Finde den Kritikpunkt "Story größtenteils oberflächlich" ein wenig seltsam für dieses Spielprinzip und dieses Spiel im Speziellen.
Wenn man davon ausgeht, dass die Story nur der Aufhänger für ein Gemetzel sein soll, dann hat GB mehr als erfüllt. Das war im Vorgänger ein wirklicher Kritipunkt und das wurde aus meiner Sicht vollumfänglich gefixt.
Hingegen hat das Spiel andere Probleme und Mängel, manche sind direkt aus dem Vorgänger kopiert, andere sind neu und unverständlich.
Das Scaling der Gegner und das Balancing auf 2.5 Durchgänge ist jenseits von gut und böse. Das merkt man wahrscheinlich nicht, wenn man das Spiel ein mal für ein Review durchspielt, da einem die Erfahrung fehlt und das Spiel einem flasht.
Das Spiel ist generell zu einfach, wenn man kompletionistisch spielt, hat aber auch einige unfaire Aspekte, die im Singleplayer mehr hervor treten. Das Spiel kennt enorme Schwankungen im Schwierigkeitsgrad, je nach Glück bei Waffen-Funden, Story-Level und Anzahl Durchgänge.
Ich selbst verwende den Difficulty-Slider, der dem Spiel im Singleplayer vorspiegelt, dass ein 4-Spieler-Team zockt. Und selbst dann noch, muss ich von einigen extremen Sptzen abgesehen, um die 35 Stunden spielen, bis ich vom Spiel eine Hardcore-Schwierigkeit kriege.
Das ist jetzt meine Spielweise, habe noch nie so abweichende Meinungen über den Schwierigkeitsgrad gesehen, von viel zu schwer bis viel zu leicht. Und das ist genau der Punkt: Dem Spiel fehlt eine Einstellungsmöglichkeit für die Schwierigkeit, ein grober Mangel in diesem Spiel.
Wenn ich darüber fluche, dass das Spiel zu einfach sei, dann wird einem oft gesagt, dann mache doch den Durchgang 2? Echt? 35 Stunden zocken, wo andere Spiele einen Slider haben?
Wenn ich darüber fluche, dass das Spiel zu schwer sei, heisst es, dann spiele doch nur Durchgang 1. Echt? Hier zeigt sich ein weiterer Mangel: Da das Level-Cap auf ungefähr zwei Durchgänge ausgelegt ist, habe ich erst im zweiten Durchgang Zugriff auf die interessanteren Perks.
Der andere zentrale Punkt ist das Loot-System.
Es fängt ja schon mal an, dass ich mir in dem grundlegend verdorbenen Inventar ein Excel oder noch besser das UI des Vorgängers wünschen würde. Ist es das, was Designern einfällt, wenn es darum geht, 87 Bazillionen Waffen zu verwalten und zu vergleichen? Und dazu auch noch die Inventar-Grösse kleiner zu halten als im Vorgänger? Ein neues Element wie Eridium einführen, das nach 20 Leveln nichts weiter als Schrott ist? Einen riesigen Safe einbauen, der nur ein Bruchteil des Spieler-Inventars halten kann? Ein übergreifender Stash mit VIER Slots?
Das ganze korrespondiert mit dem Loot selbst. Es geht mir noch nicht mal darum, über die Drop-Raten von mehr oder weniger legendären Waffen zu motzen. Aber die gedroppten Waffen sind zu oft einfach nur Schrott, und das unabhängig von den Farben.
Hersteller haben nervige Stile, die mich ganze Waffen-Klassen einfach nur als Schrott klassifizieren lassen, mich interessiert dabei nicht mal, welchen Schaden sie in der Theorie machen. Ich habe schon mal gute Sturmgewehre gesehen in dem Spiel, so bei Level 47. Ansonsten sind die meisten davon jedem SMG, Sniper oder Pistole unterlegen und entsprechen nicht der Klasse Sturmgewehr in Real Life. (Ich wurde noch mit dem Sturmgewehr (19)57 der Schweizer Armee ausgerüstet und finde es überraschend, welche Rückschritte uns in der Waffen-Technologie der Zukunft erwarten
)
Die Variationen scheinen sich so extrem zu beschränken, denn an sich sind für meinen Spielstil und in der Waffen-Klasse Shotgun z.B. nur Torgue-Shotguns und Hyperion-Element-Shotguns relevant, was bedeutet, dass die alle gleich aussehen. Alle anderen Shotguns nutze ich nur, bis die genanten kommen.
Sniper dasselbe, es kann 30 Level dauern, bis endlich eine mit Elementar-Wirkung, Einzelschuss und Bayonett kommt, die gute Basis-Werte hat. Erwarte ich wirklich von einem Sniper, dass ich auf die Brust zielen muss, damit der fünfte Schuss den Kopf trifft? Und wieso kriegen Einzelschuss-Sniper keine Kompensation im Schaden, dafür dass sie keine Salven verschiessen?
Im Vorgänger hatte ich natürlich meine Vorlieben, ich habe aber nie eine Waffe kategorisch ausgeschlossen, weil sie von Hersteller X ist. Und im Vorgänger hatte ich Waffen, die ich heiss liebte und auf die ich stolz war, mit so geilen Namen wie Pestilent Crux oder Combustion Hellfire. Gibts in Borderlands 2 nicht, mich interessiert daran nur, ob sie nicht zuviele ätzende Mängel haben, wie z.B. eine unglaubliche Munitionsverschwendung wegen den Streu-Eigenschaften eines Rasensprenger oder unglaublich hübsche Nachlade-Animationen, die mindestens solange dauern, bis ich zwei Mal tot bin.
Das waren aber nicht die einzigen Beschränkungen, denn je nach dem, wie man die Missionen angeht, enthalten ganze Levels ausschliesslich Schrott, sogar violetten und goldenen.
Die Levels werden an die Story angepasst und bleiben auch so, was auch den Loot betrifft.Vor allem Kompletionisten wie ich werden damit bestraft, mir geht es überhaupt nicht ums grinden, sondern um eine permanente faire Herausfoderung und Belohnung für reguläre Spielmissionen. Die Level sind hübsch genug, dass ich auch das Backtracking für keinen Kritikpunkt an sich halte. Aber dass das Backtracking weder mit einer Herausforderung, noch mit Loot belohnt wird, in einem Dungeon drei Level unter mir enthält eine Dahl-Waffenkiste ausschlisslich Schrott.
Das Problem dabei ist, dass zumindest auf PT 2 Waffen wegen einer ausser Kontrolle geratenen Mathematik innert zwei Level spürbar schlechter werden. Man kann in einem Dungeon eine vernünftige Waffe finden, die im Dungeon daneben total nutzlos ist.
Und alles in allem gibt es keinen Schild, der nicht mit einem Hit oder zwei fällt.
Im Vergleich macht Borderlands 2 alles besser, als Borderlands 1. Abgesehen vom kompletten Loot-System und einiger grober Fehlentscheidungen im Gameplay. Nur ist der Loot einer der zentralen Punkte im Spiel.
Borderlands 1 fand das perfekte Rezept für Belohnung im Spiel, nicht zuviel, nicht zuwenig und in einem vernünftigen Rythmus, der einem nicht zum Grinden zwang, um anständige Ausrrüstung zu kriegen.
Und ich habe im letzten Durchgang BL1 auch den Difficulty-Slider auf 4 gestellt, das Spiel war generell noch einfacher als Borderlands 2. Aber immerhin war es das ausgeglichener. Wenn man Durchgang 1 zocken konnte, dann ging auch Durchgang 2. Heute hört man aber im Gearbox-Forum oft, dass Leute den zweiten Durchgang nach kurzem abgebrochen haben. Kein Wunder, wenn der Loot vom Warrior nach zwei Leveln im zweiten Durchgang fast nutzlos wird.