Auf Spiegel Online: "Mehr Geist bitte, liebe Games-Tester"

Philipp Sickmann

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01.04.2010
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Ich denke, dieser Artikel dürfte für viele hier interessant sein. Christian Schmidt (Ex-Gamestar-Redakteur) rechnet in "Videospiele: Mehr Geist bitte, liebe Games-Tester" mit der Zeitschriften-Branche im Videospiele-Sektor ab. Hier mal einige Ausschnitte:

Videospiele sind auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. Gleichzeitig befindet sich der Fachjournalismus, die professionelle Kritik dieser Spiele, auf dem umgekehrten Pfad. Er bewegt sich aus der Mitte der Gesellschaft an ihren Rand. [...]

28 Jahre nachdem sie mit den "Happy Computer"-Zeitschriften ernsthaft begann, ist die deutsche Spielekritik in einem traurigen Zustand, nämlich im Großen und Ganzen im gleichen wie vor 28 Jahren. Als Computerspiele noch eine Domäne von Hobbyisten waren - über viele Systeme zersplittert, experimentierfreudig und häufig von mieser Qualität - leistete die junge Spielekritik mit ihren einordnenden Empfehlungen einen wertvollen Dienst. Solche Kaufberatung sehen die meisten Spieletester bis heute als ihre Hauptaufgabe. In Zeiten, in denen Videospiele als Medium mit gesellschaftlicher Aussagekraft, als Kulturgut und Kunstwerke gelten wollen, behandelt die klassische Spielekritik sie in erster Linie als Produkt. [...]

Für die deutsche Spielekritik ist der Vollständigkeitsanspruch zu einer Hypothek geworden. Ihr Detailfetisch gaukelt eine Gründlichkeit vor, die weder dem Medium gerecht wird noch dem eigenen Ziel. Wer das Kleinteilige zu seinem Sujet macht, muss dort vom Hundertsten ins Tausendste kommen. [...]

Die Aufgabe eines Journalisten schließt ein, sich Detailwissen anzueignen, indem man Spezialisten befragt. Aber Journalisten, die das beherrschen, sind teuer, Laien günstig. Manche Publikationen werden inzwischen zu einem großen Teil von Praktikanten gefüllt. Freie Autoren erreichen bei einem Durchschnittshonorar von 200 Euro für einen Test nicht selten einen Stundensatz, der unter dem Mindestlohn für Reinigungskräfte (8,55 Euro) liegt."

Zum kompletten Beitrag: Videospiele: Mehr Geist bitte, liebe Games-Tester

Die Art von Rezension, die Schmidt am Ende seines Beitrags beschreibt, findet sich bereits in der GEE wieder, hat sich aber ansonsten kaum durchgesetzt.

Der SpOn-Artikel wird in einigen Foren bereits heiß diskutiert. Eure Meinung?
 
Die großen Fachmedien haben es - mit meiner engagierten Mitwirkung - zu einiger Meisterschaft darin gebracht, Spiele in ihre funktionalen Bestandteile zu zergliedern, deren Wechselwirkung zu beschreiben und das Ergebnis in detaillierten Prüfprotokollen niederzulegen, samt Endnote mit Nachkommastellen
Das kritisiere ich schon seit einiger Zeit, z.B. hier:
Die Bewertung nach objektiven Faktoren ist in der Tat „problematisch“, nicht jedoch Kunstkritik an sich!
Durch die Zerlegung der Spiele und Filme in technische Kategorien, die dazu in noch kleinere Einheiten für die Bewertung aufgeteilt werden, verändert sich aber nicht nur ihre Rezeption und Rezension, sie selbst fügen sich den Schablonen von Bewertungsfaktoren. Man erkennt hier ein typisches Symptom der Kulturindustrie. Viele User im Thread wollen es nicht wahr haben, aber es ist nun mal so: Die meisten Videospiele sind nicht Bestandteil einer authentischen Kultur.
Ich stimme zudem den genannten Forderungen zu:
  • Sie muss aufhören, Spiele als Summe einzelner Teile zu begreifen. Sie muss ihren Blick auf das Ganze richten, den Kontext kennen und Einordnung geben.
  • Sie muss intelligenter werden, sie muss die Funktionsbeschreibung zurückschrauben zugunsten der Interpretation. Sie muss ihre funktionalen Urteile über Spiele ergänzen durch ökonomische, politische, ethische, künstlerische und gesellschaftliche Urteile.
  • Sie muss Plattformdenken ablegen und das Medium Spiel in all seinen Ausprägungen ernst nehmen.
  • Sie muss neue Erzählweisen finden; sie muss Geschichten über Spiele erzählen, nicht nur Geschichten aus Spielen.
  • Sie muss neue Themen aufspüren und journalistisch arbeiten, sie muss Geschehnisse hinterfragen, recherchieren und eigene Gedanken entwickeln. Sie muss sich als Kontrollinstanz für ihre Branche verstehen, nicht als Erfüllungsgehilfe der Industrie.
  • Sie muss, kurzum, der Bedeutung des Mediums Videospiel Rechnung tragen. Dazu gehört, das engagierte Laientum, mit dem sie kokettiert, abzulegen und sich endlich zu professionalisieren.
Der Herr erzählt hier – zumindest für mich – nichts neues. Andererseits: Warum gibt es denn heute keine richtige GEE mehr, nur noch diese abgespeckte Version? Vermutlich weil Spiele – und das sagt ja bereits der Name – vor allem Unterhaltung sind!
 
Alles Bullshit. Damals haben auch nur Nerds Happy Computer und den 64'er gekauft. Ich kann mich an meine Mutter erinnern, wie sie meine Zeitschriften als "sonderbar" einstufte. Das machte uns damals verdammt stolz. Es war eben kein Ikea-Katalog, wo einem lediglich Produkte angepriesen wurden, sondern ein Fachmagazin mit genauen Kritiken. Wenn man seine Spiele nicht ausschließlich als Raubkopien bezon, musste man oft 80-150 DM oder mehr bezahlen. Fast unerschwinglich für Schüler oder Studenten. Wenn man sich also z.B. zu Weihnachten ein besonderes Spiel wünschte, wollte man nicht die Katze im Sack kaufen. Man berief sich also auf Fachmagazine.

Heute sind Videogames nicht mehr nur einigen wenigen verbehalten. Sie sind ein Massenprodukt, was von einer großen Industrie gestützt wird, mit all den unzähligen Programmierern, Entwicklern und Publishern. Heute gibt es vor allem ein Problem, was die Kritik in der Videospiele-Landschaft systematisch zunichte macht, es handelt sich dabei um die sogen. Casual-Games.

Erst sie öffneten den riesigen Markt derer, die mit Videospielen zuvor nichts zu tun hatten und auch heute meist noch keine Core-Titel spielen (Familien, Frauen, Kinder, ältere Menschen). Doch diese Spiele machen einen großen Marktanteil aus, auf den sich die gesamte Industrie der Branche stützt. Wie eine Kritik zu einem Casual-Game aussieht, brauche ich nicht beschreiben. So ein Spiel kann wirklich jeder in einer Kurzkritik abfrühstücken, ohne journalistische Insiderkenntnisse zu besitzen.

Das wirkt sich natürlich auf Seriösität und Glaubwürdigkeit der großen Videospiel-Magazine aus. Ein schnell hungeschludertes Casual-Produkt macht heute auch riesige Umsätze - dem Massenmarkt sei Dank. Schon klar, dass auch diese Kritik auf die großen Produktionen abfärbt, denn alle Publisher sind auf das schnelle Geld aus und möchten ihre Produkte billig bewerben. Von daher wird von den meisten unprofessionellen Printmedien (z.B. Computerbild Spiele), fast jedes dieser Spiele schöngeredet. Da ist Recherche und Tiefgründigkeit kein Thema mehr, Hauptsache das Spiel verkauft sich gut. Mich wundert es auch nicht mehr, dass Verlage auch am beworbenen (Casual-) Spiel sogar mitverdienen, da immer häufiger auch dort Gelder seitens diverser Publisher fließen, um ihr Produkt zu pushen. Ein Spiel verkauft sich nämlich nicht gut, wenn eine seriöse Kritik das Spiel erst mal verrissen hat. Wer schreibt schon seriöse Kritiken, wenn er anders schneller Geld verdienen kann?
 
"In Zeiten, in denen Videospiele als Medium mit gesellschaftlicher Aussagekraft, als Kulturgut und Kunstwerke gelten wollen"

das trifft doch maximal auf 0,1% aller spiele zu.
der rest bietet reine unterhaltung, hat keinen künstlerischen anspruch und schon gar keine gesellschaftliche aussagekraft.
wir sollten unser hobby nicht dermaßen überhöhen.
 
Tja...was soll man dazu groß sagen? Der Herr hat sicher nicht ganz unrecht, wirklich neu sind diese Erkenntnisse wie balthi schon schrieb aber auch nicht.

Es fehlt meiner Meinung nach einfach der Mehrwert. Warum soll ich mir ein Spielmagazin kaufen? Die Tests stehen oft 1 zu 1 auf den Webseiten und wenn nicht gibts reine Onlinetests - oftmals von Usern - die aber auch net wirklich schlechter sind als die Tests in den diversen Zeitschriften. Fakten aufzählen und Porzentpunkterl für Grafik und Spielspaß vergeben kann jeder der das Spiel gespielt hat, sorry.

Hmm...ich könnt jetzt zu allem was der Herr gesagt hat was posten, hab ich aber grad so gar keine Lust. ^^
Was mir am meisten fehlt und was ich auch in dem Artikel vom Herrn Schmidt vermisse (zumindest hat ers nicht so klar gesagt): Ich will unterhalten werden. Nicht nur von den Spielen sondern auch von dem Magazin dass darüber berichtet. Ich will mir kein Magazin kaufen wo ich nur die Tests oder Vorschauen zu den Spielen lese die mich interessieren, mja, okay sagen und das Ding wieder beiseite legen. Ich will ein Magazin lesen wo ich weiß dass ich bei jedem Test und Co. nicht nur informiert sondern auch unterhalten werde, dass es sich für mich "lohnt" das ganze Ding von vorne bis hinten zu lesen, auch über Spiele/Themen die mich jetzt nicht so sehr interessieren. Ich will eine ordentliche Kolumne, ausführliche Berichte zu verschiedenen Themen (wie die seltenen großen Spezials die es ja schon gab, die aber auch immer das Selbe sind) und und und. Eben Mehrwert zur WWW Infolawine.

Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht dass ihr das zumindest teilweise nicht könnt, ich hab schon gute (soll heißen was mir halt gefällt) Sachen gelesen, auch in der GA, aber das ist halt eher selten...oder war es so lange ich sie gelesen habe.
Die letzte Games Zeitschrift die ich mir gekauft habe war, weil sie keine GA hatten, die X3. Superinformativ für Xbox Spieler, keine Frage, aber zum Großteil stinklangweilig.
 
Der Herr Schmidt hätte aber durchaus was dagegen tun können war er doch selber auch eine Zeit lang stv. Chefredakteur.

Was aber im Falle der Gamestar zu den stark ruckläufigen Verkäufen führt ist, dass nahezu alles schon auf der Website ist, manchmal sogar ausführlicher (siehe Starcraft 2 Test.? Auch die immer weniger werdende Seitenanzahl wirkt sich nicht gerade positive auf die Heftverkäufe aus. Vor 2-3 Jahren hatte ne Gamestar Ausgabe rund 200 Seite während sie heute bei mageren 130 herumtümpelt.

Tut mir eigentlich sehr leid, da die Redaktion sehr sympathisch ist, allerdings verkauft man durch Sympathie auch keine Hefte. :(
 
Dafür, dass du gleich alles als Bullshit bezeichnest, widerlegst du nur sehr wenig.
Das wirkt sich natürlich auf Seriösität und Glaubwürdigkeit der großen Videospiel-Magazine aus. […] Mich wundert es auch nicht mehr, dass Verlage auch am beworbenen (Casual-) Spiel sogar mitverdienen, da immer häufiger auch dort Gelder seitens diverser Publisher fließen, um ihr Produkt zu pushen.
Es werden immer weniger Core-Magazine verkauft, seit Jahren, zudem verkaufen sich die Magazine nicht als Casual-Magazine. (Casual-Spiele werden doch kaum getestet.) Ich finde deine Schlussfolgerung deshalb nicht wirklich plausibel. Nebenbei gefragt: Kaufen Casuals überhaupt Spielemagazine?

---------- Zusammengeführter Beitrag, 16:53 Uhr ----------

Was aber im Falle der Gamestar zu den stark ruckläufigen Verkäufen führt ist, dass nahezu alles schon auf der Website ist, manchmal sogar ausführlicher (siehe Starcraft 2 Test.? Auch die immer weniger werdende Seitenanzahl wirkt sich nicht gerade positive auf die Heftverkäufe aus. Vor 2-3 Jahren hatte ne Gamestar Ausgabe rund 200 Seite während sie heute bei mageren 130 herumtümpelt.
Die Senkung der Seitenzahl ist Folge der rückläufigen Heftverkäufe und nicht umgekehrt. Selbiges trifft auf die Websites zu: Ein Großteil der Leser bevorzugt sehr wahrscheinlich das Internet, deshalb bieten die Verlage ihre Dienste auch dort an.
 
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Die Senkung der Seitenzahl ist Folge der rückläufigen Heftverkäufe und nicht umgekehrt. Selbes trifft auf die Websites zu: Ein Großteil der Leser bevorzugt sehr wahrscheinlich das Internet, deshalb bieten die Verlage ihre Dienste auch dort an.

Mann muss ja nicht den kompletten Inhalt Online stellen. Es würde ja reichen wenn man gekürzte Tests anbietet so wie es bspw hier bei Cynamite ist. Aber so verliert das Heft einfach an Wert.
 
Doch, wir sollten unser Hobby derart überhöhen, denn es ist ein Medium und als solches hat es die Fähigkeit wie Musik, Film, Comic oder Buch mehr als nur reine Unterhaltung zu bieten. Gerade weil es nicht zutrifft, sollte sich die Berichterstattung ändern. Ein Magazin wie GEE hat es richtig gemacht und EDGE lese ich unheimlich gern, wenn ich mal die Möglichkeit habe. Doch der Rest der Medienlandschaft und des Webs ist weitestgehend ziemlich gurkig. Journalismus kann man es kaum nennen, was sich da so abspielt. Dabei ist das Problem nicht der ominöse "Hardcoregamer" oder "Ultra". Das Problem ist die Unfähigkeit ein Spiel als das benennen zu wollen was es ist. Das Meisterwerk verdient seinen Namen aus der hochwertigen Summe seiner Teile. Aus handwerklicher Arbeit. Vielen Titeln wird eine herausragende Position eingeräumt, die sie nicht besitzen sollten weil sie nun mal in den verschiedensten Disziplinen versagen oder nicht soviel bringen wie sie sollten. Man kann sagen, das funktionierende Spiel reicht schon aus um es zum Meisterwerk zu deklarieren, solte es nur von der richtigen Firma kommt und je nach Genre sich lose an die Vorgaben hält.
 
Indem du aber lediglich das Handwerk des Spiels betonst, erhöhst du es nicht von der Unterhaltung.
 
Seit gestern wird ja in diversen Foren heiß über den Artikel diskutiert... Ich muss mich daher selbst zitieren:

Mottenkiste-Alarm!

Vieles aus dem Schmidt-Artikel kann man unterstreichen. Spiegelt auch meine Meinung wider. Fettes ABER: Seit 2-3 Jahren ist es Mode, dass diese Positionen von Leuten vertreten werden, die an verantwortlicher Stelle die Chance für Änderungen gehabt hätten. Da kann es aber weh tun, wenn hehre Ziele an fehlender Marktwirtschaftlichkeit zerschellen. Gee, Edge (dt.) sind (auch wegen hausgemachter Probleme) gescheitert...

Das von Schmidt angesprochene "11Freunde"-Magazin zeigt aber, dass Anspruch und Erfolg machbar sind. Viele alternative Fußball-Magazinkonzepte haben nicht funktioniert. Das 11Freunde-Projekt hat in einer Hinterhof-Wohnung angefangen... Jetzt fährt das Heft unter der Flagge von Gruner + Jahr und wirbt Redakteure vom Spiegel ab.

Zuletzt wurde das Thema von Boris Schneider-Johne aufgemacht und ausführlich diskutiert. Mit und ohne Eier. Jetzt ist mal gut. Die Fachpresse macht weiter ihr Ding und wird schon wissen warum. Sollen doch die bürgerlichen Massenmedien vorangehen und die Hochkulturkritik im Bereich Games etablieren. Wo ist eigentlich das Problem?

Und hier ist auch schon die Antwort von Computec-Frontkämpferin Petra auf Spiegel Online: Nicht die Kritiken sind platt, aber viele Spiele.
 
Lustig dass die Frau Fröhlich ausgerechnet Homefront erwähnt. Fällt halt immer noch verdammt schwer Menschen ernst zu nehmen die diesen Schwachsinn als interessante Geschichte und ähnliches (was ja auch die Redakteure hier taten) zu titulieren. Da fragt man sich als normal Sterblicher schon wie viele Stunden man vor PC und Konsole gesessen haben muss um so...naja, lassen wird das. :rolleyes:
 
Lustig dass die Frau Fröhlich ausgerechnet Homefront erwähnt. Fällt halt immer noch verdammt schwer Menschen ernst zu nehmen die diesen Schwachsinn als interessante Geschichte und ähnliches (was ja auch die Redakteure hier taten) zu titulieren. Da fragt man sich als normal Sterblicher schon wie viele Stunden man vor PC und Konsole gesessen haben muss um so...naja, lassen wird das. :rolleyes:
Homefront ist wohl deshalb so "intelligent und populär", weil John Milius die Story zum Spiel gesachrieben hat. Der ist schließlich seit "Die Rote Flut", "Apocalypse Now" und "Rome" ein Kritikerliebling. ;)
 
@balthier9999
Da ich diese Kunstgeschichte albern finde, ist es mir völlig egal wie man es deklariert. Qualität interessiert mich, nicht Debatten über den Kunstbegriff.

Zu Homefront:
Tja, annähernd volksverhetzender Titel der sicher keine interessante Idee hat. Dass die bösen invasieren, böse sind und böse bleiben ist keine interessante Idee, sondern Trash. Soviele Jahre nach Herr der Ringe kann man sich was neues einfallen lassen. Bedrohungen und Invasionen gehören sicher zur selben Sorte wie Gewalt und Liebe, die kann man aber auch vielfältig präsentieren.

Na ja und John Milius ist bestimmt nicht seit Die Rote Flut ein Kritikerliebling. Der Film war schließlich selbst ziemlich mies und ausgerechnet den Film hat man versoftet. Da hat er sich selbst keinen gefallen mit getan.
 
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Fettes ABER: Seit 2-3 Jahren ist es Mode, dass diese Positionen von Leuten vertreten werden, die an verantwortlicher Stelle die Chance für Änderungen gehabt hätten.
Diese Argumentation widerspricht natürlich nicht seiner Argumentation, dafür soll sie anscheinend Ressentiment gegen Herrn Schmidt schüren.
Und hier ist auch schon die Antwort von Computec-Frontkämpferin Petra auf Spiegel Online: Nicht die Kritiken sind platt, aber viele Spiele.
Auch sie hat teilweise Recht, jedoch muss sie beachten: Kritik hat auch Einfluss auf den Markt. Reduziert man Spiele beim Test z.B. auf technische Faktoren, entwickeln sich auch die Spiele dementsprechend.
 
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Wie eine Kritik zu einem Casual-Game aussieht, brauche ich nicht beschreiben. So ein Spiel kann wirklich jeder in einer Kurzkritik abfrühstücken, ohne journalistische Insiderkenntnisse zu besitzen.

Trotzdem wäre es schön, wenn du es mal tun würdest. Zumal ich bis heute nicht genau weiß, was ein "Casual"-Game eigentlich ist und ich auch nicht finde, dass sich an der grundsätzlichen Struktur der Tests und der Zeitschriften allgemein viel geändert hat.
Für welche Spielkritiken benötigt man denn journalistische Insiderkenntnisse? :confused:

Das wirkt sich natürlich auf Seriösität und Glaubwürdigkeit der großen Videospiel-Magazine aus.

Welche Seriösität und Glaubwürdigkeit meinst du denn genau? Für mich sind allein schon Wertungskästen völlig unseriös. Und Glaubwürdigkeit ergab sich zu früheren Zeiten daraus, dass man seine Redakteurspappenheimer und deren Vorlieben kannte und sich dadurch aus deren Meinung zu einem Spiel ableiten konnte, ob es einem selbst gefällt oder nicht. Man hat sich Redakteure mit dem ungefähr gleichen Geschmack rausgesucht und wenn denen ein Spiel gefiel, konnte man davon ausgehen, dass es einem selbst auch gefällt. Mehr Glaubwürdigkeit, denke ich, kann man vom Produkt Spielezeitschrift gar nicht erwarten.
Mir fällt es heutzutage nur schwerer überhaupt die richtigen Tester-Bezugspersonen zu finden, da die meisten für mich völlig konturlose Schemen bleiben. Da fehlt es mir bei den verschiedenen Schreibern einfach an Individualität. Ich könnte einen Reuss-Artikel nicht von einem Szedlak- oder einem Eskofier-Artikel unterscheiden.

Ein schnell hungeschludertes Casual-Produkt macht heute auch riesige Umsätze - dem Massenmarkt sei Dank. Schon klar, dass auch diese Kritik auf die großen Produktionen abfärbt, denn alle Publisher sind auf das schnelle Geld aus und möchten ihre Produkte billig bewerben. Von daher wird von den meisten unprofessionellen Printmedien (z.B. Computerbild Spiele), fast jedes dieser Spiele schöngeredet. Da ist Recherche und Tiefgründigkeit kein Thema mehr, Hauptsache das Spiel verkauft sich gut. Mich wundert es auch nicht mehr, dass Verlage auch am beworbenen (Casual-) Spiel sogar mitverdienen, da immer häufiger auch dort Gelder seitens diverser Publisher fließen, um ihr Produkt zu pushen. Ein Spiel verkauft sich nämlich nicht gut, wenn eine seriöse Kritik das Spiel erst mal verrissen hat. Wer schreibt schon seriöse Kritiken, wenn er anders schneller Geld verdienen kann?

Was du da schreibst, trifft doch wenn dann auf alle Testmedien und sämtliche Spielsparten zu. Oder wie erklärst du dir die, seit einiger Zeit völlig ausgeuferten, Bewertungen und die verzerrten Relationen?

Lustig dass die Frau Fröhlich ausgerechnet Homefront erwähnt. Fällt halt immer noch verdammt schwer Menschen ernst zu nehmen die diesen Schwachsinn als interessante Geschichte und ähnliches (was ja auch die Redakteure hier taten) zu titulieren. Da fragt man sich als normal Sterblicher schon wie viele Stunden man vor PC und Konsole gesessen haben muss um so...naja, lassen wird das.

Aber selbst ein Homefront gibt für eine Kritik so viel mehr her als das, was in den Tests letztlich abgehandelt wurde. Das scheint Petra Fröhlich und viele andere Branchenvertreter nicht zu erkennen. Auch platte Spiele kann man auf einer ganz anderen Ebene als der rein technischen Rezensieren. Warum sollten sich Kritiken am angeblich so platten Niveau der Spiele orientieren? Ich muss Frau Fröhlich da überhaupt widersprechen. Meiner Ansicht nach haben Spiele im Vergleich zu früher zumindest zum Teil an Niveau und Tiefe gewonnen, während bei den Magazinen und deren Kritiken das Gegenteil der Fall ist.

Ich bin bei dieser Diskussion zum Großteil bei Christian Schmidt.
Die Magazine richten sich nach Vorgaben und Forderungen ihrer Zielgruppe. Die M! und andere argumentieren beim Thema Wertungen immer, dass die Leser darauf bestünden, scheinen aber auszublenden, dass eben diese Leser weniger werden und der Absatz schrumpft. Vielleicht wäre es wirklich Zeit für eine neue Ausrichtung und Umorientierung hin zu neuen Zielgruppen.
 
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Lustig dass die Frau Fröhlich ausgerechnet Homefront erwähnt. Fällt halt immer noch verdammt schwer Menschen ernst zu nehmen die diesen Schwachsinn als interessante Geschichte und ähnliches (was ja auch die Redakteure hier taten) zu titulieren. Da fragt man sich als normal Sterblicher schon wie viele Stunden man vor PC und Konsole gesessen haben muss um so...naja, lassen wird das. :rolleyes:

Homefront-Wertungen von Computec:
86 (PC Games/PC Action/play³, Tester jeweils Jürgen Krauss, Chefredakteurin Petra Fröhlich),
85 (GA, Testerin Katharina).

Nachdem mir Seth im Vorfeld der Veröffentlichung von Homefront mit seinen Tiraden arg auf den Sack gegangen ist, habe ich mir das Game aus Trotz geholt. Obwohl ich kein großer Shooter-Spieler bin. Und was soll ich sagen? Das Game war richtig mies. Storymäßig und spielerisch sowieso. Fehler meinerseits. Wobei ich dazu stehe, dass man ein absurd-propagandistisches Kriegsszenario durchaus packend und emotional anlegen könnte. Ich habe in der Fiktion überhaupt kein Problem damit, billige Klischees serviert zu bekommen. Damit komme ich klar. Bin ja schon groß. Ganze fünf Minuten konnte der Titel mich schließlich fesseln. Dann war der Vorspann vorbei.

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Urgestein Mick Schnelle ist richtig sauer: Offener Brief an Christian Schmidt. Es geht rund in der Szene.:)
 
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Es gibt auch noch andere Reaktionen. Der VDVC hat ein wenig gesammelt:
Spielekritikdebatte spitzt sich zu | VDVC

Ich denke jedenfalls, dass Herr Schmidt da etwas haben will, was einfach keine ausreichend große Zielgruppe in Deutschland finden wird und damit eben nicht machbar ist. Die GEE wurde ja bereits als trauriges Beispiel genannt und auch die eigentlich qualitativ hochwertige britische EDGE ist nicht gerade ein Verkaufserfolg. Spiele sind eben zur Unterhaltung gedacht. Alles was darüber hinausgeht, ist in meinen Augen wie bei Filmen und anderen Medien wohl eher die Ausnahme.

Zur Zeit lese ich diverse Zeitschriften jeden Monat - GameStar, Games Aktuell, c't (sehr kleiner Spieleteil), Retro Gamer (UK) und EDGE (UK). Alle haben irgendwo ihr Vor- und Nachteile in ihren Wertungs-Systemen und Heft-Konzepten. Aber die jeweilige Zielgruppe dürfte eigentlich jeweils damit zufrieden sein, wenn denn die Redakteure ähnliche Vorlieben wie sie selbst haben... Am Ende entscheidet sowieso der persönliche Geschmack und kein Redakteur :)

Die sinkenden Auflagen sehe ich eher als Folge der "Ich will alles kostenlos!"-Haltung vieler Leute mit Internetzugang in diesem Land. Darunter leidet dann eben auch die Qualität, denn ohne stabile Einnahmen kann man die eben nicht mehr produzieren. Der Markt für Online-Werbung ist ziemlich instabil und kann in einem Monat sehr hohe Gewinne erwirtschaften, während man im anderen am Hungertuch nagt.
 
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Ich kann es gerade nicht lassen, die Positionen der Urgesteine, sofern interessant, hier rüber zu ziehen. Falls es nervt, sagt Bescheid.

Hier jetzt Ex-GameStar-Chefredi Jörg Langer, der auch schön reflektiert daher kommt:

Ich will mich hier nicht als der große Schlichter aufspielen, zumal ich zu ca. 90% auf Micks Seite bin und mich über einige von Christians Aussagen schon sehr wundere. Darum nur ganz kurz: Es gibt aus meiner Sicht drei Gruppen von Spieleredakteuren.
Jene, die gewissermaßen in die Meta-Ebene transzendieren, weil sie die letztlich immer gleichen Mechanismen von Spielen persönlich -- meist nach Jahren der Berufsausübung -- nicht mehr so erquicklich finden. Sie streben oft danach, "hinter das eigentliche Spiel" zu blicken, Spiele als künstlerisches Medium oder auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin zu untersuchen. Sie schielen aufs Feullieton, wo sie -- wenn sie gut schreiben -- auch hingehören. Ihre ehemalige Liebe zum Sujet verändert sich oft zu einer Connoisseur-Mäkelei: Nur das ganz Neue, Ungewöhnliche, die wenigen Perlen, die paar Spiele, die sich aus ihrer Sicht mit Autorenfilmen oder Theaterstücken messen können oder zumindest die Ansätze dazu zeigen, genießen noch ihre Gnade.

Und eben jene, die sich eher als Arbeiter sehen (aber nicht weniger als Journalisten), denen auch nach Jahren nicht die Lust am Spielen oder am Spieletesten vergangen ist. Ich zähle mich klar zu letzterer Gruppe, die man auch die "Zurückgebliebenen" nennen könnte. Auch wenn ich es mir zutraue, einige der gravitätischen Gedankengänge der ersten Gruppe zumindest nachvollziehen zu können. Übrigens muss auch der Arbeiter aufpassen, nicht deswegen ein Gears of War 3 runterzumachen, weil er persönlich das immer gleiche Spielprinzip schon in- und auswändig kennt.
Ich denke, beide Ansätze haben ihre Berechtigung. Und sie schließen sich auch nicht aus.

Ach, und die 3. Gruppe? Das sind einfach die schlechten Spiele-Journalisten. Ob sie nun zur ersten oder zweiten Gruppe gehören wollen.

Edit: Feiner Link, StHubi.:hoch: Hat sich überschnitten. Wobei Langer bei VDVC nicht vorkommt.
 
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