S
StHubi
Gast
Die GA-Community und vor allem die junge Wienerin, die mich dazu gebracht hat über Ultima zu schreiben, haben sich in den letzten Tagen ausnahmsweise ganz passabel und vereinzelt sogar sehr pietätvoll verhalten. Daher habe ich als Belohnung einen neuen Beitrag über die Ultima-Reihe geschrieben.
Vermutlich ist wie bisher euer Geburtsjahr nach dem Erscheinungsjahr von Ultima VII und ihr werdet wieder respektlos über die Grafik oder allgemein das wirre, senile Gebrabbel eines älteren Users herziehen, der euch doch nur diese großartige Spiele-Serie näher bringen will. Aber mit mir kann man es ja machen!
Dagegen solltet ihr es nicht mit Felicia Day machen! Denn die hat in einem Interview gesagt, dass "ihr liebstes Computerspiel aller Zeiten Ultima VII ist, denn für sie hat damit ihre Liebe und Begeisterung für Videospiele begonnen" (vgl. EDGE Ausgabe 229, Seite 24 ? ich bin ja kein Doktor).
Ihr merkt also, dass man bei attraktiven und berühmten Frauen mit Wissen über Ultima punkten kann. Lest daher die folgenden Worte immer mit dem eifersüchtigen Gedanken, dass der Verfasser dieses Texts schon mal mehr Anziehungskraft auf Felicia Day ausübt als ihr Jungspunde es jemals tun werdet! Wäre mein Mund gerade nicht so trocken und die dritten Zähne etwas weniger gelb, würde ich euch jetzt die Zunge raus strecken.
Im Jahre 1992 galt der 486er als das schnellste PC-System, Windows 3.1 (oder für die ganze krassen Power-User 3.11 for Workgroups) noch immer als Option für ein ordentliches DOS-System (ganz ohne bunte Fensterchen) und wer Festplatten-Leistung brauchte, musste die Geheimnisse von smartdrv ergründen... 2 MB RAM waren damals üblich und ich selbst hatte immerhin schon 4 MB auf meinem Mainboard und war zusammen mit einer 486er DX2/66 CPU der King in der Schule.
Ultima VII Part 1 - The Black Gate erschien in diesem Jahr und brachte die damals übliche Hardware an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit: VGA-Grafik in gestochen scharfen 640x480 Punkten, Sprachausgabe (an manchen Stellen), Sound und Musik aus dem Hause Origin Systems sowie ein komplett mit der Maus bedienbares Interface eröffneten den Himmel auf Erden für PC-Rollenspieler.
Damals galt es Ultima VII gespielt zu haben oder man musste auf dem Pausenhof in der Ecke stehen und schmollen. Es war eine Bildungslücke nicht mal versucht zu haben das Spiel zu spielen. Kann allerdings auch sein, dass ich in der Ecke stand und schmollte, weil keiner mehr was über Ultima VII hören wollte?
Am Anfang von Ultima VII Part 1 - The Black Gate sitzt der Avatar vor unserer Welt am PC und erinnert sich an die Ereignisse in Britannia aus Ultima VI. Aus heutiger Sicht ist er mir da noch viel sympathischer, da er offensichtlich die Ereignisse aus Savage Empire (Worlds of Ultima I), Martian Dreams (Worlds of Ultima II) und Ultima Underworld ? The Stygian Abyss vergessen hat. Das passiert mir auch schon manches Mal und tut hier aber erst mal nichts zur Sache. Vor allem da diese Spiele außer dem Avatar als Helden und Ultima irgendwo im Titel auch nicht viel mit der Haupt-Serie zu tun hatten.
Auf seinem Bildschirm gibt es plötzlich Störungen und ein blauer Bildschirm erscheint - Damn you, Blue Screen of Death! Aber statt eines Neustarts erscheint eine rote Fratze, die sich als der Guardian vorstellt und berichtet, dass er nach Britannia reisen wird, um dort die Macht an sich zu reißen. Überraschenderweise kann man ihn dank Sprachausgabe sogar hören, was eine echte Premiere für Ultima war. Hört doch selbst mal bei YouTube zu.
Der Avatar ist stinke wütend, da der Guardian schon im Vorstand nervt und dass der Plot anscheinend in diesem Teil auf Niveau von Ultima I zurück gefallen ist! Doch er wurde getäuscht - der Plot ist VIEL komplexer! Dieser Teil von Ultima war auch der erste, der in Deutsch übersetzt worden ist und das gar nicht mal schlecht. Aber ich persönlich bevorzuge die englische Variante mit dem Shakespearean English.
Nach der Ansprache des Guardian bemerkt er, dass sein Mondstein neben dem PC leuchtet, was bedeutet, dass irgendwo in der Nähe ein Mondtor geöffnet wurde (das hat er allerdings in Ultima VI noch nicht gewusst). Im Steinkreis im Garten erscheint dann auch prompt ein rotes Mondtor und der Avatar springt hinein, um nach Britannia aufzubrechen. Ein rotes Mondtor ist wie ein rotes Tuch oder ein roter Alarm für ihn! Da kennt er nichts! Der kleine Racker!
Auf der anderen Seite des Mondtors trifft der Avatar in der Stadt Trinsic auf seinen alten Weggefährten Iolo. Man erfährt, dass seit dem letzten Besuch 200 Jahre in Britannia vergangen sind und die Welt den Avatar fast vergessen hat. Iolo war gerade in Trinsic, als in der Nacht der Schmied und ein Stalljunge auf brutale Weise ermordet worden sind. Der Bürgermeister hat die Stadttore schließen lassen und Iolo und der Avatar werden beauftragt die Ermittlungen zu übernehmen. Irgendwie musste ich direkt an Law & Order denken. Aber jetzt mit mehr Fantasy und außerhalb von New York! CSI: Britannia!
In den 200 vergangenen Jahren hat sich viel verändert. Iolo ist zum Beispiel richtig alt geworden, die anderen Kumpane dagegen nicht -liegt vermutlich am Codex der Ultimativen Weisheit aus Ultima IV - der rockt immer noch! Außerdem wurde die Magie korrumpiert und funktioniert nicht mehr richtig. Alle Magier wurden im Laufe der Zeit senil oder wahnsinnig bei dem Versuch zu zaubern. Die Gargoyles aus Ultima VI haben jetzt eine Siedlung gegründet und leben auch vereinzelt in den Städten der Menschen, was zu Diskriminierungen unter den Bürgern führte... Der ermordete Stalljunge in Trinsic war beispielsweise ein flügelloser Gargoyle. Denn irgendwie sehen die für Menschen alle gleich aus: Groß, Rot und dann noch mit oder ohne Flügel. Ein Schelm, wer da jetzt böses denkt!
Also herrscht mal wieder Chaos in Britannia, aber niemand hat es gemerkt und erst recht ist niemand auf die Idee gekommen den Avatar zu rufen, um die Probleme zu lösen. Das mag jetzt wie eine Logiklücke mit Ausmaßen des Grand Canyon klingen, aber ich mache es wie das Spiel und mache einfach weiter und verfolge den Mord vom Anfang bis zum Finale des Spiels durch ganz Britannia.
An jedem Tatort gilt es akribisch nach Fährten und Spuren zu suchen und diese dann zu verfolgen. Im Laufe des Spiels bereist man fast ganz Britannia auf dieser Jagd von Tatort zu Tatort, von Spur zu Spur. Das Spiel ist fast ein Fantasy-Krimi! Nur durch jede Menge Nebenaufträge und andere, seltsame Dinge wird man von der starken Haupthandlung abgelenkt. Man muss zum Beispiel zwei Liebende zusammen bringen, Fleisch für die Köchin von Lord British besorgen, sich als Avatar verkleiden und für das Schauspiel Die Prüfungen des Avatars vorsprechen, woraufhin man aber nicht genommen wird, da man den Avatar nicht richtig verkörpert, usw. Manchmal verfolgt man auch einfach nur die Einwohner Britannias wie sie ihrem Tagesablauf folgen. Wie schon in den Vorgängern, gehen die Leute arbeiten, essen mittags in der Bar und gehen dann wieder arbeiten, um dann nachts zu schlafen. Manchmal gehen sie aber gar nicht nach Hause und betrügen ihre Ehefrau, der man dann von diesen heiklen Beobachtungen berichten kann?
Im Laufe des Spiels findet man schließlich heraus, dass eine Sekte namens The Fellowship ein Regelsystem ähnlich den acht Tugenden des Avatars entwickelt hat und damit immer mehr Anhänger sammelt. Da sie nach außen hin als wohltätige Organisation auftreten und die Genehmigung von Lord British haben, schöpft niemand Verdacht, dass die führenden Mitglieder in Wirklichkeit die Ankunft des Guardians durch ein künstliches Mondtor aus Schwarzstein vorbereiten.
Damit kein Magier ihnen gefährlich wird, baute ihr Anführer Batlin Maschinen, die den Äther stören und damit die Magie unwirksam bzw. gefährlich für Magier machen. Auch die Mondtore wurden dadurch stark verändert und funktionieren jetzt nicht mehr so wie gewohnt.
Es gilt also mehrere Morde aufzuklären, die Maschinen abzuschalten und anschließend zu vernichten, die Magier zu heilen, eine Stadt voller Untoter zu durchqueren, das Geheimnis des Time Lords aus Ultima III wieder nicht zu lösen, dafür aber mit ihm zu schnacken, ein Schiff zu kapern, die Welt zu bereisen, mit einem fliegenden Teppich herumzufliegen, Glasschwerter mit Drei-Finger-Rabatt zu besorgen, Honig zu stehlen, einer Siedlung zu helfen, in der alle aussehen wie Mitglieder der Raumschiff Enterprise Next Generation Crew, und, und, und...
Das Spiel ist vollgestopft mit Aufgaben und Aufträgen. Im Gegensatz zu heute gibt es auch kein Quest-Log für verwöhnte Rollenspieler-Babys und -Babes! Da musste man noch selbst Hand an den Stift legen...
Der Avatar findet im Laufe des Spiels schließlich einen Zauberstab, der Schwarzstein vernichten kann und nach einem Endkampf gegen die Handlanger des Guardians steht er vor dem schwarzen Tor. Durch das Ausschalten von Batlins Maschinen sind allerdings alle Mondtore wirkungslos geworden. Man hat nun die Wahl durch das schwarze Tor zu schreiten und so nach Hause in unsere Welt zu kommen, aber damit überlässt man dem Guardian Britannia, oder das Tor zu vernichten und auf ewig in Britannia festzusitzen, wo man den Avatar ja so ziemlich vergessen hat...
Das Spiel war technisch natürlich wieder ein riesiger Schritt nach vorne, der leider viele damalige Systeme abgehängt hat. Bei Origin Systems trug man aber sowieso nur Sieben-Meilen-Stiefel und tat das mit jedem neuen Spiel. Man brauchte eigentlich nie die Tastatur und konnte alles bequem per Maus erledigen. Bei den Gesprächen gab es jetzt Multiple Choice Listen statt Eingabefenster. Der Spielbildschirm konnte dadurch auch komplett für die Spielwelt genutzt werden und störende Menüs gab es in der Spielwelt keine mehr. Per Doppelklick benutzte man Gegenstände oder öffnete Behälter und Leichen oder sprach mit den Leuten. Die Bedienerführung war wegweisend und funktionierte einwandfrei.
Auch der typische Humor der Reihe blieb erhalten. Beispielsweise steht auf einem Acker ein Raumschiff aus der Wing Commander Serie und ein verstörter Bauer berichtet von katzenartigen Wesen, die daraus geklettert seien... Oder allein die stärkste Waffe im Spiel, die eine magische Gartenharke darstellt (vermutlich der Garden Master `93). Auch das nackt herumlaufende Hippie-Ehepaar in einer Bienenhöhle und die großen Augen, die das minderjährige Partymitglied Spark bei dem Treffen mit diesen gemacht hat, wird vielen Leuten unvergessen bleiben...
Das Spiel ist randvoll mit so seltsamen und bizarren Gags und Anspielungen, hat dafür aber eine sehr viel düstere Story als alle bisherigen Teile. Aber vermutlich würden die jungen Spieler von heute nur mit den Achseln zucken und ihr Call of Booty oder Medal of Ponor weiterspielen und sich über die Begeisterung eines alten Sacks über derartige Gags wundern.
Ebenfalls neu war die Möglichkeit das Spiel mit einer offiziellen Erweiterung zu vergrößern, als wäre es nicht schon groß genug! The Forge of Virtue erschien ein paar Wochen später und erschütterte nach der Installation das Land mit einem Erdbeben. Von Lord British erfährt der Avatar, dass die Insel von Exodus (der Oberbösewicht aus Ultima III nervt also IMMER NOCH!!!) aus dem Ozean aufgetaucht ist.
Der Avatar bekommt ein Schiff und fährt dorthin und findet schließlich den Kern von Exodus - vermutlich ein Quad Core. Dieser ist dabei sich zu regenerieren und neu zu starten, seit die Statue von ihm, die seinen Geist in Ultima VI gefangen hielt, vernichtet wurde. Und ich dachte eine Kernschmelze in Ultima III hätte ihn unbrauchbar gemacht! Aber immerhin dauert sein Bootvorgang offensichtlich länger als 200 Jahre. Blöd, dass er vorher wohl auf Vista ohne Service Packs umgestiegen ist...
Es galt also diese Reinkarnation aufzuhalten und nebenbei die Tests der drei Schreine auf der Insel zu erledigen. Danach verbannt man dann Exodus für immer. Oder? Auf der Insel und durch die Belohnung von Lord British für die Verbannung steigern alle Attribute des Avatars auf Maximum (Stärke sogar auf Maximum mal zwei) UND man bekommt ein Schwert, das von einem Dämon beseelt ist. Wenn man mit dem Schwert spricht, kann es auf Kommando dämonische Zauber ausführen, wie beispielsweise Sofortiger Tod. Ein böses Schwert... Aus Schwarzstein... Wieder haben wollen! *räuspern*
Erstaunlich war allerdings, dass The Black Gate nur der 1. Teil von zweien sein sollte! Ultima VII Part 2 - The Serpent Isle benutzte dieselbe Spiel-Engine, spielte aber an einem ganz anderen Ort und setzte die Story fort. Das war damals nicht so wie heute! Heute würde ein Hersteller einfach 10 neue Level designen, seinem Spiel eine neue Nummer anhängen und es dann veröffentlichen. Bei Ultima ging man wenigstens noch nach echtem, technischem Fortschritt mit der Seriennummer voran... Oder war es ein Rückschritt? Das wird sich noch zeigen!
[bild10]Da ich glaube, dass hier einige dreckig gelacht haben, als sie Serpent Isle gelesen haben, mache ich jetzt erst mal Schluss und erzähle euch ein anderes Mal, was auf dieser Insel passierte. Denn jetzt spiele ich erst mal gepflegt Ultima VII, das ich mir vor kurzem wieder in einer gebrauchten The Complete Ultima VII Ausgabe für den PC zugelegt habe. Das Spiel erschien übrigens auch für das Super Nintendo, wurde dort aber aufgrund der beschränkten Hardware fast vollständig umgeschrieben.
Ultima VII - The Black Gate ist der absolute Höhepunkt der Serie. Kein Teil zuvor aber auch kein Teil danach konnte je wieder Britannia in diesem Detailreichtum und dieser Tiefe darstellen. Nur Ultima VII - Serpent Isle konnte noch mit diesem Teil in Sachen Detailreichtum konkurrieren, hat aber wie gesagt einen anderen Schauplatz gewählt.
Auf heutigen Rechnern kann man das Spiel problemlos mit dem Programm DOSBox spielen ? nur die Konfigurationsdatei muss entsprechend angepasst werden. Es gibt aber auch ein Fanprojekt namens Exult, das es erlaubt Ultima VII in einer neuen Engine direkt unter Windows, Linux, BeOS, SUN Solaris oder MacOS zu spielen.
Vermutlich ist wie bisher euer Geburtsjahr nach dem Erscheinungsjahr von Ultima VII und ihr werdet wieder respektlos über die Grafik oder allgemein das wirre, senile Gebrabbel eines älteren Users herziehen, der euch doch nur diese großartige Spiele-Serie näher bringen will. Aber mit mir kann man es ja machen!
Dagegen solltet ihr es nicht mit Felicia Day machen! Denn die hat in einem Interview gesagt, dass "ihr liebstes Computerspiel aller Zeiten Ultima VII ist, denn für sie hat damit ihre Liebe und Begeisterung für Videospiele begonnen" (vgl. EDGE Ausgabe 229, Seite 24 ? ich bin ja kein Doktor).
Ihr merkt also, dass man bei attraktiven und berühmten Frauen mit Wissen über Ultima punkten kann. Lest daher die folgenden Worte immer mit dem eifersüchtigen Gedanken, dass der Verfasser dieses Texts schon mal mehr Anziehungskraft auf Felicia Day ausübt als ihr Jungspunde es jemals tun werdet! Wäre mein Mund gerade nicht so trocken und die dritten Zähne etwas weniger gelb, würde ich euch jetzt die Zunge raus strecken.
Im Jahre 1992 galt der 486er als das schnellste PC-System, Windows 3.1 (oder für die ganze krassen Power-User 3.11 for Workgroups) noch immer als Option für ein ordentliches DOS-System (ganz ohne bunte Fensterchen) und wer Festplatten-Leistung brauchte, musste die Geheimnisse von smartdrv ergründen... 2 MB RAM waren damals üblich und ich selbst hatte immerhin schon 4 MB auf meinem Mainboard und war zusammen mit einer 486er DX2/66 CPU der King in der Schule.
Ultima VII Part 1 - The Black Gate erschien in diesem Jahr und brachte die damals übliche Hardware an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit: VGA-Grafik in gestochen scharfen 640x480 Punkten, Sprachausgabe (an manchen Stellen), Sound und Musik aus dem Hause Origin Systems sowie ein komplett mit der Maus bedienbares Interface eröffneten den Himmel auf Erden für PC-Rollenspieler.
Damals galt es Ultima VII gespielt zu haben oder man musste auf dem Pausenhof in der Ecke stehen und schmollen. Es war eine Bildungslücke nicht mal versucht zu haben das Spiel zu spielen. Kann allerdings auch sein, dass ich in der Ecke stand und schmollte, weil keiner mehr was über Ultima VII hören wollte?
Am Anfang von Ultima VII Part 1 - The Black Gate sitzt der Avatar vor unserer Welt am PC und erinnert sich an die Ereignisse in Britannia aus Ultima VI. Aus heutiger Sicht ist er mir da noch viel sympathischer, da er offensichtlich die Ereignisse aus Savage Empire (Worlds of Ultima I), Martian Dreams (Worlds of Ultima II) und Ultima Underworld ? The Stygian Abyss vergessen hat. Das passiert mir auch schon manches Mal und tut hier aber erst mal nichts zur Sache. Vor allem da diese Spiele außer dem Avatar als Helden und Ultima irgendwo im Titel auch nicht viel mit der Haupt-Serie zu tun hatten.
Auf seinem Bildschirm gibt es plötzlich Störungen und ein blauer Bildschirm erscheint - Damn you, Blue Screen of Death! Aber statt eines Neustarts erscheint eine rote Fratze, die sich als der Guardian vorstellt und berichtet, dass er nach Britannia reisen wird, um dort die Macht an sich zu reißen. Überraschenderweise kann man ihn dank Sprachausgabe sogar hören, was eine echte Premiere für Ultima war. Hört doch selbst mal bei YouTube zu.
Der Avatar ist stinke wütend, da der Guardian schon im Vorstand nervt und dass der Plot anscheinend in diesem Teil auf Niveau von Ultima I zurück gefallen ist! Doch er wurde getäuscht - der Plot ist VIEL komplexer! Dieser Teil von Ultima war auch der erste, der in Deutsch übersetzt worden ist und das gar nicht mal schlecht. Aber ich persönlich bevorzuge die englische Variante mit dem Shakespearean English.
Nach der Ansprache des Guardian bemerkt er, dass sein Mondstein neben dem PC leuchtet, was bedeutet, dass irgendwo in der Nähe ein Mondtor geöffnet wurde (das hat er allerdings in Ultima VI noch nicht gewusst). Im Steinkreis im Garten erscheint dann auch prompt ein rotes Mondtor und der Avatar springt hinein, um nach Britannia aufzubrechen. Ein rotes Mondtor ist wie ein rotes Tuch oder ein roter Alarm für ihn! Da kennt er nichts! Der kleine Racker!
Auf der anderen Seite des Mondtors trifft der Avatar in der Stadt Trinsic auf seinen alten Weggefährten Iolo. Man erfährt, dass seit dem letzten Besuch 200 Jahre in Britannia vergangen sind und die Welt den Avatar fast vergessen hat. Iolo war gerade in Trinsic, als in der Nacht der Schmied und ein Stalljunge auf brutale Weise ermordet worden sind. Der Bürgermeister hat die Stadttore schließen lassen und Iolo und der Avatar werden beauftragt die Ermittlungen zu übernehmen. Irgendwie musste ich direkt an Law & Order denken. Aber jetzt mit mehr Fantasy und außerhalb von New York! CSI: Britannia!
In den 200 vergangenen Jahren hat sich viel verändert. Iolo ist zum Beispiel richtig alt geworden, die anderen Kumpane dagegen nicht -liegt vermutlich am Codex der Ultimativen Weisheit aus Ultima IV - der rockt immer noch! Außerdem wurde die Magie korrumpiert und funktioniert nicht mehr richtig. Alle Magier wurden im Laufe der Zeit senil oder wahnsinnig bei dem Versuch zu zaubern. Die Gargoyles aus Ultima VI haben jetzt eine Siedlung gegründet und leben auch vereinzelt in den Städten der Menschen, was zu Diskriminierungen unter den Bürgern führte... Der ermordete Stalljunge in Trinsic war beispielsweise ein flügelloser Gargoyle. Denn irgendwie sehen die für Menschen alle gleich aus: Groß, Rot und dann noch mit oder ohne Flügel. Ein Schelm, wer da jetzt böses denkt!
Also herrscht mal wieder Chaos in Britannia, aber niemand hat es gemerkt und erst recht ist niemand auf die Idee gekommen den Avatar zu rufen, um die Probleme zu lösen. Das mag jetzt wie eine Logiklücke mit Ausmaßen des Grand Canyon klingen, aber ich mache es wie das Spiel und mache einfach weiter und verfolge den Mord vom Anfang bis zum Finale des Spiels durch ganz Britannia.
An jedem Tatort gilt es akribisch nach Fährten und Spuren zu suchen und diese dann zu verfolgen. Im Laufe des Spiels bereist man fast ganz Britannia auf dieser Jagd von Tatort zu Tatort, von Spur zu Spur. Das Spiel ist fast ein Fantasy-Krimi! Nur durch jede Menge Nebenaufträge und andere, seltsame Dinge wird man von der starken Haupthandlung abgelenkt. Man muss zum Beispiel zwei Liebende zusammen bringen, Fleisch für die Köchin von Lord British besorgen, sich als Avatar verkleiden und für das Schauspiel Die Prüfungen des Avatars vorsprechen, woraufhin man aber nicht genommen wird, da man den Avatar nicht richtig verkörpert, usw. Manchmal verfolgt man auch einfach nur die Einwohner Britannias wie sie ihrem Tagesablauf folgen. Wie schon in den Vorgängern, gehen die Leute arbeiten, essen mittags in der Bar und gehen dann wieder arbeiten, um dann nachts zu schlafen. Manchmal gehen sie aber gar nicht nach Hause und betrügen ihre Ehefrau, der man dann von diesen heiklen Beobachtungen berichten kann?
Im Laufe des Spiels findet man schließlich heraus, dass eine Sekte namens The Fellowship ein Regelsystem ähnlich den acht Tugenden des Avatars entwickelt hat und damit immer mehr Anhänger sammelt. Da sie nach außen hin als wohltätige Organisation auftreten und die Genehmigung von Lord British haben, schöpft niemand Verdacht, dass die führenden Mitglieder in Wirklichkeit die Ankunft des Guardians durch ein künstliches Mondtor aus Schwarzstein vorbereiten.
Damit kein Magier ihnen gefährlich wird, baute ihr Anführer Batlin Maschinen, die den Äther stören und damit die Magie unwirksam bzw. gefährlich für Magier machen. Auch die Mondtore wurden dadurch stark verändert und funktionieren jetzt nicht mehr so wie gewohnt.
Es gilt also mehrere Morde aufzuklären, die Maschinen abzuschalten und anschließend zu vernichten, die Magier zu heilen, eine Stadt voller Untoter zu durchqueren, das Geheimnis des Time Lords aus Ultima III wieder nicht zu lösen, dafür aber mit ihm zu schnacken, ein Schiff zu kapern, die Welt zu bereisen, mit einem fliegenden Teppich herumzufliegen, Glasschwerter mit Drei-Finger-Rabatt zu besorgen, Honig zu stehlen, einer Siedlung zu helfen, in der alle aussehen wie Mitglieder der Raumschiff Enterprise Next Generation Crew, und, und, und...
Das Spiel ist vollgestopft mit Aufgaben und Aufträgen. Im Gegensatz zu heute gibt es auch kein Quest-Log für verwöhnte Rollenspieler-Babys und -Babes! Da musste man noch selbst Hand an den Stift legen...
Der Avatar findet im Laufe des Spiels schließlich einen Zauberstab, der Schwarzstein vernichten kann und nach einem Endkampf gegen die Handlanger des Guardians steht er vor dem schwarzen Tor. Durch das Ausschalten von Batlins Maschinen sind allerdings alle Mondtore wirkungslos geworden. Man hat nun die Wahl durch das schwarze Tor zu schreiten und so nach Hause in unsere Welt zu kommen, aber damit überlässt man dem Guardian Britannia, oder das Tor zu vernichten und auf ewig in Britannia festzusitzen, wo man den Avatar ja so ziemlich vergessen hat...
Das Spiel war technisch natürlich wieder ein riesiger Schritt nach vorne, der leider viele damalige Systeme abgehängt hat. Bei Origin Systems trug man aber sowieso nur Sieben-Meilen-Stiefel und tat das mit jedem neuen Spiel. Man brauchte eigentlich nie die Tastatur und konnte alles bequem per Maus erledigen. Bei den Gesprächen gab es jetzt Multiple Choice Listen statt Eingabefenster. Der Spielbildschirm konnte dadurch auch komplett für die Spielwelt genutzt werden und störende Menüs gab es in der Spielwelt keine mehr. Per Doppelklick benutzte man Gegenstände oder öffnete Behälter und Leichen oder sprach mit den Leuten. Die Bedienerführung war wegweisend und funktionierte einwandfrei.
Auch der typische Humor der Reihe blieb erhalten. Beispielsweise steht auf einem Acker ein Raumschiff aus der Wing Commander Serie und ein verstörter Bauer berichtet von katzenartigen Wesen, die daraus geklettert seien... Oder allein die stärkste Waffe im Spiel, die eine magische Gartenharke darstellt (vermutlich der Garden Master `93). Auch das nackt herumlaufende Hippie-Ehepaar in einer Bienenhöhle und die großen Augen, die das minderjährige Partymitglied Spark bei dem Treffen mit diesen gemacht hat, wird vielen Leuten unvergessen bleiben...
Das Spiel ist randvoll mit so seltsamen und bizarren Gags und Anspielungen, hat dafür aber eine sehr viel düstere Story als alle bisherigen Teile. Aber vermutlich würden die jungen Spieler von heute nur mit den Achseln zucken und ihr Call of Booty oder Medal of Ponor weiterspielen und sich über die Begeisterung eines alten Sacks über derartige Gags wundern.
Ebenfalls neu war die Möglichkeit das Spiel mit einer offiziellen Erweiterung zu vergrößern, als wäre es nicht schon groß genug! The Forge of Virtue erschien ein paar Wochen später und erschütterte nach der Installation das Land mit einem Erdbeben. Von Lord British erfährt der Avatar, dass die Insel von Exodus (der Oberbösewicht aus Ultima III nervt also IMMER NOCH!!!) aus dem Ozean aufgetaucht ist.
Der Avatar bekommt ein Schiff und fährt dorthin und findet schließlich den Kern von Exodus - vermutlich ein Quad Core. Dieser ist dabei sich zu regenerieren und neu zu starten, seit die Statue von ihm, die seinen Geist in Ultima VI gefangen hielt, vernichtet wurde. Und ich dachte eine Kernschmelze in Ultima III hätte ihn unbrauchbar gemacht! Aber immerhin dauert sein Bootvorgang offensichtlich länger als 200 Jahre. Blöd, dass er vorher wohl auf Vista ohne Service Packs umgestiegen ist...
Es galt also diese Reinkarnation aufzuhalten und nebenbei die Tests der drei Schreine auf der Insel zu erledigen. Danach verbannt man dann Exodus für immer. Oder? Auf der Insel und durch die Belohnung von Lord British für die Verbannung steigern alle Attribute des Avatars auf Maximum (Stärke sogar auf Maximum mal zwei) UND man bekommt ein Schwert, das von einem Dämon beseelt ist. Wenn man mit dem Schwert spricht, kann es auf Kommando dämonische Zauber ausführen, wie beispielsweise Sofortiger Tod. Ein böses Schwert... Aus Schwarzstein... Wieder haben wollen! *räuspern*
Erstaunlich war allerdings, dass The Black Gate nur der 1. Teil von zweien sein sollte! Ultima VII Part 2 - The Serpent Isle benutzte dieselbe Spiel-Engine, spielte aber an einem ganz anderen Ort und setzte die Story fort. Das war damals nicht so wie heute! Heute würde ein Hersteller einfach 10 neue Level designen, seinem Spiel eine neue Nummer anhängen und es dann veröffentlichen. Bei Ultima ging man wenigstens noch nach echtem, technischem Fortschritt mit der Seriennummer voran... Oder war es ein Rückschritt? Das wird sich noch zeigen!
[bild10]Da ich glaube, dass hier einige dreckig gelacht haben, als sie Serpent Isle gelesen haben, mache ich jetzt erst mal Schluss und erzähle euch ein anderes Mal, was auf dieser Insel passierte. Denn jetzt spiele ich erst mal gepflegt Ultima VII, das ich mir vor kurzem wieder in einer gebrauchten The Complete Ultima VII Ausgabe für den PC zugelegt habe. Das Spiel erschien übrigens auch für das Super Nintendo, wurde dort aber aufgrund der beschränkten Hardware fast vollständig umgeschrieben.
Ultima VII - The Black Gate ist der absolute Höhepunkt der Serie. Kein Teil zuvor aber auch kein Teil danach konnte je wieder Britannia in diesem Detailreichtum und dieser Tiefe darstellen. Nur Ultima VII - Serpent Isle konnte noch mit diesem Teil in Sachen Detailreichtum konkurrieren, hat aber wie gesagt einen anderen Schauplatz gewählt.
Auf heutigen Rechnern kann man das Spiel problemlos mit dem Programm DOSBox spielen ? nur die Konfigurationsdatei muss entsprechend angepasst werden. Es gibt aber auch ein Fanprojekt namens Exult, das es erlaubt Ultima VII in einer neuen Engine direkt unter Windows, Linux, BeOS, SUN Solaris oder MacOS zu spielen.