State Of The Art - Gaming

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StHubi

Gast
Am Wochenende habe ich mehrere Stunden lang vergnügt Batman Arkham Origins auf dem PC gespielt. Atmosphäre, Grafik und Gameplay haben mir wirklich gut gefallen. Sechs Stunden meines inzwischen weit fortgeschrittenen Lebens habe ich diesem Titel gewidmet bis nach und nach meine Freude an dem Spiel verkümmerte und schließlich komplett einging.
Wie konnte das geschehen? Die kurze Antwort lautet: Bugs!

Die ausführliche Antwort ist meine inzwischen verloren gegangene Fähigkeit Programmfehler beim Spielen komplett zu ignorieren. Vielleicht ist es ja mein Alter oder meine Berufsehre als Softwareentwickler, aber die Menge und der Umfang an Fehlern in Spielen hat meinem Gefühl nach so stark zugenommen, dass ich keine Lust mehr habe, mich mit ihnen herum zu ärgern. In den sechs Stunden Spielzeit wurde ich dreimal auf den Windows Desktop befördert und bin zweimal "durch eine Wand gefallen" und gestorben. Zweimal fiel mir Batman von einem Schrank und saß zwischen dem Schrank und etwas anderem fest, so dass ich vom letzten Speicherpunkt neu starten musste. Kurz bevor ich aufgegeben habe, hat sich sogar der Ziel-Cursor geweigert die Bewegungen zu machen, die ich gerne gehabt hätte bzw. er verschwand auf dem vorgesehenen Ziel?!?

Frustriert habe ich das Spiel erst mal deinstalliert. Auf meiner SSD wollte ich die etwa 25 GB nicht drauf lassen, da dort der Speicher eher knapp ist. Leider ist mir etwas Ähnliches mit der PC-Version von Deadly Premonition vor ein paar Wochen schon einmal passiert. An einer bestimmten Stelle im Spiel muss man eine Leiter hinunter klettern und dort stürzte mir das Spiel reproduzierbar ab und das auch noch gut 20 Minuten vom letzten Speicherpunkt entfernt! Auch dieses Spiel habe ich dann deinstalliert und seitdem nicht mehr angerührt. Die ganzen anderen Bugs in dem Titel kann ich hier aus Platzgründen gar nicht aufzählen - das Internet ist einfach zu klein dafür!

Statt weiter am PC zu spielen, habe ich mich dann noch etwa zwei Stunden mit Super Mario World auf dem Super Nintendo beschäftigt. Was soll ich zu dem Spiel noch sagen, was nicht schon gesagt wurde? Es lief komplett ohne Bugs vom Starten bis zum Ausschalten der Konsole! Nicht einen einzigen Patch habe ich herunterladen und installieren müssen? SO muss ein grandioses Spiel laufen! Dann klappt's auch mit dem Spielspaß bedeutend leichter.

Der obige Text spiegelt meine Sicht und Erlebnisse als Spieler wieder. Im Folgenden will ich aber auch meine Sicht als Softwareentwickler darstellen. Denn aus dieser Perspektive habe ich vollstes Verständnis für Bugs. Mein Berufsalltag besteht aus der Entwicklung und Wartung eines Windows Programms. Was es genau macht, spielt hier keine Rolle, aber schon bei diesem von zwei Softwareentwicklern betreuten Programm und dessen Visualisierung kann es bereits zu Bugs und anderen Fehlern kommen.

Im Studium habe ich gelernt, dass jede Zeile Code potentiell einen Fehler beinhalten kann. Je umfangreicher und komplexer ein Programm ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fehler eingebaut wurde. Ein Gegenmittel wäre dann die sogenannte Code Coverage, d.h. jede Zeile Code muss vor der Veröffentlichung getestet werden. Selbst damit lassen sich aber nicht alle Fehler erkennen: Seit Jahren werden durch Multithreading verschiedene Teile eines Programms parallel in sogenannten Threads abgearbeitet. Dadurch verbessert sich die Performance enorm, allerdings gibt es dann auch extrem viele Kombinationsmöglichkeiten, in denen diese Programmteile parallel ausgeführt werden können. Das wiederum erhöht je nach Programmteil die Chance, dass Fehler unbemerkt in die finale Version gelangen...

Ein typisches Spiel nutzt oft drei oder mehr Threads: Einer kümmert sich um die Grafik, ein weiterer um die Spiel-Logik und der dritte um die Musik- und Sounduntermalung. Bereits in diesem simplen Grundgerüst, ist viel Platz für potentielle Programmfehler und ich bin mir sicher, dass moderne Spiele weitaus mehr Threads nutzen?

Bugs sind also fast unvermeidbar und wie beispielsweise Skyrim zeigt, passieren sie sogar am laufenden Band und können durch Patches noch schlimmer werden. Das alles ist eine Frage der Sorgfalt des Entwicklers und die kostet leider Zeit und somit Geld. Der momentane Druck, unter dem Spiele entwickelt bzw. portiert werden, scheint enorm hoch zu sein, wenn ich mir die Bug Desaster der letzten Zeit so ansehe. Battlefield 4 scheint fast unspielbar zu sein bzw. eine Menge Fans aufgrund der Bugs zu verärgern.

Eine einfache Lösung dieses Teufelskreises gibt es in meinen Augen nicht. So wie bei meiner Arbeit wäre für das perfekte, fehlerfreie Programm mehr Zeit notwendig. Aber die kostet wiederum Geld und die Kunden sind ihre üblichen Preise für Spiele (und dank Steam Sales auch weitaus weniger) gewohnt und bezahlen die zusätzliche Zeit nicht. Gleichzeitig will man aber auch immer bessere Spiele mit am besten mehr von allem haben. Das ist auf Dauer eine sehr gefährliche Situation, da die fehlende Qualität auch für sinkende Absätze sorgen kann.
Wie auch immer dieser Kreis durchbrochen wird, eine der teilnehmenden Parteien wird das Ergebnis tragen müssen. Vermutlich werden am Ende die Kunden mehr für die Spiele bezahlen müssen, auch wenn ich vorerst noch darauf hoffe, dass sich die Entwicklungstechniken weiter verbessern und Programmieren von Natur aus mit einem geringeren Risiko für Fehler möglich wird...
 
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