Dschungelfieber

DigitalNoir

Benutzer
Mitglied seit
22.08.2011
Beiträge
34
Reaktionspunkte
0
02:10, es ist warm, mit einer Luftfeuchtigkeit wie in den Tropen. Ein nur allzu vertrautes Geräusch lässt mich innehalten. Oh nein! Ist es die Festplatte, die Anstalten macht erneut abzurauchen oder die Playstation, die der Dauerbelastung nicht länger gewachsen ist?
Nein, die Geräusche kommen von draußen. Es sind tatsächlich Insekten, die dort zirpen. Grillen? Heuschrecken? Heimchen? Zikaden? Keine Ahnung, solange es keine Moskitos sind. Aber die zirpen ja nicht. Ich fühle mich an den Film "Platoon" erinnert und spähe in die Nacht. Irgendwo dort draußen lauert der Vietcong. Auch Taylor ist dort, gespielt von Charly Sheen, bevor er sich in den hedonistischen Onkel Charly verwandelt hat, den alle so lieben. Das schwarze grün der nächtlichen Kulisse ist allgegenwärtig. Die Sinne sind geschärft. Rhythmische Geräusche bündeln ja bekanntlich den Geist. Das ist pures Zen.
Was würde Sgt. Barnes jetzt tun, der Mann mit der typischen Härte eines Veteranen, dessen eindrucksvolle Narbe sich wie das Amazonasdelta über sein Gesicht schlängelt? Vermutlich würde er die Reihen seiner Gefolgsleute ablaufen, geduckt im Schutz zwischen Messergras und Schlingpflanzen, um vermeintliche Schlafmützen mit einem kräftigen Tritt an ihre Wachpflichten zu erinnern. So einer müsste nicht ins Büro, um den kommenden Tag am Schreibtisch zu vergeuden. Ne, so einer bestimmt nicht. Ach ja, das Büro. Mir fällt wieder ein, dass ich da ja schon wieder hin muss. Das hier ist gar nicht der Dschungel und die Insekten haben auch aufgehört mit ihrem Treiben. Warm ist es immer noch. Der Zauber verfliegt. Ich schalte ab. Die Elektronik braucht Ruhe.
 
Zurück