Nach ca. 16 Stunden habe ich nun die Story abgeschlossen und kann mir ein kleines Feedback erlauben, nachdem ich mich hier nun schon sehr lange nicht mehr zu Wort gemeldet habe und doch mit Freude sehe das einige alte Bekannte immer noch recht aktiv hier sind (Forti, GenX, MarcusFenix). In diesem Sinne auch einen freundlichen Gruß an euch.
Nun, ein Spiel wie dieses kam mir persönlich bisher noch nicht unter, obwohl es in den Fällen im Grunde genommen hauptsächlich das von alten Adventurespielen bekannte "Such etwas, klick es an und du erfährst um was es sich dreht"-Prinzip verfolgt. Die Verhöre gepaart mit den sensationellen Gesichtsanimationen sind allerdings eine Offenbarung, gerade wenn man der englischen Sprache mächtig ist und die Untertitel abstellt. Auch abseits der Detektiv- und Polizeiarbeit kann man spielerisch recht wenig bemängeln, der Charakter lässt sich sauber steuern, die Fahrzeuge lenken sich - obgleich etwas zu direkt - nach einer Eingewöhnungsphase recht angenehm und das Gunplay erinnert natürlich an die anderen R*-Titel wobei es irgendwo doch nicht so locker von der Hand geht wie noch in Red Dead Redemption.
Die Charakter sind gewohntermaßen sehr überzeichnet. Alles in allem wirkt das gesamte Spiel aber doch ernster und erwachsener als die letzten zwei Rockstern-Pendants. Richtige "Film Noir"-Stimmung kam trotzdem nur dann marginal auf wenn es geregnet hat oder man im Taschenlampenlicht agiert hat. Hier habe ich nach dem was man im Vorfeld erfahren hat dann doch noch mehr erwartet, einfach ein noch düstereres Setting ab und an, prägendere Musikuntermalung, mehr Emotionsausbrüche der Charaktere und ja, auch noch mehr Eigenschaften wie der allseits gegenwärtige Rassismus der damaligen Zeit, Pädophelie, noch mehr krankes, abstruses, abstoßendes. Ich hoffe ihr könnt mir dahingehend folgen, ich bin kein Fan von kindlicher und sicher kein Anhänger faschistoider Denkweisen und doch hat es in einem Spiel/Film dieser Liga einfach noch etwas heftiger zu zugehen.
Kritikpunkte finde ich wie jeder andere vermutlich auch in der fehlenden Abwechslung, die Stadt ist toll modeliert, auch wenn mir seltsamerweise New York City aka Liberty City rein technisch betrachtet irgendwie besser gefallen hat. Aber warum nicht mehr Möglichkeiten bieten? Cole Phelps ist verheiratet, hat zwei Kinder, wieso seh ich weder von diesen noch von seinem Leben abseits des Dienstes nicht die geringste Kleinigkeit? Sein Haus als Speicherpunkt und Missionsbeginn dann in den verschiedenen Präsidien beispielsweise hätte einem unweigerlich etwas mehr Open-World-Feeling verpasst als es so in diesem Episoden-Style der Fall war.
Desweiteren spielt man klar als Cop, aber dennoch finde ich es irgendwie recht seltsam die Dienstwaffe nur in vorgeschriebenen Sequenzen sehen zu können. Ich will damit nicht andeuten wild durch die Gegend ballern zu wollen, aber mit einer etwaigen Einbindung von
richtigen Straßenfällen, die ungescriptet geschehen wäre es doch sicher sinnvoll gewesen eine entsprechende Funktion zu bieten.
Alles in allem zwar ein Titel den man zwar gespielt haben muss, im Genre "Spiel-Film" sicher auch vor Heavy Rain ein Meilenstein, aber der ganz große Bringer ist es dann leider meiner Ansicht nach doch nicht geworden. Jedenfalls ist der Grundstein gelegt, DLC's und ein möglicher zweiter Teil könnten wirklich alles wegrocken.
Soviel also zu meiner Einschätzung des Titels.
Schönen Tag noch