"Meine Daten gehören mir!", das stand mal so auf Aufklebern und Transparenten. Das war natürlich vor Google, Youtube und Facebook, also lange bevor man seine Profildaten ins Netz stellte, um Freunde zu finden. Aber 1984 war das noch anders. Damals wollte man eine Volkszählung boykottieren. Man sprach vom "gäsernen Bürger, vom Überwachungsstaat" vom "Big Brother" (für die Jüngeren: nicht die Containershow, sondern der Böse aus "1984"). Wenn damals das Google-Street-View-Auto durch die Straßen gefahren wäre - aber Hallo-Krawallo!
Nun gibt es ja prinzipiell einen Unterschied, ob der Staat etwas wissen will, um die Rente zu berechnen, oder ein Unternehmen Fotos macht, um öde Häuserfassaden ins Netz zu stellen. Wo es allerdings keinen Unterschied zu geben scheint, ist das Unbehagen, das entsteht, wenn das Private an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Da sind wir Deutschen ein bischen dünnhäutig, vielleicht wegen der Geschichte - den Denunzianten und Informellen Mitarbeitern. Vielleicht aber auch nur einfach "aus Prinzip" wie Außenminister Westerwelle der "BamS" erklärte.
Jedenfalls will Westerwelle seine Fassade verpixeln lassen. Man muss nicht alles sehen. Die Dünnhäutigen werden wohl noch eine Weile mit den "Pionieren der totalen Vernetzung" (FAZ.net) diskutieren: "Datenkrake" (SZ) vs. "Datenschutzhölle" (Spiegel Online). Was bleiben wird, ist das Unbehagen: Wem kann man Daten anvertrauen, was kann man mit ihnen noch alles machen, und wer soll uns vor ihrem Missbrauch schützen?
Übrigens: 2011 soll es wieder eine Volkszählung geben. Diesmal wird das Volk überhaupt nicht mehr gefragt - alle Daten sind bereits erfasst, man muss sie nur noch verknüpfen. Und für die Jüngeren: "1984" gibt's inzwischen auch als Film.