Aber auch darauf werde ich jetzt nicht weiter eingehen.


Als ich endlich den letzten Band DER TURM in Händen hielt und wusste, dass nach 1000 Seiten die Geschichte abgeschlossen sein wird, spielte doch ein wenig Freude und Trauer mit. Endlich würde ich erfahren, ob Roland und sein Ka-Tet endlich den Turm erreichen würden, und wenn sie es dort hinschafften, würde ich auch erfahren, was sich im Turm befände.
Ich möchte hier keineswegs das Ende verraten, das wäre einfach nicht fair, aber ich möchte sagen, dass man sich zum Schluss vielleicht einige Sätze des Autors ernst nehmen sollte.

"Solltet ihr weiterlesen, werdet ihr bestimmt enttäuscht, vielleicht sogar untröstlich sein... was dahinter liegt, verbessert euer Liebesleben nicht, lässt auf der kahlen Stelle am Hinterkopf kein neues Haar wachsen und verlängert eure Lebenserwartung nicht um fünf Jahre (nicht einmal fünf Minuten."

Jedoch sind wir Menschen nun einmal neugierige Wesen und ich gebe zu, ich habe auch nicht auf ihn gehört und weitergelesen, im nachhinein denke ich mir, ich hätte es nicht tun sollen, aber ich konnte halt nicht anders, und sicher alle anderen Leser auch nicht.

Da ich nun alles weiß, auch Sachen weiß, die ich lieber nicht hätte wissen wollen, so bin ich doch so derart gut unterhalten wurden, wie noch mit keiner anderen Geschichte, die ich je gelesen habe.
Selbst ein Harry Potter, und ich gebe zu, auch die habe ich alle gelesen, und wurde wirklich von der Geschichte mitgerissen, hat mich nicht so tief beeindruckt. Auch nicht andere Geschichten von Meister King. Und es gibt wahrlich genug Stories von ihm, die einen tief in der Seele zu treffen vermögen.
Aber dies ist keine seiner normalen Geschichten, hierbei handelt es sich um sein Lebenswerk und nicht nur wir, sondern auch Stephen King selbst, können uns glücklich schätzen, dass er diese Geschichte zu Ende erzählen konnte, bevor ihn irgendein Unglück aus unserer Welt gerissen hätte.
Ich sage Dir meinen Dank Stephen King von Portland, Sohn des Donald, der nie wirklich das Angesicht seines Vaters zu vergessen haben schien. Lange Tage und angenehme Nächte.

Ende
 
Sehr Geiler blog und danke für eine kleine exkursion in die welt von Roland und Co. .

Ich habe das rosenfeld durchschritten und bin ebenfalls vor dem turm gestanden. Ich bin wie du bestimmt immer noch sprachlos. Ohh man, die reise nach endwelt hat sich all die jahre über gelohnt!!!

Meiner meinung nach DAS beste meisterwerk von King. "Glas" viel mir damals per zufall in die hände und find dieses buch auch deswegen bis heut auch noch das beste aus der saga. Blaine war schon klasse ^^. Auch weil sie eher wie eine story in der story knzipiert ist.

Schlimm wurde es nur, als ich damals "Susanna" beendete und 1 jahr auf den letzten band warten musste. Echt fies vom King, wenn man unbedingt wissen will wie es ausgeht. Da fällt mir auch ein von ihm erwähnter brief einer alten (oder totkranken - weiß net mehr so genau) dame ein, die wissen wollte wie der schluss lautet, da sie diesen wahrscheinlich nicht mehr miterleben könnne. Und das zeigt die klasse vom King, selbst er wusste den schluss bis dahin noch nicht. Und so liest sich die story auch, denn wie meinte er auch so schön , die story schrieb sich von selbst.

Ich bekomm immer noch gänsehaut wenn ich andere Romane lese und dort eine klitzekleine verbindung zu turm hergestellt wird. Es sei nur "schlaflos-Insomnia" erwähnt, denn auch dort nimmt der turm eine zentrale rolle ein!

Wer alle bände schon hat, sei auf jedenfall die kurzgeschichtensammlung "Im Kabinett des Todes - Düstere Geschichten" wärmstens ans herz gelegt, denn dort befindet sich eine kurzgeschicht zum turm!!!!!!!!! jahar, hab ebenfalls net schlecht geschaut "neues" material in die hände zu bekommen. Die kurzgeschichte heißt "Die kleinen Schwestern von Eluria" und spielt vor den ersten band bzw. in dessen rahmen. Viel spaß beim lesen =D.

Kann mir nur anschließen,
Lange Tage und angenehme Nächte.
 
Definitiv ein Fünfsterneblog.
Ich habe den dunklen Turm auch gelesen und finde, dass es das beste ist was King geschrieben hat.
Von seinen anderen Geschichten gefallen mir ebenfalls besonders gut:
Es + Schlaflos, Feuerkind, Desperation und The Green Mile.

Mit besten Grüßen Starhawk.
 
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