Parabel über politischen Kindergarten

Goemon

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Ich hatte ein wenig Zeit und präsentiere hier meinen ersten Versuch einer Parabel. Das dargestellte Thema ist höchst aktuell und gleichermaßen lustig, da es die Unzurechnungsfähigkeit führender Persönlichkeiten adäquat widerspiegelt. Es sollte niemandem schwer fallen, den politischen Hintergrund zu erraten. Also schreibt bitte, was ihr davon haltet!

Einleitung
Es ward ein Ort namens Schaddenlut, in dem gab es eine kleine Schule mit einer kleinen Vorschulklasse 1b. Es waren da viele Lernwillige in der 1b. Viele nutzten die ihnen gegebene Zeit zum Schlafen, Essen und Spielen, aber einige Gruppen waren wirklich aktiv. Wenn die 1b geschlossen zur Mensa ging, um ihre warme Mahlzeit einzunehmen, lauerte am Schulgartenzaun oft eine rüstige Rentnerin, die unpflegliche Flüche in Richtung der Kinder ausrief und sie auch mal aus sicherer Entfernung mit Dreck bewarf. Auf diesen Misstand hin angesprochen, vermeinte die Lehrerin, die alte Frau würde schon seit ewigen Zeiten dort hinter dem Zaun lauern und Ärger machen. Die Polizei sei machtlos gegen sie, weil sie keine schweren Straftaten begehen würde.

"Die Frau heißt Missis Munietta", sagte die Lehrerin weiter. "Sie ist eine biestige, von Hass beseelte Frau, die ihre Freude nur aus dem Leid anderer gewinnen kann. Als sie noch eine junge Schülerin war wie ihr, vor etwa 70 Jahren, randalierte sie zusammen mit ihrem älteren Freund Arrin Tesch-Grompoch an dieser Schule. Damals war er so gewalttätig, dass sie viel Leid unter den Mitmenschen säte. Ein guter Mann mit Namen Edju wurde von ihnen so schwer verletzt, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt. Missis Munietta wurde daraufhin von der Schule verwiesen und seit jener Zeit taucht sie des Öfteren hinter dem Zaun auf, um die Schüler von Schaddenlut anzufeinden."

Gegen das Vergessen
Die Hörwilligen der Klasse 1b waren bestürzt und beschlossen, ein Plakat mit der Aufschrift "Missis Munietta stinkt" anzufertigen und ihre Solidarität zu Herrn Edju öffentlich mittels eines Schreibens kundzutun. Das Projekt stieß auf allgemeine Zustimmung und so machte man sich an die Arbeit, schöne große Buchstaben auszuschneiden, die von der hilfreichen Lehrerin vorgemalt wurden, die außerdem eine kleine Aufmerksamkeits- und Entschuldigungsschrift verfasste. Am 9. November wollte man die Ergebnisse präsentieren, zum siebzigsten Jahrestag des Überfalls auf Herrn Edju. Bis zur Fertigstellung verging einige Zeit, da man sich untereinander ständig um Einzelheiten stritt, Buchstabengröße, Farbgebung oder verschiedene Textpassagen wurden andauernd diskutiert. Mit einiger Verzögerung war das Plakat fertig und jeder Schüler sollte seinen Handabdruck auf dem Plakat, sowie sein Zeichen auf dem Schriftstück hinterlassen.

Unstimmigkeiten
Doch machte sich schnell Unmut breit, da sich die Kinder untereinander noch weniger einig waren als zuvor. Besonders die Gruppierung um die Klassensprecherin Angela herum, schimpfte auf andere Klassenkameraden. "Die Gregor-Gruppe hat gestern wieder über Israel geschimpft. Die dürfen ihre Handabdrücke auf unserem Plakat nicht hinterlassen", riefen Hans-Peter und Kristina voller Wut. Gregor entgegnete, dass seine Gang keineswegs mit Missis Munietta solidarisieren würde, wenn sie Gerechtigkeit für Kriegsveteranen forderten. Dieter und Markus versuchten noch schlichtend einzugreifen, indem sie die relative Unwichtigkeit der geleisteten Unterschriften proklamierten. Auch Renate zeigte sich souverän wie ehedem und meinte, dass das Gedenken an die Opfer wohl im Vordergrund stehen sollte und die Gruppen-feindlichen Querelen hier keinen Platz hätten. Sie vermutete ferner, die Gründe für den plötzlichen Sinneswandel würden gar nicht in Israel liegen, sondern in der Zusammenstellung der Freundeskreise.

In den letzten Jahren haben nämlich einige Kinder von anderen Gangs, wie zum Beispiel der kleine Oskar, Freundschaft mit Gregor und Lothar geschlossen, die seit jeher kontrovers gegen die Ideen ihrer Kameraden anreden. Besonders das ständige Totalversagen von Milchgeld-Sammler Horst und die Debakel um Kleingeldforderungen von Günther und Erwin waren oft Streitthemen. Schwer wiegt auch die Tatsache, dass Wolfgangs Hund Hartmut ständig vor die Haustüren der Leute kackt, was dem Ansehen der Klasse 1b in ganz Schaddenlut nachhaltig schadet. Auch die Launenhaftigkeit von Klassensprecherin Angela und ihr Gezänk mit Sigmar, der zwar gute Vorschläge unterbreitet, dafür aber stets Aufmerksamkeit verlangt, werden häufig thematisiert und erregten Oskars neue Freunde.

Und so werden die Opfer von Arrin Tesch-Grompoch wohl noch lange auf ein Gedenken an ihr Leid warten müssen. Denn während Missis Munietta hinterm Zaum stehend alle Vorübergehenden mit Dreck bewirft, zanken sich die Vorschulkinder der Klasse 1b, wer denn nun der doofste aus ihren Reihen sein könnte und folgerichtig nicht mit aufs Plakat darf. Dabei wollte Herr Edju doch nur ein wenig Solidarität im Geiste.
 
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