Gen, schon deine Fragestellung spiegelt doch das Verhalten wieder, was so viele Menschen zur AFD getrieben hat. Jeder der sich irgendwie kritisch mit der Thematik auseinander setzt, ist sofort Nazi. Jeder der den Islam kritisch sieht, ist ein Nazi. Jeder der Anpassung von Einwanderern erwartet Rechtspopulist oder auch gleich Nazi.
In meinen Augen spiegelt die Wahl einfach die große Enttäuschung der Menschen über die Politikelite wieder. Die Flüchtlingswelle war jetzt nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Die einzige Überraschung für mich ist, dass sich jetzt so viele verwundert die Augen reiben wegen dieses Ergebnisses.
Ich kann da nur die Frage stellen: Was habt ihr denn erwartet?!
Man stelle sich doch nur mal folgende Situation vor: Zahlreiche Kommunen wissen überhaupt nicht mehr woher sie das Geld für irgendwelche Investitionen nehmen sollen. Da ist kein Geld für Wohnungen da, am Straßenbau haperts, Kindergärten fehlen überall.... die Liste lässt sich noch viel länger führen. Es wird immer gesagt, dafür ist kein Geld, auch von unserem glorreichen Finanzminister ganz oben. Und dann kommen eben die Flüchtlinge und plötzlich ist die Kohle da. Und die die fehlt will dann eben der Schäuble irgendwo anders wieder reinholen und schlägt eine zusätzliche Benzinsteuer vor. Zusätzlich wird ein Gabriel dann noch dafür gerügt, dass er fordert, die Menschen die schon da sind und Hilfe brauchen, nicht zu vergessen.
Das dann noch in Kombination mit der Silvesternacht, zahlreichen Vorfällen die nur in der Regionalpresse erwähnt werden und diversen Wahlversprechen der letzten Bundestagswahlen (Mehrwertsteuererhöhung, Steuererleichterungen, Pkw-Maut usw) welche nicht eingehalten worden, nicht zu vergessen Diätenerhöhungen, Steuerverschwendungen und und und....... Da wundert sich wirklich noch wer über diesen Protest?
Damit komme ich auch zum Punkt Protestwähler, ich denke genau das ist es. Die AfD hatte von allen Parteien das größte Potenzial die etablierten Parteien abzuwatschn. Ein Großteil der AfD- Wähler wusste, dass die nie eine wirkliche Gefahr darstellen würden, dass sie nie eine Regierung bilden werden. Also konnte man sie gefahrlos wählen um ein Signal und die Großen unter Druck zu setzen. Klar hätte man aus Protest auch die PARTEI, die Piraten oder graue Panther wählen können. Da wäre die Wählerstimme jedoch unter der 5% Hürde untergegangen und die Elite kann weiter machen wie bisher. Die AfD war also eine zentrale Anlaufstelle für Menschen die die Schnauze voll haben.
Ich verstehe auch nicht warum es so schlimm ist wenn man der ganzen Situation bzgl. Islam, Flüchtlinge etc. kritisch gegenüber steht. Es ist doch wohl nicht zu leugnen, dass wir nicht in der Lage sind ALLEN zu helfen, geschweige denn sie zu integrieren. Ich wohne jetzt seit knapp 2 Jahren in Sachsen, bin aufgewachsen in Thüringen und habe eine Freundin die aus Sachsen- Anhalt stammt. Das plumpe Argument: "Die Ossis haben doch nur Angst vor den Muslimen weil die die garnicht kennen!" ist einfach zu kurz gedacht. Die Menschen hier haben halt keine Lust auf ein neues Neukölln oder Duisburg-Marxloh, ist das verwerflich? Sie sind nicht per se gegen Einwanderer, sie haben aber die Erwartung von Anpassung. Da jedoch jeder der dies äußert, und hier schließt sich der Kreis zu dem am Anfang Beschriebenem, als Rechtspopulist diffamiert (das betrifft ja sogar Personen die selbst arabische Wurzeln haben und diese Äußerungen tätigen) oder sogar als Nazi gebranntmarkt wird, muss man sich über die Wut nicht wundern.
Ich persönlich bin mit der AfD auch nicht konform. Das Programm sagt mir einfach überhaupt nicht zu und Bernd Höcke finde ich einfach ekelhaft. Ich sehe sie aber einfach als Ultra-Konservativ und es tut der insgesamt, stark nach links gerückten Politik an sich vll auch ganz gut, wenn es da einen gewissen Gegenpol gibt.
PS: Die AfD wurde schon seit Gründung von Lucke als Rechtspopulistisch verunglimpft obwohl sie sich da noch hauptsächlich auf die Euro- Thematik bezogen haben.
Ansonsten, das was Mont4n4 sagt....