GTA San Andreas // Real Ghetto-Gospel?

just4ikarus

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29.08.2006
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Sind wir nicht alle mit dem Traum erwachsen geworden, Gangster zu werden? Als Farbiger durch die Ghettos zu ziehen, ungewünschte Menschen zu erschießen und mit einer Nutte zu schlafen? Sich immer mehr Gegenden zu seinem Eigentum zu machen, und immer mehr Menschen zu unterwerfen? War das nicht jedermanns/jederfraus Traum? Nicht. Okay. Ich verstehe es.

Mein Traum war es auch nie. Doch als mich DMA Design zum ersten Mal in die Rolle dieses kleinen Menschen schlupfen ließ, den ich leider nie genauer sah, und der eigentlich auch nichts anderes konnte, als schießen und mit dem Flammenwerfer zu hantieren, fing ich an, diese Art von Spielen zu lieben. GTA 2 war eines meiner ersten Spiele. Und wird wahrscheinlich auch eines meiner letzten sein. Und ich verfolgte den wundersamen Aufstieg dieser Serie mit. DMA Design schickte die Lemminge das letzte Mal in den Tod, nannte sich Rockstar Games, wandte sich GTA 3 zu, und verpackte von nun an die Städte aus Teil 1 in ein 3D-Gewand. Und ich gebe es zu. Ich habe sie alle geliebt. Alle ? aber ?

Ich war der namenlose Waschlappen-Typ in Liberty City. Ich war Tommy Vercetti in Vice City. Und nun verlangte Rockstar Games in die Rolle des CJ, des Carl Johnson zu schlüpfen. Aber ich fühle mich nie wohl in meiner dreidmensional-generierten Haut. War Liberty City einfach nur cool, da es zum erten Mal eine so große Welt zum frei begehen und befahren gab (nur Driver zuvor hatte mich so beeindruckt ? und da konnte ich nur Autofahren). Vice City war hingegen ein durch und durch durchgestyltes Game, welches die 80er wiederauferstehen ließ. Aber was sollte der ganze Scheiß mit den Gangs und den Ballas und all dem ganzen. Ich fühlte mich nicht wohl, als klischeehaft bedingter schwarzer Killer. Klar, auch er ist ein Mensch. Hat seinen kleinen Bruder und seine Mutter verloren. Aber sollte er daraus nicht etwas lernen. Eigentlich schon. Aber er kommt wieder zurück. Nach San Andreas. Und das ist natürlich auch klar. Gangsta müssen kiffen.

Der Humor der GTA-Spiele hat mir schon immer gefallen. Aber mir fehlte einfach dieses "Elvis Has Left The Building?-Feeling. Vielleicht war mir das Spiel zu ernst. Ich verstand die Anspielungen vielleicht auch gar nicht. Ich war viel zu eingenommen von den Klischees, die hier in diesem Spiel wieder breitgetreten werden. Korrupte Bullen, farbige Schwerverbrecher, Gangs. Und überall sind Waffen. Selbst Prostituierte tragen unter ihrem Bikini eine Pistole.

Na klar, San Andreas ist natürlich beeindruckend. VIel Land zu befahren, viel Musik zu hören, viele Waffen zu benutzen, viele Missionen zu lösen. Aber überfordert es einen nicht? Ist es nicht schon viel zu sehr ein Second Life. Oder ein Tamagotchi in Form von CJ? Er muss essen, er muss Sport betreiben, muss Radfahren üben, muss einfach mal so seine Skills verbessern. Das offenbart zwar neben dem Action-Genre und dem Rennspiel-Genre dem Spieler auch etwas das Rollenspiel-Genre. Schön und gut. Aber war es nicht eigentlihc immer mein Wunsch, ein Spiel wie GTA 3 (Liberty City) zu spielen? Musste es so viel schlimmer wurden.

Alles in allem ist San Andreas viel zu überladen. Viel zu protzig kommt es daher. Viel zu wichtig nimmt es sich selbst. Grafisch leicht weiterentwickelt, spieltechnisch zu schnell weitentwickelt. Versuchte ich den ersten Teil der Trilogie noch am Stück auszuspielen, steige ich hier schon meist nach einer halben Stunde aus. Der Charme ist weg. Der Spaß ist weg. Was bleibt sind viel zu viele Möglichkeiten. Welche ich aber nie annehmen möchte.

(6 von 10)
 
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