Phant
Bekanntes Gesicht
- Mitglied seit
- 14.11.2007
- Beiträge
- 800
- Reaktionspunkte
- 254
Ich nehme an jeder von euch kennt mindestens einen Testartikel zu einem Videospiel.
Häufig verbringen die zuständigen Redakteure viel Zeit damit dieses Spiel zu spielen um sich dann dadurch eine Meinung zu bilden. Dann schreiben sie einen Testartikel. In diesem beschreiben sie dann ihre Erfahrung und was ihnen gut und weniger gut gefallen hat. Einige Dinge wie evtl eine gut inzinierte Handlung oder eine tolle offene Spielwelt werden hervor gehoben und weitere Dinge die einem weniger gut gefallen haben werden ebefalls erwähnt. Am Ende gibt es eine Wertung. In vielen fällen gibt es auch noch einen kleinen Kasten in dem noch die persöhnliche Meinung des Testers steht. (Obwohl dieser ja auch den Test geschrieben hat.)
Doch es gibt ein Problem,
Abhängigkeit.
Viele Redaktionen sind von den Firmen dessen Spiele oder Hardware sie Testen Abhängig.
Um Aktuell zu sein und mit anderen Spielemagazinen konkurrenzfähig zu bleiben sind die Redaktionen auf Bemusterung (Vorabkopien der Videospiele) noch vor Veröffentlichung angewiesen.
Nun kommt das Problem:
Ein Redakteur bekommt ein Spiel.
Der Redakteur Testet es und stellt fest das es schlecht und noch fehlerhaft ist.
Der Hersteller begründet das mit der Aussage das Muster sei noch nicht 100% Fertig und das fertige Spiel werde diese Fehler nicht haben.
An diesem Punkt kommt der Redakteur in eine Zwickmühle. Sieht er/sie über die Fehler hinweg und bewertet das Spiel höher als es eigentlich verdient hat?
Oder:
Bewertet er/sie das Spiel samt Fehler und schreibt das in den Test mit dem Risiko das der Hersteller die Fehler doch noch ausbessert.
Beide Varianten bilden Probleme:
1. Wenn der Hersteller die Fehler in dem Spiel erst per Patch entfernt ist das Spiel zu Release erstmal Fehlerhaft und die Bewertung ist zu hoch angesetzt. Grade dadurch das es Gamer gibt die auch Heute noch kein Internet haben und sich die Patches nicht oder nur mit hohem Aufwand besorgen können führt das zu frust bei den Spielern aufgrund einer zu Hohen und nicht nachvollziehbaren Wertung.
2. Bewertet der Tester das Spiel den Fehlern entsprechend kann es Probleme mit dem Hersteller geben, da dieser die Fehler entweder nicht mehr im Spiel hat oder sie demnächst Rauspatchen wird und die Bewertung nicht für angemessen hält. Dies könnte die Entscheidung diese Zeitschrifft auch weiterhin zu bemustern durchaus beeinflussen. Auch Werbeanzeigen von denen die Zeitschrifft und auch die Homepage lebt könnten wegfallen.
Gerade bei großen Herstellern ist diese vorsicht bei Tests in nahezu allen Spielemagazinen zu sehen. Wenn ein Fifa nicht viele neue Features oder Verbesserungen zum Vorgänger bietet werden die wenigen übrigen bis kurz vorm platzen aufgeblasen. Eine konkrete Aussage die Beispielsweise besagt: "Wenn ihr mit Fifa XY zufrieden seid könnt ihr getrost dieses Jahr aussetzten" sucht man meistens vergebens. Ein treffendes Beispiel sind die Fifa Spiele für die Playstation Vita. Bis auf Kader und Trikotsupdates (Was auch ein DLC könnte) Unterscheidet sich Fifa Football (Fifa12 für die Vita) nicht von Fifa 13 oder 14. Fifa 15 verzichtet sogar auf den Onlinemodus und bietet so sogar weniger als die Vorgänger. Doch anstatt die Spieler zu warnen, Testen die meisten Magazine dieses Spiel garnicht erst. Wenn man nun die Magazine fragen würde warum dieses Spiel nicht getestet wurde würde mit Sicherheit eine der ersten Antworten sein: "Wir wurden nicht bemustert" Tja warum wohl nicht?
Die "Feinfühligkeit" der Redakteure ist genau so nachvollziehbar wie schade. Denn Firmen wie Electronic Arts, Ubisoft oder Activision Blizzard geben Millionen Dollar nur für die Werbung für ihre Blockbuster und Jährlichen Cashcows wie Fifa, Call of Duty, Assasines Creed oder Battlefield aus.
So sagte John Riccitiello im April 2011 (zu dem Zeitpunkt CEO von EA) das EA und Activision zum Marketing für CoD bzw. Battlefield ein Paar Hundert Millionen Dollar ausgeben würden.
Dies macht deutlich das es nicht nur mehr darum geht ein gutes Spiel zu machen, sondern viel mehr darum es möglichst gut zu vermarkten. Und da wären schlechte Bewertungen von denen die man Bemustert nur hinderlich.
Neu ist das Natürlich nicht. In der Musik- und Filmindustrie ist ein hohes Werbebudget völlig normal. Doch hier ist auch die bewertende Presse nicht so extrem abhängig von den Herstellern dieser Medien. Einen Musiktitel zu kaufen kostet heute nur noch Ein bis Zwei Euro und eine Kinokarte liegt bei ca Fünf bis Zehn Euro. Ein Videospiel kostet jedoch bis zu Siebzig Euro und wenn man es kaufen kann haben andere Magazine bereits Tests veröffentlicht und man ist nicht mehr Aktuell. Durch den scheinbar netten Akt der Vorabbemusterung hat sich die Videospielindustrie also ein sehr wirksames Mittel geschaffen um zumindest einen indirekten Einfluss auf die Presse zu haben.
Ob es den Verlagen gefällt oder nicht, aber von den Unterhaltungsmedien ist es wohl der Videospielebereich (der zugleich am Kapitalstärksten ist) der am besten von den Herstellern ebend dieser Spiele kontrolliert werden kann.
Investigativer Journalismus ist bei Videospielen auch nur höchst selten.
Einen Bericht wie Spielefirmen von größeren Firmen aufgekauft werden und bei denen dann Mitarbeiter von heute auf Morgen entlassen werden sucht man entweder vergenbens oder findet es nur als Randnotiz. Kritik findet man wenn überhaupt nur in form von:
"Schade das es kein Dungeon Keaper mehr gibt" oder "Traurig das Rare nur noch an Kinectspielen arbeiten darf".
Und das gerade Angestellte bei Spielefirmen zum Beispiel kurz vor Release des Spieles teilweise 90 und mehr Arbeitstunen pro Woche abliefern ist auch nicht selten. Dafür gibt es sogar einen Begriff. Es nennt sich Crunchtime. Hierbei fallen viele Überstunden an die jedoch nicht bezahlt werden da die meisten Angestellten in dieser Branche zu einem Festgehalt angestellt sind und für Überstunden nicht bezahlt werden müssen. Crunchtimes gibt es auch nicht nur kurz vor veröffentlichung sondern häufig auch einfach zu Milestones also bestimmten Punkten die man bei der Produktion eines Spieles erreichen will. Diese sind Zeitlich recht genau gesetzt damit die Produktion möglichst schnell Vorranschreitet. Wozu das führt haben wir ja bei Assasines Creed Unity oder Battlefield 4 gesehen. Spiel die Teilweise noch in einem weit fortgeschrittenem Betastatus hängen. Ganz abgesehen von den unzähligen Überstunden die die Angestellten der Firmen häufig ebend unbezahlt leisten müssen bis das Spiel "fertig" ist.
Wie wir sehen ziehe mich mir ohne große Recherche gleich Zwei duchaus Kritische Themen aus den Fingern und ich bin mir sicher das wenigstens 50% aller Redakteure bei großen Magazinen locker mindestens einen ähnlichen Bericht schreiben könnten. Jedoch sind die Konsequenzen für Kritischere Tests oder gar Reportagen für die Verlage einfach zu hart als das diese es wagen könnten darüber Neutral und im Klartext zu berichten.
Hin und wieder versuchen es jedoch einzelne Seiten und die Konsequens ist dann Tatsächlich das es zu keiner Bemusterung oder Einladung zum Pressevent mehr gibt. So geschehen bei Giga.de.
Jetzt kommt die Gretchenfrage an euch. Denn ich habe noch keine Antwort gefunden:
WAS TUN?
Weiterhin Wertungsinflation und zumindest Teilweise Berichte unter Druck hinnehmen?
Die Magazine die in den eigenen Augen davon betroffen sind nicht mehr kaufen und die jenigen bestrafen die nichts dafür können?
Die Spielefirmen Boykotieren und so auf das verzichten was wir ja insgeheim doch irgendwie wollen?
Ich sehe leider keine Lösung für das Problem.
Und das Frustriert mich.
Häufig verbringen die zuständigen Redakteure viel Zeit damit dieses Spiel zu spielen um sich dann dadurch eine Meinung zu bilden. Dann schreiben sie einen Testartikel. In diesem beschreiben sie dann ihre Erfahrung und was ihnen gut und weniger gut gefallen hat. Einige Dinge wie evtl eine gut inzinierte Handlung oder eine tolle offene Spielwelt werden hervor gehoben und weitere Dinge die einem weniger gut gefallen haben werden ebefalls erwähnt. Am Ende gibt es eine Wertung. In vielen fällen gibt es auch noch einen kleinen Kasten in dem noch die persöhnliche Meinung des Testers steht. (Obwohl dieser ja auch den Test geschrieben hat.)
Doch es gibt ein Problem,
Abhängigkeit.
Viele Redaktionen sind von den Firmen dessen Spiele oder Hardware sie Testen Abhängig.
Um Aktuell zu sein und mit anderen Spielemagazinen konkurrenzfähig zu bleiben sind die Redaktionen auf Bemusterung (Vorabkopien der Videospiele) noch vor Veröffentlichung angewiesen.
Nun kommt das Problem:
Ein Redakteur bekommt ein Spiel.
Der Redakteur Testet es und stellt fest das es schlecht und noch fehlerhaft ist.
Der Hersteller begründet das mit der Aussage das Muster sei noch nicht 100% Fertig und das fertige Spiel werde diese Fehler nicht haben.
An diesem Punkt kommt der Redakteur in eine Zwickmühle. Sieht er/sie über die Fehler hinweg und bewertet das Spiel höher als es eigentlich verdient hat?
Oder:
Bewertet er/sie das Spiel samt Fehler und schreibt das in den Test mit dem Risiko das der Hersteller die Fehler doch noch ausbessert.
Beide Varianten bilden Probleme:
1. Wenn der Hersteller die Fehler in dem Spiel erst per Patch entfernt ist das Spiel zu Release erstmal Fehlerhaft und die Bewertung ist zu hoch angesetzt. Grade dadurch das es Gamer gibt die auch Heute noch kein Internet haben und sich die Patches nicht oder nur mit hohem Aufwand besorgen können führt das zu frust bei den Spielern aufgrund einer zu Hohen und nicht nachvollziehbaren Wertung.
2. Bewertet der Tester das Spiel den Fehlern entsprechend kann es Probleme mit dem Hersteller geben, da dieser die Fehler entweder nicht mehr im Spiel hat oder sie demnächst Rauspatchen wird und die Bewertung nicht für angemessen hält. Dies könnte die Entscheidung diese Zeitschrifft auch weiterhin zu bemustern durchaus beeinflussen. Auch Werbeanzeigen von denen die Zeitschrifft und auch die Homepage lebt könnten wegfallen.
Gerade bei großen Herstellern ist diese vorsicht bei Tests in nahezu allen Spielemagazinen zu sehen. Wenn ein Fifa nicht viele neue Features oder Verbesserungen zum Vorgänger bietet werden die wenigen übrigen bis kurz vorm platzen aufgeblasen. Eine konkrete Aussage die Beispielsweise besagt: "Wenn ihr mit Fifa XY zufrieden seid könnt ihr getrost dieses Jahr aussetzten" sucht man meistens vergebens. Ein treffendes Beispiel sind die Fifa Spiele für die Playstation Vita. Bis auf Kader und Trikotsupdates (Was auch ein DLC könnte) Unterscheidet sich Fifa Football (Fifa12 für die Vita) nicht von Fifa 13 oder 14. Fifa 15 verzichtet sogar auf den Onlinemodus und bietet so sogar weniger als die Vorgänger. Doch anstatt die Spieler zu warnen, Testen die meisten Magazine dieses Spiel garnicht erst. Wenn man nun die Magazine fragen würde warum dieses Spiel nicht getestet wurde würde mit Sicherheit eine der ersten Antworten sein: "Wir wurden nicht bemustert" Tja warum wohl nicht?
Die "Feinfühligkeit" der Redakteure ist genau so nachvollziehbar wie schade. Denn Firmen wie Electronic Arts, Ubisoft oder Activision Blizzard geben Millionen Dollar nur für die Werbung für ihre Blockbuster und Jährlichen Cashcows wie Fifa, Call of Duty, Assasines Creed oder Battlefield aus.
So sagte John Riccitiello im April 2011 (zu dem Zeitpunkt CEO von EA) das EA und Activision zum Marketing für CoD bzw. Battlefield ein Paar Hundert Millionen Dollar ausgeben würden.
Dies macht deutlich das es nicht nur mehr darum geht ein gutes Spiel zu machen, sondern viel mehr darum es möglichst gut zu vermarkten. Und da wären schlechte Bewertungen von denen die man Bemustert nur hinderlich.
Neu ist das Natürlich nicht. In der Musik- und Filmindustrie ist ein hohes Werbebudget völlig normal. Doch hier ist auch die bewertende Presse nicht so extrem abhängig von den Herstellern dieser Medien. Einen Musiktitel zu kaufen kostet heute nur noch Ein bis Zwei Euro und eine Kinokarte liegt bei ca Fünf bis Zehn Euro. Ein Videospiel kostet jedoch bis zu Siebzig Euro und wenn man es kaufen kann haben andere Magazine bereits Tests veröffentlicht und man ist nicht mehr Aktuell. Durch den scheinbar netten Akt der Vorabbemusterung hat sich die Videospielindustrie also ein sehr wirksames Mittel geschaffen um zumindest einen indirekten Einfluss auf die Presse zu haben.
Ob es den Verlagen gefällt oder nicht, aber von den Unterhaltungsmedien ist es wohl der Videospielebereich (der zugleich am Kapitalstärksten ist) der am besten von den Herstellern ebend dieser Spiele kontrolliert werden kann.
Investigativer Journalismus ist bei Videospielen auch nur höchst selten.
Einen Bericht wie Spielefirmen von größeren Firmen aufgekauft werden und bei denen dann Mitarbeiter von heute auf Morgen entlassen werden sucht man entweder vergenbens oder findet es nur als Randnotiz. Kritik findet man wenn überhaupt nur in form von:
"Schade das es kein Dungeon Keaper mehr gibt" oder "Traurig das Rare nur noch an Kinectspielen arbeiten darf".
Und das gerade Angestellte bei Spielefirmen zum Beispiel kurz vor Release des Spieles teilweise 90 und mehr Arbeitstunen pro Woche abliefern ist auch nicht selten. Dafür gibt es sogar einen Begriff. Es nennt sich Crunchtime. Hierbei fallen viele Überstunden an die jedoch nicht bezahlt werden da die meisten Angestellten in dieser Branche zu einem Festgehalt angestellt sind und für Überstunden nicht bezahlt werden müssen. Crunchtimes gibt es auch nicht nur kurz vor veröffentlichung sondern häufig auch einfach zu Milestones also bestimmten Punkten die man bei der Produktion eines Spieles erreichen will. Diese sind Zeitlich recht genau gesetzt damit die Produktion möglichst schnell Vorranschreitet. Wozu das führt haben wir ja bei Assasines Creed Unity oder Battlefield 4 gesehen. Spiel die Teilweise noch in einem weit fortgeschrittenem Betastatus hängen. Ganz abgesehen von den unzähligen Überstunden die die Angestellten der Firmen häufig ebend unbezahlt leisten müssen bis das Spiel "fertig" ist.
Wie wir sehen ziehe mich mir ohne große Recherche gleich Zwei duchaus Kritische Themen aus den Fingern und ich bin mir sicher das wenigstens 50% aller Redakteure bei großen Magazinen locker mindestens einen ähnlichen Bericht schreiben könnten. Jedoch sind die Konsequenzen für Kritischere Tests oder gar Reportagen für die Verlage einfach zu hart als das diese es wagen könnten darüber Neutral und im Klartext zu berichten.
Hin und wieder versuchen es jedoch einzelne Seiten und die Konsequens ist dann Tatsächlich das es zu keiner Bemusterung oder Einladung zum Pressevent mehr gibt. So geschehen bei Giga.de.
Jetzt kommt die Gretchenfrage an euch. Denn ich habe noch keine Antwort gefunden:
WAS TUN?
Weiterhin Wertungsinflation und zumindest Teilweise Berichte unter Druck hinnehmen?
Die Magazine die in den eigenen Augen davon betroffen sind nicht mehr kaufen und die jenigen bestrafen die nichts dafür können?
Die Spielefirmen Boykotieren und so auf das verzichten was wir ja insgeheim doch irgendwie wollen?
Ich sehe leider keine Lösung für das Problem.
Und das Frustriert mich.