Klingt ja nicht übel. In dem Inserat fehlt aber leider ein kleiner dezenter Hinweis auf den Grad an Ehrlichkeit, den der oder die Bewerber mitzubringen haben.
Eine Bewerbung könnte eventuell so aussehen:
Hochverehrtes PC PP Magazin, welches ich bereits von Kindheit an erwartete und seit dem ersten Erscheinungstag täglich lese. Bashen und Hypen kann ich wie gedruckt und schwärmen sowieso.
Meine Schlagzeilen schreibe ich grundlegend mit der Faust.
1990 bereits wurde mir ein geisteswissenschaftliches Ehrendoktorat für die Widerlegung einsteinscher Thesen zuerkannt, was ich wiederum aus Langeweile ablehnte, da Videospiele weitaus imposantere Inhalte boten, als sie mir in wohlwollenden Kreisen aufschienen.
So verbrachte ich mein Leben bisher in Wartestellung für den einzigen, großen Augenblick mich als Spieletester bei meinem Lieblingsmagazin vorstellen zu dürfen, aus dem ich bislang eine Vielzahl an Lebensweisheiten jenseits der Theologie und Philosophie fand. Einzig die leidigen Themen der Politik bringt mich wie einen alles verzehrenden Vulkan zum schäumen, was meiner philologischen Behutsamkeit selten gut tut. Dafür werde ich allerdings in technischen Bereichen als Korifee verehrt, da ich in meinen Analysen äusserst selten daneben liege. Meine redaktionelle Erfahrung hingegen beruht auf einer grazilen Feinfühligkeit, messerschafen Humor und pädagogischer Treffsicherheit, was mich wiederum zum Spezialisten für Action- und Strategiethemen avancierte. Gehaltlich stelle ich mir in etwa den doppelten Gehalt meiner künftigen Kollegen vor, was mir aufgrund der Vielfalt meiner Erfahrungen und Kenntnisse durchaus als gerechtfertigt erscheint.
Als Erstes werde ich der Quotientenregelung bei Softwareprodukten weltweit den Gar ausmachen und danach die Auflagezahlen der PC PP binnen drei Quartalen verfünffachen. Beiläufig werde ich auch die Vollversionen in den Heften wieder einführen und Widersprüche bei meinen Lesern gänzlich abbauen, doch bevor das geschieht, erwarte ich einen sportlich gepimpten Dienstwagen ohne Seitenspiegel, jedoch mit getönten Vollbildfensterscheiben und Beilheck. Die knappen tausend Kilometer zur Arbeit habe ich nicht vor zu fliegen, sondern zu fahren. Findet ein Event oder eine Messe jenseits des großen Wassers statt, nehme ich die Fähre und schreibe von unterwegs aus meine Testberichte....
Dieses Angebot, auf das ich schon lange warte, hoffe ich in kontraktioneller Form bis zum Ende der kommenden Woche in meinem Briefkasten vorzufinden. Über Details können wir uns im Anschluss unterhalten. Die gewünschten Spieletests reiche ich bei Gelegenheit nach, denn Ostern steht vor der Tür und da mache ich mit Verlaub, ein Osterfeuer mit den Spielen aus dem Jahr 2006.
So hoffe ich, daß mein kleiner Exkurs andere Werber nicht um den Verstand gebracht hat und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit!
......
so long!
Martin