So, nachdem ich diese Nacht vor lauter Wut über den Bericht direkt mal schlecht geschlafen habe, hier eine ausführlichere Analyse des Videos. Als Vorlage dient mir der Text meines Kumpels aus dem
Blood-is-Red-Forum, die ich aber etwas weniger wissenschaftlich gestalte.
Die Chefin der BPjM Elke Monssen-Engberding erklärt:
"Also man hat natürlich den Eindruck, dass sie [Anm.: die Spiele] grausamer geworden sind, weil sie eben realistischer sind. Es ist [...] ein himmelweiter Unterschied, ob Sie also eine ganz deutliche Spielfigur massakrieren oder ob Sie den Eindruck haben, Sie haben jetzt ein realistisches Geschehen vor sich, ja. Sie haben wirklich den Ein[druck], Sie schleichen sich an, schneiden jemand[em] die Kehle durch, der fällt zu Boden, der schreit und Sie haben wirklich den Eindruck, Sie begehen einen realen Mord."
Diese Ansicht ist faszinierend, weil sie genau das praktiziert, was Spielern immer wieder unterstellt wird: nicht zwischen realen und erfundenen Dingen unterscheiden zu können. Mir wäre KEIN Spieler bekannt, nicht einmal durch Hörensagen, der von Gewalt in Videospielen derartig auf die Realität schließen würde, wie Frau Monssen-Engberding dies tut. Das lässt auf eine mangelhafte Medienkompetenz schließen, die bei einer Person in einer solchen Position eigentlich nicht vorkommen sollte.
Um die Aussage von Werner Hopf weiter aufzuschlüsseln... es bleibt nicht nur im Kontext des Beitrags unklar, was das von ihm angesprochene "exakte Training für das Militär" ist. Er unterstellt, dass die Spieler nicht zwischen Realität und den fiktiven Inhalten von Videospielen unterscheiden können. Dass Medien eine bestimmte Wirkung haben und die Wirkung nicht vom Benutzer des Mediums abhängt, wird spätestens seit dem zweiten Weltkrieg von keinem seriösen Wirkungsforscher mehr behauptet. Wenn
Call of Duty wirklich Soldaten machen würde, dann würde man durch
Cooking Mama zum Koch werden oder durch
Viva Pinata ein Viehzüchter. Hopf ist ein Bewährpädagoge erster Güte, der die Existenz von Unterhaltung mit militärischen Inhalten grundsätzlich ablehnt. Seine Behauptung, dass
Call of Duty 4: Modern Warfare Massenerschiessungen für Spieler für die Spaßsteigerung einsetzen würde zeigt, dass er sich nicht mal oberflächlich mit dem Spiel auseinandergesetzt hat. Das die Szene ohne Kontext präsentiert wird (der Spieler muss der Erschießung ja zusehen ohne Eingreifen zu können) heißt entweder, dass Hopf die Szene nicht wirklich kennt oder den Zusammenhang nicht versteht.
Die Justizministerin aus Sachsen-Anhalt darf auch Dinge fordern, die längst mit bestehenden Gesetzen durchführbar sind. Bei der Szene aus Prey wird dann ähnlich verfälschend wie bei der Erschießung aus CoD agiert. Indem man dem Publikum bestimmte Szenen nicht zeigt, weil sie zu brutal wären, betreibt man nur entmüdnigende Meinungsmache. Zudem ist die Fantasie immer schrecklicher, als das was man sieht; der Zuschauer malt sich nach dem Vorenthalten der Szenen aus, die sicherlich weit schockierender sind, als die tatsächlichen Szenen aus dem Spiel. Dass die Szene im Kontext extrem schockierend wirkt und sogar von der eigenen Spielfigur entsprechend kommentiert wird, wird ausgeklammert.