die gar keine verschiedenen Enden sind. Das erste Ende (je nach getroffener Wahl, kommt nach den Credits noch eines) gauckelt einem drei Möglichkeiten vor:
1. Von Konrad erschießen lassen
2. Konrad erschießen
3. Selbstmord (aufs eigene Spiegelbild zielen - dieses hält sich dann selbst die Waffe an den Kopf, während man weiterhin darauf zielt)
Bei 1 und 3 ist klar was passiert. Man stirbt. Aber wie kann Konrad einen erschießen, wenn er doch nur im Kopf der Hauptfigur existiert? Gar nicht. Sich von Konrad erschießen lassen, ist ebenfalls Selbstmord. Option 3 bedeutet "Ich habs verkackt und beende es" und Option 1 sagt, dass man es so derbe verkackt hat, dass man nicht mal mehr die Kraft zum Selbstmord hat. Das eigene Hirngespinst muss diese letzte Aufgabe für einen übernehmen. Achtet man aber im Spiegel nicht auf Konrad (was man logischerweise tut wenn man wählt sich von ihm erschießen zu lassen), sondern auf die eigene Waffe in der eigenen Hand, sieht man eindeutig, dass es nicht Konrads Schuß ist, der einen tötet. Walker richtet die Waffe gegen sich selbst. Konrad hat geschoßen, aber Einbildungen können nicht töten.
Option 2 ist die perverseste von allen. Sie stellt den Weg in den absoluten Wahnsinn dar. Erschießt man Konrad, und damit auch all die Wahrheiten die er einem offenbart hat, verweigert man sich endgültig der Realität. Was geschehen ist, darf nicht sein. Aber am Ende ist auch das bloß ein Selbstmord, denn Konrad ist tot und existiert nur in Walker's Kopf. Und genau so, wie Walker sich "von Konrad" erschießen lassen kann, kann er auch Konrad erschießen.
Bei den drei dann möglichen Enden nach den Credits gibt es auch einen Hinweis darauf, dass Walker tot ist. Zieht man die Realitätsverweigerung konsequent durch und geht nach Hause als wäre nichts, fragt ein Soldat Walker, wie er all das überlebt hat. Walker antwortet "Wer sagt, dass ich lebe?" Und auch wenn es wie ein "Mein Körper lebt, aber ich bin kaputt"-Spruch klingt, kann man das wohl durchaus als eiskalt servierten Hnweis darauf nehmen, dass Walker tot ist. Aber selbst diese Wahrheit wird verdrängt. Nur dieses Mal vom Spieler
Das ganze passt auch hervorragend zu Konrad's Lieblingsspruch: "Du hattest immer eine Wahl". Die Spielfigur Walker hatte zwar immer die Wahl umzudrehen, der Spieler aber nicht. Walker's Ziel war also vorherbestimmt. Und die Wahlmöglichkeiten des Spielers waren stark beschränkt, oftmals sehr gut versteckt und meistens völlig bedeutungslos. Oder wen hat man im Spiel schlußendlich gerettet?
Es gab immer eine Wahl, ja, aber sie hat das Ergebnis nie beeinflussen können. So auch die Wahl, Konrad zu erschießen, sich von Konrad erschießen zu lassen, oder Selbstmord zu begehen. Die Wahl war da, aber das Ergebnis ist vorherbestimmt. Es ist das gleiche Ergebnis, welches schon das komplette Spiel hatte: Der Tod.
Passend dazu ein Zitat Konrad's: "Home? We can't go home. There's a line men like us have to cross. If we're lucky, we do what's necessary, and then we die. No... all I really want, Captain, is peace."
Spec Ops: The Line erzählt keine Geschichte vom Leben. Es geht um falsches Heldentum, psychische Krankheiten, alternativlose Handlungen, haufenweise Fehler und das Sterben. Man kann das Spiel nicht überleben. Nur ein Ende hab ich für mich nicht entschlüsseln können. Das "Welcome to Dubai"-Ende, wenn man all die Soldaten tötet, die einen nach dem Abspann nach Hause holen wollen. Ich bin mir sicher, dass Walker auch in diesem Ende tot ist. Nur muss ich dort bisher den entscheidenen Hinweis übersehen haben.