In Gedanken bei...Final Fantasy X

NaturalGenius-san

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Die Gamergemeinde ist heute so groß wie nie. In Zeiten, in denen Massenware den Markt und sämtliche Newsseiten überschwemmt, springen einem zwangsweise verschwommene aber warme und gefühlvolle Erinnerungen in den Kopf, Erinnerungen an damals, als man nach dem Ende eines Spiels Tränen in den Augen hatte und man sich aufgewühlt ins Bett lag, um die im Spiel gemachten Erfahrungen noch mal Revue passieren zu lassen. Gefühle die ich schon lange nicht mehr empfand. Ihrer soll nun gedacht werden.

Ich bin wahrlich ein Spätzünder in Sachen Games. Während meiner Pubertät, von mir auch liebevoll mein eigenes dunkles Mittelalter genannt, kümmerte ich mich gewiss um ein paar andere Dinge als Games und verpasste so ne ganze Menge. Final Fantasy X, bereits am Anfang des neuen Jahrtausends erschienen, ging somit auch komplett an mir vorbei, was auf der einen Seite schade ist, aber dann doch wieder erfreulich.
Erst Ende 2007 nahm ich mir FFX vor und hatte es nach wenigen Tagen durch, was bei mir ne wahre Seltenheit ist. Nachdem die letzte wohlgemerkt für damals bombastische Cutscene über den Bildschirm flimmerte, war ich aufgewühlt, berührt und von Tränen gepeinigt, ja ich hab auf eine sehr männliche Weise geheult. Das hat außer FFX bisher nur Super Mario 64 geschafft, ein Männerherz aufzuweichen, ja, wahrlich eine große Eigenschaft eines Spiels, welche heute ausgestorben ist. Ist ja klar, man kann ja die vermeintlich männerdominierte Gamergemeinde nicht durch den Weicheifaktor zum Kauf eines Spiels bewegen. Explosionen. Blut und laute Waffen, ganz Recht, das brauch man. Ich bin dann halt ne Heulsuse, hör ja auch ein wenig Coldplay und les gern Romancemanga. Naja, bin jetzt ein wenig abgeschweift.
Jedenfalls, allein durch die Emotionen, die das Spiel in mir hervorgerufen hat, ist ein Platz unter meinen most memorable Games sicher. Wie für ein Spiel von vor neun Jahren zu erwarten, ist die Grafik natürlich äußerst überholt, was den Spielspaß nicht drückt, halt für die guten Grafikhuren ungeeignet. In Sachen Storytelling ist das Spiel auf gewohntem FF-Niveau, also damit meine ich noch vor FFXII. Ein schönes Cinematic-RPG mit denkwürdigen Szenen, denke man mal an die Kusszene zwischen Yuna und Tidus oder an die Enthüllung von Aurons Geheimnis, da krieg ich jetzt noch Gänsehaut. Insgesamt ist die Story teils etwas klischeehaft, also mit dem klassischen "Helden bekämpfen Obermufti"-Muster, ein bisschen versetzt mit anderen Elementen, die Vatersohnbeziehnung zwischen Tidus und Jekkt , Yunas Schicksal Sin zu töten und dabei auch sich selbst, welches sie auferlegt bekommen hat und sogar auch eine Wendung, in der die Heldentruppe, obwohl sie ein gutes Ziel verfolgt, plötzlich zum Feind der ganzen Welt wird. Dadurch und durch viele andere Wendungen funktoniert das Spiel einwandfrei. Man wird vom Appell im Intro des Spiels, übrigens eine wundervolle Hintergrundmusik, schon von Beginn an ins Spiel gesogen und wird nicht mehr frei gelassen, man taucht praktisch in Spira ein. Jo, ich weiß, bin grad ein bisschen in meiner eigenen Lobhudelei versunken, ist halt etwas schwierig ein Spiel zu beurteilen, das einen selbst dermaßen überzeugt hat, sodass dieses zum Maßstab für viele nachfolgende Games geworden ist. Und eigentlich, warum schreib ich keinen Test hierzu, würde mir ja außerdem weitere 200 Punkte verschaffen. Naja, gerade bei Games wie FFX und auch weil ich schon seit den Neunzigern Spielezeitschriften lese, will ich ab und zu dazu neigen, ein Spiel nicht komplett zu zerflücken, also beispielsweise eine Wertung aufgrund von verschiedenen Attributen zu vergeben. Ich wüsste genau, welche Mankos ein Tester hier nennen würde. Allen voran wäre da bestimmt der sehr lineare Spielverlauf zu nennen, ab und zu wird man halt durch die kleinen Blitzballspielchen von der eigentlichen Story abgelenkt. Blitzball, also für unwissende eine Sportart in welcher unser lieber Hauptcharakter Tidus ein angesehener Profi ist, habe ich übrigens komplett ignoriert. Die Story ist in dem Spiel das Wichtigste und der Fakt, dass das Spiel nunmal sehr linear verläuft, bestätigt mich darin. Es ist heute Gang und Gebe, dass Linearität in Games negativ bewertet wird. Spiele wie GTA haben das Open World Prinzip populär gemacht, dem Trend ist FFXII leider auch gefolgt. Warum ist das bei FFX nix Schlimmes? Ganz einfach: Durch Linearität wird der Fokus auf die Story gelegt. Hat das Spiel nun eine solche abfgefahrene Story wie FFX, dann macht das nix. Man wird automatisch von der Story gefesselt und wünscht sich nicht mal mehr Freiheit. Der Open World Trend hat aber leider bei vielen zum Umdenken geführt, mehr Freiheit gleich mehr Qualität. Der Spieler muss entweder eine ganze Welt frei erforschen können oder die Story durch eigene Entscheidungen verändern können. Das hat sich nunmal leider etabliert. Hab mir auch überlegt dazu nen Blog zu machen, also "Das Prinzip des linearen Spielverlaufs" oder so ähnlich, aber habs hier doch jetzt ein wenig vorgegriffen. Vielleicht irgendwann mal.
Aber nun wieder zu FFX. Auf jedenfall zu erwähnen: Der Soundtrack. Der ist einfach Wahnsinn. Ich hab mir jedesmal das Opening des Spiels angehört und manchmal hab ich selbst nachdem es zu Ende war weiter gewartet bis es wieder anläuft. Neben "To Zanarkand" hat mir auch "Suteki da ne" sehr gut gefallen. Zur Info, das ist das Lied, das während der romantischen Szene zwischen Yuna und Tidus gespielt wurde, ne schöne Ballade. Und sogar so vermeintlich unauffällige Themes wie das Battle Theme oder das sehr aggressive Lied im Kampf gegen Jekkt am Ende waren einzigartig und haben Wiedererkennungswert. Da sieht man mal wieder, Nobuo Uematsu halt. Ich weiß jetzt nicht genau ob er für alle Songs verantwortlich war, aber die von denen ich weiß, dass er sich dafür verantwortlich zeichnet, haben mir sehr gefallen. Ein wundervolles Spielerlebnis wurde damit geschaffen, fabulös. Ich könnte noch weiter in den höchsten Tönen singen, aber langsam will ich mal Schluss machen. Will gleich noch ne nette DVD klotzen, aber eine Sache muss noch erwähnt werden. Ich weiß jetzt nicht, ob ich was in der Story verschwitzt habe oder ob die Entwickler den "Charakter" transparenter gemacht haben, aber für mich ist Sin, der große, im wahrsten Sinne des Wortes gigantische Endboss noch ein kleines Rätsel. Man erfährt, dass dieses Wesen wohl wie eine Naturkatastrophe über die Menschen kommt, man sieht selbst die verheerenden Katastrophen, die es verursacht. Aber im Grunde bleibt Sin ein Mysterium. Wo kommt es her und was ist es eigentlich? Ist es, wie der Name schon sagt, eine Manifestierung der Sünden der Menschheit?
Ich weiß es nicht oder ich habs vergessen bzw. nicht ganz mitbekommen. Wer was genaueres weiß, bitte kommentieren. Jedenfalls gab mir diese geheimnisvolle Kreatur, die ich bekämpfen musste und auf die alles hinarbeitete, ein komplett anderes Gefühl als sonst, etwa wie in "Shadow of the Colossus". In dem Spiel tötet man gigantische Kolosse, ohne viel genaueres über sie zu wissen. Sie erscheinen sogar recht friedlich und trotzdem muss man sie töten. Das weckt schon ne gewisse Melancholie und macht traurig. Der Kampf gegen Sin war vom Empfinden her recht ähnlich und auf seine Weise auch eine nachhaltige Videospielerfahrung.

Hmm, ja ich glaub ich mach mal Schluss für heute, hab das Spiel genug gelobt und ich will euch ja net zu viel zum Lesen geben. Im Grunde habe ich das Wichtigste gesagt. Vielleicht widme ich mich schon bald einem anderen tollen Titel, aber bis dahin bye.
Gruß NaturalGenius-san
 
Sin ist eine Art Bestia. (Ju) Yevon hat sie aus der Energie der Asthra beschworen, als Rache an Bevelles Maschina und Menschen.

Zu dem Spiel: Im Grunde unterscheidet sich dieses kaum von den Egoshootern oder Casualspielen. Nur weil ein Spiel Emotionen der ?weicheren? Art weckt, heißt das nicht, es ist automatisch besser. Egoshooter rufen auch Emotionen hervor: Wut, Zorn, Ehrgeiz, Stolz und so weiter. Im Falle von Final Fantasy bedient die Industrie hier die Japan-Freunde und jene Kids, die mit Pokemon und Co. groß geworden sind. Auf die Spitze treibt es der dreizehnte Teil, der kitschiger kaum sein könnte.
Besonders herausragende Qualitäten hat es nur teilweise: Die Mini-Quests sind eigentlich unter aller Sau, die Animationsphasen aus PSone-Zeiten einfach nur altbacken, die Musik öde Standard-Kost ? manche Lieder klingen fast wie alte. Oath z.B. aus FFVIII meine ich fast gehört zu haben, war dann aber doch was anderes.

Du siehst, ich bin kein Freund des zehnten Teils. Ich hab die Serie mit dem achten Teil begonnen, 6 und 7 nachgeholt und bis Teil 12 kein Spiel verpasst, mit Ausnahme von Nummer 11. Den fünften und die ersten zwei kenne ich ansatzweise. In Anbetracht der Umstände und der Qualität (und sicher auch der Verkaufszahlen) bleiben Teil 1 und Teil 7 die besten Final-Fantasy-Spiele. Teil 1, weil er nun mal ein finales letztes Spiel darstellen sollte, dass eben mal nicht aus reinem Kommerz gestaltet wurde. (außer dahinter steckt ein genialer Marketing-Plan) Teil 7, weil Squaresoft das gesamte Budget bis zum Ansatz verbraucht hatte und das Spiel teilweise sogar unfertig ist.

Es gibt nur seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr, seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr, seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr wenige non-lineare Handlungsstränge in Spielen.
 
Die Info zu Sin kam aber nicht im Spiel oder?
Kann mich jedenfalls nicht dran erinnern. Aber danke für die Info.

Das Spiel hast du aber ganz schön kritisiert. Deiner Kritik kann ich zustimmen, wiegt halt bei mir nicht so viel. Ich bin einfach vom Gefühl ausgegangen, dass das Spiel bei mir geweckt hat, klar, dass das nicht sehr objektiv ist und deswegen sehe ich die ganzen kleinen Mankos nicht so eng. Am Ende hat mich das Spiel ganz einfach begeistert und das zählt für mich. Einen Test kann man so natürlich nicht schreiben, deswegen wollte ich einfach nen Blog verfassen, der meine Begeisterung für das Spiel ausdrückt, welche ich bei heutigen Games immer weniger erfahre.

Im Punkt öde Musik kann ich dir gar nicht zustimmen. Musik ist ja bekanntlich Geschmackssache und FFX ist natürlich auch nicht mein erstes FF-Game, und ich finde den FFX-Soundtrack von allen am Besten. Deine Kritik in dem Punkt kann ich also gar nicht nachvollziehen.

Zum Punkt lineare Handlungsstränge: Logisch weisen die meisten vor allem auf Single-Player ausgelegten Spiele einen gewissen Grad an Linearität auf. Bei FFX hab ich in dem Punkt aber schon viel Kritik gehört bzw. gelesen und wollte einfach mal im Blog schreiben, warum das Ganze nicht so schlimm ist.

Und vielleicht noch zu FFXIII: Ich hatte viel Hoffnung auf das Spiel gesetzt, es wurden anfangs auch Ähnlichkeiten zu FFX erwähnt. Das Spiel hat mich dann doch etwas enttäuscht unter anderem wegen dem übertriebenen Kitsch.
 
Hab schon befürchtet, dass man meinen Aufbau kritisieren würde. Kann ja vielleicht im nachhinein noch Absätze mit zugehörigen Überschriften bilden, hab ich sonst auch fast immer gemacht.

Vielleicht mal allgemein: meine Highlights waren FFVIII und X.

Und die Website kann ich mir ja mal ansehen, schadet ja net.
 
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