Wie auch immer. Ich springe dann hier wieder zurück zu Deutschland und gehe noch mal auf die ‚deutschen Opfer‘ ein, also die Deutschenfeindlichkeit. Einerseits – das ist aufgrund der Wahrscheinlichkeiten anders gar nicht realistisch – mag sie vielleicht existieren, andererseits aber der Großteil der vermeintlich deutschfeindlichen Fälle (an Schulen vor allem), so meine Einschätzung, ist keine Deutschenfeindlichkeit im rassistischen Sinn. Kinder beleidigen sich schon einmal; wenn dann einer ein Ausländer ist oder ein Rothaariger, was auch immer, dann wird das natürlich ausgenutzt. Es ist selbstverständlich klar, dass damit Probleme einhergehen, aber die Ursache ist nicht nationalistisch, sondern, würde ich fast meinen, normal. Kinder kriegen sich schon mal in die Haare.
Daraus aber nun die Opferrolle des Deutschen zu stilisieren ist eine Riesensauerei! Noch dazu verkennt dies die Ursachen der Probleme, nämlich dass Ethnien und Religionen einerseits zur Diskrimierung, andererseits als Abwehr ausgenutzt werden. Der wahre Quell der Unzufriedenheit sind soziale, wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Aus den Problemen der Migranten in einer Konter-Haltung zu fliehen, nach dem Motto „Ihr werdet diskriminiert, wir aber auch“, ist einfach Unsinn und ebenso Flucht aus den wahren Problemen.
Dass durch die Deutschenfeindlichkeit die Unterscheidung von Deutschen und Nicht-Deutschen betont wird, macht die Sache noch schlimmer. Wieder wird ein Bürgertum einer Randgruppe entgegengesetzt, wieder meint man damit ein deutsches Deutschland, „christlich-jüdischer“ Natur, ‚schützen‘ zu müssen. Ich zitiere Theodor W. Adorno: „Aufgearbeitet wäre die Vergangenheit erst dann, wenn die Ursachen des Vergangenen beseitigt wären. Nur weil die Ursachen fortbestehen, ward sein Bann bis heute nicht gebrochen.“ Damit ist dann auch die Brücke zu den Nazis geschlagen und sogleich blockiert.