Skandalnudel Robert

Goemon

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An der internationalen Börse geht es momentan drunter und drüber. Selbst Kennern erschließt sich oftmals nicht, warum gewisse Aktien plötzlich wie ein Granitgeröll in den Brunnen stürzen, nur um tags darauf wie ein Holzklotz an die Wasseroberfläche zu schießen. Nur sehr langsam legt sich die Panik ums große Geld, denn unter der Last des Gewinnstrebens veranstalten einige Anleger weiterhin große Räumungsverkäufe. Von Rezession ist die Rede. Und von Entlassungen und Firmenpleiten, trotz der Milliardenschweren Rettungspakete die der geneigte Steuerzahler momentan an die rücksichtslosen Banken verschenkt. Manch deutscher Arbeiter mag sich gar fragen, wann der Markt sich wohl von seiner hausgemachten Krise endlich erholt und wie viel finanzielle Zuwendung er bis dahin noch benötigt.

Gegenbeispiel
Doch gibt es noch immer Regionen der Erde die vom wirtschaftlichen Umbruch nicht negativ betroffen sind und daher mit gelassener Gleichmut auf die übrige Welt hinab schauen können. So zum Beispiel das architektonisch hinreißend schöne Simbabwe. Da haben die Einwohner seit Jahren nix mehr zu essen. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich konstant in unmittelbarer Nähe zum arbeitsfähigen Bevölkerungsanteil und die Inflation rennt jedem Dope-Sprinter davon. Die relativen Zahlen offizieller simbabwischer Missstände sind gar so hoch, dass digitale Medien sie nicht mehr realistisch darstellen können, während selbst handschriftliche Notizen völlig veraltet sind sobald die Feder das Papier berührt. Letzteres ist natürlich kein Problem, da Papier völlig unbezahlbar ist, besonders mit Simbabwe-Dollars. Deren Wertverfall ist so rapide, dass sie sich ruhigen Gewissens im Lagerfeuer oder auf dem Abort verwenden lassen. Die Wirtschaft jenes afrikanischen Staates ist demnach nicht existent und das Volk noch ärmer als ein Schwarm Wüstenspringmäuse. Der wird wenigstens nicht von der Polizei drangsaliert. Sprich: das Land kann zu Recht als Bodensatz der globalen Marktwirtschaft gelten.

Schlimmer wird?s nimmer
Folglich sieht der monarchistische Präsident Robert Mugabe, der politische Abszess Simbabwes, keinen Bedarf zur Handlung. Seit einem Monat brütet sein Gefolge nun schon über einem Friedenspakt mit dem politischen Herausforderer (und trotz militärischer Verfolgung klaren Gewinner der Wahlen) Morgan Tsvangirai. Letzterem hat er exakt einen Ministerposten mehr versprochen als er selbst für seine Partei in Beschlag nehmen will. Unklar war und bleibt die Aufteilung jener Posten, denn die einflussreichen Sitze gibt Mugabe nicht ab. Nein, die Vormacht über Militär, Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen will die seit Jahrzehnten autokrat regierende ZANU für sich behalten. Da könnte ja jeder kommen und sagen, er wolle das Land verändern! Somit bleibt auch nach neun Monaten Gewaltdemokratie das Vorzeigemodell anarcho-monarchistischer Militärdominanz unverändert. Wenn schon arm, dann wenigstens stabil!
 
werde ich hir noch zum heimlichen Fan Deiner blogs.
Der war mir aber fast zu kurz...^^
Scherz beiseite, wichtiges Thema, aber zum Glück ist Simbabwe ja weit weg.....
Unvorstellbar, das es solche Länder mit solchen Regierungsformen überhaubt noch gibt. Aber wie will man es verhindern ?
Menschlich völlig unwürdig wie das dort, oder in anderen Teilen dieses Kontinents zugeht.
Hat sicherlich auch keinen Sinn, wenn die großen Nationen Ihre Militärstärke spielen lassen ,da haben sich ja schon einige versucht.
Aber kann man dem Wahnsinn ein Ende bereiten ?
 
Ich hab hin und her überlegt, aber selbst wenn es zum Bürgerkrieg kommt, haben UN, UNO und was es sonst noch an formellen Organisationen gibt, kaum Möglichkeiten zum Eingreifen. Gegen militärische Arroganz sind uns nicht viele Kräuter gewachsen.
Positiv überrascht war ich hingegen vom Einschreiten Süfafrikas, die immerhin einen vorläufigen Patt erreichen konnten, was wesentlich mehr ist als die ermordeten und gefolterten Simbabwer unter Mugabe-Universalkontrolle erwartet hätte. Wenigstens hat das afrikanische Umland inzwischen ein wachsames Auge auf den Unruhestifter in seiner Mitte. Das Volk kann daher auf Stagnation hoffen.

Übrigens hat Simbabwe durchaus starke internationale Partner. Na, wer ist immer für die Unterdrücker da, in Zeiten drohender Demokratie? Da fällt mir glatt ein, dass ich China schon lange nicht mehr geflamt habe. Ich bereite schon mal was vor...
 
sehr guter blog der endlich das augenmerk auf ein kapputes land richtet. 5*****
Es ist schlimm mit anzusehen, das solche regimes mit unglaublicher härte und brutalität ihre daseinsberechtigung rechtfertigen wollen und so ein eh schon armes land und ihr volk beuteln.
Mit der wirtschaft in diesem und in anderen afrikanischen ländern ist das ja immer so eine sache, denn eigentlich besteht ja nicht wirklich ein interesse der westeuropäischen großkonzerne die bestehene abhängigkeit und unwirtschaftlichkeit zu verringern. Im gegenteil, anstatt die ökonomsiche abhängigkeit zu verringern , und um eine unabhängigkeit zu fördern, pumpt man weiterhin unnötige zuschüsse ins land und überschwemmt damit den lokalen markt mit subventionierten billigprodukten.
Besonders beängstigend find ich die künftige entwicklung in bezug der chinesischen investitionspolitik. Ziel: noch billiger als im hauseigenen land produzieren und das auf kosten der noch billigeren afrikanischen arbeiter. Seit gespannt, demnächst könnt ihr auf eurem mp3-player das trademark Made in Africa lesen können.
 
Du machst mir Angst. Noch biligere Arbeitskräfte als China?
Krass ist, dass China als Mugabes einziger großer Freund verbleibt. Das gibt mir Hoffnung auf einen Wandel.
 
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