Kurzgeschichten gegen die Langeweile

BiteZombie

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26.06.2014
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Nachdenklich starre ich aus dem Fenster. Mein Blick wandert über eine völlig verwahrloste Stadt. Jeden Tag sind Explosionen zu hören. Doch wir sind sicher. Im 8. Stock des Hochhauses. Ich wollte weiter nach oben, doch Petra war dagegen. Jetzt ist es auch egal. Wir können nicht mehr fort. Wie sehne ich mich nach den Liedern der Vögel. Oder dem nervigen Köter von Frau Schneider. Stattdessen habe ich jeden verdammten Tag dieses poltern aus unserem Schlafzimmer. Die Tür ist mit sieben Vorhängeschlössern gesichert. Schon makaber oder? Ich schlafe auf dem Sofa im Wohnzimmer. Dort schlafe ich, esse ich und bereite das Fressen von Petra zu. Ja das Fressen. Am liebsten hätte sie es wenn es noch leben würde, doch dies kann ich ihr leider nicht mehr bieten. Die Menschen sind vorsichtiger und vertrauen nicht mehr jedem. Zum Glück hatte ich vorgesorgt. Doch die Vorräte sind nun fast aufgebraucht. Ohne Nahrung mache ich es auch nicht mehr lange. Mein Wecker klingelt. 12 Uhr. Zeit zum Fressen. Ich nehme den Eimer mit frischen Fleisch und begebe mich zur Schlafzimmertür. Ich höre schon die Ketten rascheln. Sie freut sich immer wenn ich komme. Bilde ich mir zumindest ein. Die Schlösser sind geöffnet und ich betrete den schwach beleuchteten Raum. Die Ketten halten zum Glück. Denn sie kommt sofort auf mich zu gestürmt. Sie trägt noch das rote Abendkleid von unserem Hochzeitstag. Das heißt es war eigentlich weiß. Das Blut hat es rot gefärbt. Doch ich rede mir ein, dass es schon immer rot war. Sie faucht und fletscht dir Zähne. Also die, die noch da sind. Der Virus hat ihr ganz schön zugesetzt. Sie wirkt zwanzig Jahre älter. Die Haare sind ihr ausgefallen, das Gesicht ist von getrocknetem Blut verschmiert. Doch ich darf sie nicht waschen. Es ist einfach zu gefährlich. Einfach alles ist zu gefährlich. Ich weiß nicht wie lange ich das noch schaffe. Eigentlich macht alles keinen Sinn mehr. Ich lebe hier im 8. Stock mit einem Zombie und lebe Tag für Tag in einem Alptraum. Keine Zeit für Selbstmitleid. Sie sabbert bereits, weil sie das Fleisch reichen kann. Heute habe ich eine Überraschung für sie. Ein Herz. Ein junges Herz von einem kleinen Jungen den ich auf der Straße getroffen hatte. Es ging schnell. Ein gezielter Schlag und er wurde bewusstlos. Zerlegt habe ich ihn dann in der Wohnung. Doch das bekommt Petra erst zum Nachtisch. In Windeseile verspeiste sie Arme und Beine, Hände und Füße. Okay mein Schatz jetzt zum Höhepunkt. Ich werfe ihr das Herz zu, doch es ist zu weit entfernt und sie kommt nicht ran. Ohne zu überlegen gehe ich über die Linie am Boden. ich hatte sie gezogen, um den Sicherheitsabstand einzuhalten. Warum ich sie jetzt nicht beachtete weiß ich nicht. Sofort greift sie nach mir und erwischt mich am Hals. Doch ich kann mit gerade noch befreien. Ein brennender Schmerz zieht mir vom Nacken bis in die Fersen. Sie hat mich gekratzt. Ich beginne nervös zu werden. Ein Kratzer genügt um sich zu verwandeln. Ich verabschiede mich von Petra und verschließe die Tür. Die Schlösser lasse ich offen. Wieder setze ich mich an meinem Fensterplatz und starre auf die Stadt. Der Kratzer an meinem Nacken brennt wie Feuer. Ich weiß was passiert, doch nicht wann. Ich öffne das Fenster und lehne mich weit nach vorne. Plötzlich werde ich von hinten gestoßen und verliere das Gleichgewicht. Ich falle und falle. Doch nicht alleine. Petra hatte sich befreit und griff mich an. Zusammen stürzten wir in die Tiefe. Wenigstens waren wir jetzt wieder zusammen.

Patrick Reinhardt
 
Und ich dachte immer nur Spiele hätten zur Zeit mit der Zombi-Flut zu kämpfen! Jetzt trifft es also schon die Blogs :D

Scherz beiseite, der Blog ist ganz nett geschrieben, aber irgendwie... Na ja... So richtig umwerfen, tut mich die Geschichte nicht, aber ich bin ja auch kein so großer Zombi-Fan.
Gerade die typischen Horror-Klischees sind mir inzwischen einfach zu... Hm... Klischeehaft? Zum Beispiel ist der Raum der Freundin dunkel. SUPER Idee, wenn man sich mal von ihr überraschen und beißen lassen will ;)
 
Schön wenn es dir ein bisschen, auch als Nicht-Zombie-Fan, gefällt. ;)

Cool finde ich das du das mit dem dunklen Raum bemerkt hast. Das war so ein kleiner Joke in der Geschichte. Mal ganz ehrlich, wenn ich nachts gepolter in meiner Wohnung hören würde, wäre natürlich mein erster Gedanke zu rufen ob jemand da ist. :D So Scary Movie Style. ;)
 
Schöne Geschichte. Das letzte Satz "Wenigstens waren wir jetzt wieder zusammen." könnte den ein oder anderen zu viel Richtung Schmonzette sein, doch mir gefällt es.

Daumen hoch!
 
Abgesehen davon, dass der Protagonist *vermutlich*(?) am Schluss stirbt und daher dieses nicht mehr niederschreiben könnte, so wäre dieser Text doch wirklich nett wenn man ihn als Textdokument in einem "Resident Evil" gefunden hätte...
 
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