Nachdem Milstone im vergangenen Jahr als neuer Besitzer der WRC-Lizenz mit dem offiziellen Spiel zur FIA-Weltmeisterschaft nicht so richtig überzeugen konnte, wollen die Italiener im September mit dem Nachfolger richtig durchstarten.
Auf der gamescom laden die Entwickler zu einer kleinen Probefahrt in Finnland ein, wo man mit dem WRC-Neuzugang, einem BMW Mini, über die Schotterpisten von Finnland brettern darf. Eine mutige Entscheidung, denn auch im Technik-Überflieger Dirt 3 durfte man erst kürzlich der skandinavischen Rallye-Nation einen Besuch abstatten. Dass man der Konkurrenz aus England grafisch nicht das Wasser reichen kann, war zu erwarten. Aber dass man im Vergleich zum biederen Vorgänger die Präsentation kaum aufpoliert, ist dann doch eine kleine Überraschung im negativen Sinne. Noch immer wirken die mäßig texturierten Kulissen wie aus einer älteren Konsolengeneration - viele Objekte wie Zäune und Häuser scheinen außerdem nach dem Copy & Paste-Verfahren am Streckenrand platziert worden zu sein. Technisch liegen zwischen Dirt 3 und WRC 2011 Welten!
Das gilt auch für die Fahrphysik: Während sich Codemasters für eine Mischung aus Arcade und Simulation entschieden hat, die trotz des eingegangenen Kompromisses für Spaß hinter dem Steuer sorgt, will Milestone in erster Linie mit einem realistischen Verhalten der Boliden punkten. Eigentlich ein guter Plan, wenn er nicht so enttäuschend in die Tat umgesetzt werden würde: Zwar steuert sich der WRC-Mini wirklich anspruchsvoller als gedacht, doch fühlt sich vor allem das Driften durch die Kurven noch sehr merkwürdig an, weil das Fahrzeug oft in einer starren Position über die Strecke rutscht und das Heck nicht richtig ausbrechen will, obwohl man einlenkt und den Fuß auf dem Gaspedal lässt. Dadurch glaubt man manchmal, eher auf Glatteis anstatt auf der eigentlichen Schotterpiste unterwegs zu sein. Vielleicht steuern sich die Boliden mit einem Lenkrad besser, doch mit dem Controller wollte sich bei der Probe-Tour noch kein überzeugendes Fahrgefühl bei mir einstellen, obwohl zumindest die Cockpitansichten einen Hauch von Rallye-Feeling aufblitzen lassen. Der amateurhaft wirkende Co-Pilot macht das alles mit präzisen, aber unprofessionell wirkenden Ansagen wieder zunichte.
Einen großen Vorteil gegenüber Dirt 3 kann Milestone aber auf jeden Fall für sich verbuchen: Waren die Etappen beim Codemasters-Raser oft schon nach zwei Minuten vorbei, dürften die Wertungsprüfungen bei WRC 2011 etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, wenn man den Vorgänger und die gamescom-Demo als Maßstab nimmt. Bei Letzterer war ich z.B. bereits knapp vier Minuten unterwegs. Lange Etappen allein werden allerdings nicht ausreichen, um Rallye-Fans zu begeistern. Mit seiner angestaubten Technik sowie der noch nicht ausgereiften Fahrphysik scheint WRC 2011 in der Spurrille seines Vorgängers weiterzufahren und wie dieser höchstens im Mittelfeld zu landen. Im September wissen wir mehr...