Zur Abwechslung mal ?Kultur?

RoninXM

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Bevor ich diesen Blog richtig beginne, müssen wir zuerst einen kleinen Exkurs in die Vergangenheit starten. Es ist 1994. Wir schauen durch die Augen eines 8-jährigen Jungen, der zum ersten Mal in einem großen Kinosaal sitzt.
Mit einem freudigen Leuchten folgen wir einem Film, der uns in der kurzen Zeit, die er über die Leinwand flimmert, viele Emotionen näher bringt. Freude, Heiterkeit, Angst, Trauer.
Der Name des Streifens: "Der König der Löwen".

Nun, in der Gegenwart, hat es meine bessere Hälfte doch tatsächlich geschafft, mich zu einem Besuch des Musicals im Hamburger Hafen zu bewegen. Normalerweise bin ich kein Fan von Theater oder Varieté-Shows. Ein richtiges Musical hatte ich allerdings auch noch nie besucht und so war ich gespannt, ob es mir gefällt, oder nicht.
Die Karten waren schon mal nicht billig. 110? pro Person und das nur in der Kategorie 2 und unter der Woche. Dann kommt ja noch das Hotel und die Fahrtstrecke von zwei Mal 500km dazu? aber okay, man will die halbe Woche Urlaub ja auch nutzen und nicht zuhause rum sitzen. Außerdem hatte ich bei unserem Juniurlaub ja mit meiner Ägyptenidee durchgesetzt.

Samstags machten wir uns also aus der Nähe von Dresden auf den Weg. Zunächst endete die Reise vorzeitig in Berlin, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Ein bisschen Shoppen war da auch noch drinnen.
Pünktlich Dienstagmittag aber rastete mein blau-weißer Propeller auf der linken Spur der A24 ein und binnen zwei Stunden waren wir (zum Glück ohne Stau) in unserem Hotel angekommen.
Ich kannte Hamburg zwar schon durch die eine oder andere Dienstreise schon, allerdings entschieden wir uns trotzdem noch dafür, ein bisschen in der zweitschönsten Stadt an der Elbe (sorry, aber als Dresdner bin ich gezwungen, das so zu sagen) bummeln zu gehen. Außerdem war noch Zeit bis zum Veranstaltungsbeginn. Glücklicherweise spielte das Wetter nun auch mit, nachdem es bis Mittag nur geregnet hatte, sogar die Sonne schaute heraus.

Also rein in die U-Bahn und an der Binnenalster noch schön einen Kaffe getrunken. Anschließend schlenderten wir gemütlich vom Rathausplatz aus über den Gänsemarkt quer durch die Innenstadt, am Michel vorbei bis zu den Landungsbrücken.
Die Fähren zum Theatergebäude fuhren schon und so setzten wir über. Nach einer Bretzel und einem Getränk zur Stärkung, konnten wir auch schon unsere Plätze aufsuchen. Rang links, Reihe 1. Schön über dem Geschehen und keiner sitzt vor einem. Perfekt!
Nachdem jeder Zuschauer seinen aufsuchte (der Saal war natürlich wieder ausverkauft), ging es auch schon fast los. Was folgte, waren (mit 25min Pause) drei wundervolle Stunden, die mich wieder zurück in meine Kindheit führten ? schon beginnend mit Szene, bei der sich die Tierwelt versammelt, um den kleinen Simba am Königsfelsen zu begrüßen.
Die Kostüme waren einfach der Wahnsinn. Artisten, die auf vier langen Krücken als Giraffen über die Bühne liefen, oder mehrere Menschen, die zusammen in einem riesigen Elefantenkostüm durch den Zuschauerraum stapften. Auch die Bühne selbst war mit einigen technischen Finessen, wie dem im Boden versenkbaren Königsfelsen, oder ausfahrbaren Rampen, ausgestattet. Besonders fasziniert hat mich der Elefantenfriedhof.
Was mich sehr überraschte war, dass mehr gesprochen als gesungen wurde. Das komplette Musical war auf Deutsch. Gerade deshalb fand ich auch den hohen Anteil an internationalen Gästen im Saal sehr ungewöhnlich. Wir hatten in der Lobby schon vorher mitbekommen, dass viel Englisch und Spanisch gesprochen wurde.
Der Großteil der Akteure war afrikanisch-asiatisch stämmig, aber auch Briten und Deutsche waren dabei. Die (fast akzentfreien) Stimmen passten verdammt gut zu denen, die man aus dem Film kennt. Gerade Zazu, Timon und Pumbaa waren sehr gut getroffen. Diese Darsteller schafften es auch immer wieder, aktuelles Tagesgeschehen in ihre Witze einzubauen und das Publikum mit einzubeziehen. Wunderbar!
Die visuelle Darstellung des Musicals, mit all ihren wechselnden Kulissen und Kostümen war also schon atemberaubend. Was allerdings alles übertrumpfte, war immer noch die schon seit dem Film bekannte Musik von Hans Zimmer und Elton John. Melodien, die sich schon seit meiner Kindheit eingebrannt haben.
Zu den bekannten Stücken gesellten sich dann auch noch neue, zu Teil sogar rockige Lieder, die das Musical gut ergänzten.

Alles in Allem muss ich wirklich zugeben, dass ich wirklich überrascht wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Musical audiovisuell so sehr begeistern würde und kann nur jedem, der auch nur ein Bisschen etwas mit Musicals oder KdL anfangen kann, empfehlen, sich dieses Meisterstück mal anzuschauen. Auch wenn die Kartenkosten erst einmal abschrecken mögen. Mich, als Skeptiker, hat es überzeugt.

Nach der Veranstaltung waren wir wieder recht zügig an den Landungsbrücken (es fuhren zum Glück vier Fähren). Inklusive war dabei vom Oberdeck aus der fantastische Panoramablick auf die leuchtende Stadt. Wir ließen den Abend bei einem kurzen Mitternachtssnack auf der Reeperbahn Revue passieren. Nach einer kurzen Nacht im Hotel machten wir uns dann um 10 am Mittwochmorgen auf den 500km langen Heimweg. Leider rief am Donnerstag wieder die Arbeit.
Allerdings haben wir uns geschworen, noch einmal nach Hamburg zurück zukehren, um ein paar Tage länger in dieser tollen Stadt zu verbringen.
 
........erstmal danke dafür :-)

Da meine Freundin & ich ebenfalls erst in Hamburg und König der Löwen waren, kann ich Deinen Schilderungen absolut folgen! Das Musical ist einfach grandios, war auch für mich der Erste Musical-Besuch überhaupt. Auch ich fühlte mich vollständig in die emotionalen Wogen meiner Kindheit zurück versetzt und wurde über 3 Stunden lang unglaublich gut unterhalten, trotz des abschreckenden Preises ein Pflichtbesuch für die Kinder unserer Generationen, ganz klar!!! Was mich abseits der von Dir bereits geschilderten Aspekte am Meisten begeistern konnte, war die Stimmgewalt & -Qualität der Darsteller, allesamt unglaubliche Talente, war einfach herrlich!

Hamburg selbst ist eine wunderschöne Stadt, hab ich tief in mein Herz geschlossen und bin sicher, nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein! Welch ein Glück dass ich meine Heimatstadt Landshut so sehr liebe ;) .
 
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