Das habe ich bisher auch nicht wirklich nachvollziehen können. Vielleicht war es den meisten bisher einfach zu umständlich, sich einen Schein ausstellen zu lassen. Oder es liegt am mangelnden Vertrauen gegenüber Ärzten. Nach dem Motto: Wenn ich Organspender bin, kann es doch gut sein, dass sich Ärzte nicht mehr ins Zeug legen, um mein Leben zu retten. Und es gibt da natürlich auch eine Hemmschwelle, was das Thema selbst betrifft. Man redet nicht gerne über den Tod, auch wenn es letztlich unumgänglich ist.
Ich selbst habe noch keinen Ausweis, werde mir aber einen zulegen. Sehe es ähnlich wie viele; wenn ich nicht mehr bin, brauche ich meine Organe nicht mehr. Und weil ich eingeäschert werden will, kann man mir vorher ruhig alles entnehmen, was anderen Menschen helfen könnte.
Ich glaube, das ist eine durchaus realistische Einschätzung der Situation
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Es scheint hier auch oft eine Ambivalenz zwischen dem, was gesagt wird, und dem, wie gehandelt wird, zu geben.
Wie ich außerdem aus vielen Beiträgen herauslese ("wenn ich nicht mehr da bin"), ist die mehrheitliche Ansicht eigentlich ziemlich stoisch
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:
"Sagt aber einer, er fürchte den Tod ja nicht deshalb, weil er Leid bringt,
wenn er da ist, sondern weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, der
ist ein Tor; denn es ist doch Unsinn, dass etwas, dessen Vorhandensein
uns nicht beunruhigen kann, uns dennoch Leid bereiten soll, weil und
solange es nur erwartet wird!
So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts:
Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht
mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn
wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da." (Epikur/ Der Tod ist ein Nichts)
Da der Tod mich nicht mehr tangiert, weil ich ja nicht mehr existent bin, kann es mich auch nicht kümmern, was mit meinem leblosen Körper geschieht...so ähnlich formuliert.
Wenn ich mich richtig entsinne, wäre sogar die Organspende den Stoikern zufolge etwas Ehrenvolles. Vielleicht ist ja die stoische Ruhe genau die richtige Einstellung, mit der man an das Thema Organspende herangehen sollte
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