deadlyfriend schrieb:
Ich denke schon das du das ein wenig dramatisierst.
Tut mir leid, aber da hast du mich scheinbar schon wieder mißverstanden. Wo dramatisiere ich denn? Ich habe nur eine Entwicklung aufgezeigt, die aus meinem Gesichtspunkt Fakt ist. Das du das anders siehst, ist dein gutes Recht und das will ich dir auch nicht nehmen. Die Beispiele die du zur Untermauerung deiner Sichtweise benützt, sind allerdings nicht sonderlich geeignet, diese zu festigen.
Alles was Erfolg hatte wurde kopiert. 1970 kam Flug in Gefahr. Und plötzlich war es eben ein Film mit bis dahin ungesehenen Effekten und auch die wurden wieder kopiert und kopiert.
Dieses und alle anderen Beispiele die du aufführst, sind erfolgreiche Filme eines Genres, die zahlreiche mehr oder minder erfolgreiche Replikanten in teilweise erschreckender Menge nach sich zogen. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Das hat aber mit der Entwicklung des Kinos im Allgemeinen, die ich thematisiert habe, überhaupt nichts zu tun. Das betraf und betrifft immer einzelne Genres, die durch diese zumeist zyklischen Wellen kamen und gingen. Sehr häufig stehen diese Wellen mit aktuellen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und diversen anderen gesellschaftsrelevanten Dingen in engem Zusammenhang. Nicht zufällig erlebt der Horrorfilm immer wieder in Krisenzeiten seine Höhepunkte, wenn die Sorgen und Ängste der Menschen um die Zukunft am größten sind. Das alles hat aber bestenfalls marginal etwas mit dem von mir angerissenen Thema zu tun. Hier geht es eben um eine tiefgreifende Entwicklung, an deren Anfang eben Star Wars stand. Dies war das Startsignal des bombastischen Popcorn-Blockbusters, der sich an ein vornehmlich jugendliches Publikum wandte und dieses mit den gewünschten Schauwerten bediente, ohne es geistig zu überfordern. Es war eben nicht nur der Vorreiter einer Genre-Welle, sondern der Wegbereiter für eine völlig neue Entwicklung, die dann quer durch sämtliche Genres velief. Immer größer, teurer, schneller, gewaltiger und so vieles mehr.
In den 50ern und 60ern gab es als Blockbuster eben die Romantikkomödien die wahrscheinlich 100 Nachfolger hervorbrachten.
Genau diese Doris Day-Romantikkomödien waren es ja, die Hollywood an den Rand des Abgrundes manövrierten. Die Studios setzten viel zu lange auf dieses schon längst totgerittene Pferd und wunderten sich, das die Ergebnisse immer magerer wurden. Sie erkannten nicht, daß sich das Publikum nach Neuem sehnte und dieser lieblichen Filmchen überdrüssig war. Genau das war ja der Boden, den die "jungen Wilden" nützten und den US-Film revoluzionierten. Ausgangspunkt, wenn man auch dies an einem Film festmachen möchte, war Easy Rider. Die ganze Entstehungsgeschichte, wie es zu Easy Rider kam und die Folgen hiervon, würde jetzt ein ganzes Buch füllen, das es zum Glück schon gibt. Wenn du dich mit dieser Materie wirklich ein wenig vertraut machen möchtest, um meinen Gesichtspunkt nachzuvollziehen, kann ich dir die Lektüre dieses ebenso unterhaltsamen wie informativen Werkes nur dringlich ans Herz legen. Es heißt "Easy Riders & Raging Bulls" von Peter Biskind.
Den Niedergang mit Star Wars zu assozieren halte ich für ein wenig oberflächlich was ich von Dir eigentlich nicht gewohnt bin.
Du kannst mir wirklich vorwerfen was du möchtest. Das meine Sicht der Dinge falsch ist, ich die Zusammenhänge nicht verstehe oder subjektiv argumentiere. Aber das du mir jetzt vorwirfst oberflächlich zu sein, ist nun doch ein herber Tiefschlag. Denn genau das versuche ich ja, besonders bei einem Thema an dem mir etwas liegt, tunlichst zu vermeiden. So weit müßtest du mich doch nun wirklich kennen.
Als ersten Effekt Blockbuster der auch genau mit diesem Ziel gedreht wurde und nicht durch Zufall entstand wäre eher E.T.
Genau jene Protagonisten, die die von mir monierte Entwicklung maßgeblich betrieben, bringst du in deinem Beispiel unter einen Hut. Das ist kein Zufall. E.T. ist aus dem Jahre 1982 und Star Wars aus dem Jahre 1977. Und wenn du Lucas damit quasi unterstellst, daß Star Wars ein eher zufälliges Produkt war, wertest du seinen geistigen Intellekt gewaltig ab. Lucas wußte ganz genau was er erreichen wollte, weshalb sonst der Merchandise-Vertrag? Lucas ist und war ein geschäftliches Genie, der wie kaum ein anderer den Bogen heraus hat, seine Ziele in Geldberge zu verwandeln. Und genau da kommt der Punkt, an dem du mich scheinbar so reichlich mißverstehst. Ich habe weder gegen Lucas noch gegen Star Wars im allgemeinen etwas. Ich habe habe sämtliche Star Wars-Filme auch auf DVD und finde sie auch auch ganz nett und leidlich unterhaltsam, jedoch für meinen Geschmack ein wenig zu kindisch. Das ist jetzt aber völlig egal. Wie gesagt, es geht mir nicht um Star Wars als Angriffsziel im besonderen, sondern um die Entwicklung, die der US-Film danach nahm und die durch Star Wars eingeläutet wurde. Ob du es wahrhaben willst, oder nicht.
Jared Kimberlain schrieb:
Gerade der wirklich gute Bereich von guten Filmen des angelehnten amerikanischen "Film noir" Bereiches war klasse und wurde dann zu Gunsten der Blockbuster mehr oder weniger stillgelegt.
Genau das ist es, was ich meine. Zugunsten der neuen Ausrichtung wurde das bis dato doch relativ erfolgreiche Pferd quasi von heute auf morgen notgeschlachtet. Das war damals ein derart eklatanter Stlbruch, der mir bis heute noch im Magen liegt. Ich verstehe durchaus, wenn die heutige Kinogeneration diese Reaktion nicht mehr nachvollziehen kann. Damit habe ich auch keine Probleme und versuche ja deswegen den (film)historischen Konsenz ein wenig plastischer zu gestalten.
Grundsätzlich sehe ich aber den Fehler nicht bei Lucas oder anderen Regisseuren. Der Abnehmer, also die Kinogänger, hat den Weg bestimmt. Und solange solche Produktionen in gigantische Gewinnebenen einlaufen, ist der Weg aus Sicht der Produzenten ziemlich klar.
Auch hier hast du absolut Recht. Natürlich ist in erster Linie das Publikum verantwortlich, daß die immer mehr auf bloßen Schauwerten basierenden Mega-Blockbuster in Scharen besucht, daß dieses Phänomen zu einer Institution wurde. Ich verdenke es keinem Produzenten oder Regisseur, daß er auf diesen Zug aufsprang und diesen dazu nutzte, reich zu werden.
Ich würde mir dort ein Umdenken wünschen, so dass ein gewisser Anteil der zur Verfügung stehenden Finanzmittel auch in den Kleinproduktionenbereich investiert wird.
Ich glaube wir befinden uns derzeit an der Schwelle zum Wechsel, oder haben diese sogar bereits überschritten. Die Blockbuster-Schraube des Popcorn-Kinos ist in meinen Augen endlich überdreht. Es gibt viele Anzeichen, die dafür sprechen. Es kommen endlich wieder immer mehr Filme mit Inhalt in die Kinos, die im Rahmen ihrer wieder deutlich geringeren Budgets auch bei geringeren Zuschauerzahlen in die Gewinnzonen rutschen. Der Oscar für L.A. Crash war ein weiteres deutliches Signal dafür, daß auch Hollywood endlich die Zeichen der Zeit erkannt hat. So optimistisch wie momentan, habe ich schon seit weit über 20 Jahren nicht mehr auf die weitere Entwicklung des Films geschaut. Ich glaube, daß wir in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme an Qualität erleben werden und das Erlebnis Film wieder richtig spannend wird.
Im Übrigen nehme ich mich da nicht aus, ich habe durchaus auch Gefallen an solchen Blockbusterproduktionen.
Das geht mir ja auch nicht soviel anders. Es gibt immer wieder Vertreter dieser Richtung, die mich gut zu unterhalten verstehen. Man kann ja nicht immer nur anspruchsvolle Filme sehen, sondern will einfach auch nur mal unterhalten werden und abschalten, ohne sich groß den Kopf zu zerbrechen. Dafür sind diese Filme immer noch am besten geeignet.