Godzilla in 3D [...] (8/10)
Ich würde dann auch mal meinen Senf dazu geben
. Achtung, enthält kleinere Spoiler!
Hab ihn vor 2 Tagen gesehen und brauchte erstmal einige Zeit, um mir eine Bewertung zu durchdenken. Letztendlich bin ich ziemlich enttäuscht. Zur Vorbereitung habe ich mir sogar nochmal den Original-54er und das Reboot aus den 80ern angeguckt. Und in meiner Jugend bestanden viele Sonntagnachmittage daraus, alte Godzillafilme auf Kabel1 zu schauen.
Bevor ich mich erkläre, hier erstmal die Bewertung zum verdauen:
6/10
Vorneweg erstmal das positive:
Godzilla sieht unglaublich gut aus! das Design sieht sehr nach der 80er-Version aus, allerdings etwas korpulenter und anscheinend hat er nun Kiemen! Auch sind die Effekte richtig gut. Noch nie habe ich in einem Film eine so detaillierte Zerstörung gesehen. Wahnsinn! Auch merkt man sichtlich die Zusammenarbeit mit den Toho-Studios. Überall gibt es kleine Eastereggs als Fanservice, ob nun den berüchtgten Schwanzpunch von Godzilla, das Poster von Gamera oder das Terrarium, auf dem Mothra stand. Und wenn die Rückenplatten von Godzilla anfangen, blau zu glühen, weiß der Kenner, was gleich abgeht! Überraschenderweise wurden auch viele Elemente aus Emmerichs 98er-Variante übernommen (Godzillas Rückenplatten im Wasser, Eier, Godzilla, wie er vor "tot" auf dem Boden liegt, ...).
Auch sind Optik, Atmosphäre und Spannung in vielen Szenen super gelungen! Es ist wohl der düsterste aller Godzilla-Filme. Dem entgegen stehen Szenen die so unnötig in die Länge gezogen und uninteressant ist, dass man sich wie auf einer Berg-und-Tal-Fahrt durch die Alpen vorkommt. Spannend-Langweilig-Spannend-Langweilig-....
Dies liegt vor allem an den Hauptcharakteren, die nie genug Tiefe bekamen, dass deren Schicksal einen wirklich interessiert. Außerdem ist es mir total unverständlich, dass der in allen Trailern beworbene Hauptcharakter (Bryan Cranston) nach 20min das zeitliche segnet. Als einzig fähiger Schauspieler bleib danach Ken Wanabe übrig, der allerdings nur noch die undankbare Rolle des Stichwortgebers erfüllt, und ab und zu seine peinlichen Mein-Freund-der-Baum-Reden herunter betet. Das Militär ist wieder nur schmückendes Beiwerk und der Admiral muss natürlich wieder ein arroganter Besserwisser sein - Genreklischee erfüllt! Diese ganzen Nebenhandlungen rauben dem FIlm das ganze Erzähltempo und wirken sehr aufgesetzt. Ganz so, als dachte sich der Drehbuchautor: "mhhh... wir brauchen unbedingt ein Familiendrama in unserem Actionfilm - das ist modern!"
Bleiben also noch die Kaijus!
Allerdings haben wir hier auch schon das erste Problem: Godzilla hat im ganzen Film geschätzt 8min Screentime. Das ist eindeutig zu wenig! Als durch die Trailer gehypter Zuschauer hangelt man sich den ganzen Film nur an diesen kurzen Auftritten entlang. Dem entgegen wird den MUTOs wahnsinnig viel Zeit gewidmet. Nicht falsch verstehen, das Artdesign der Dinger ist echt cool. Eine Mischungs aus Cloverfield-Monster und Heuschrecke. Aber diese Dinger stehlen Godzilla ganz eindeutig die Show.
Was passiert also nun, wenn die Kaijus aufeinander treffen? Denn das ist doch eindeutig das, worauf die Zuschauer die ganze Zeit warten. Auf den ersten Kampf wird minutiös hin gearbeitet. Beide Kontrahenten stehen sich gegenüber - Godzilla brüllt - man ist wie elektrisiert --> Szenenwechsel... Was soll das???
Der große Kampf am Ende befriedigt da schon mehr. Bei der Keilerei geht ordentlich viel San Francisco kaputt. Alles sehr aufwendig und düster produziert. Wie gesagt, optisch ist der Film klasse. Der Fight selber erinnert dann aber eher an eine Schulhofschubserei. Das kann man einerseits als Hommage an die prügelnden Gummianzug-Männer sehen, allerdings wirkt es im Vergleich mit den grandiosen, wuchtigen Kampfszenen aus Del Torros Pacific Rim einfach nur langweilig.
Abschließend noch einige extreme Logikbrüche und unfreiwillig komische Szenen, die sogar für Gelächter im Kinosaal gesorgt haben (ACHTUNG, SPOILER!):
- Man versucht Godzilla 1954 aus dem Wasser zu bomben. Beim Auftauchen 2014 wird er allerdings sofort als Retter der Erde angesehen und sogar von Kriegsschiffen flankiert.
- Godzilla verursacht auf Hawaii einen riesigen Tsunami, der potentiell Tausende tötet und reißt anschließend mehrere Hochhäuser nieder. Trotzdem ist er der Retter der Nation.
- In Frisco gibts dann natürlich keine Tsunamis
- Als das MUTO in Nevada den halben Berg wegreißt, bekommt dies natürlich niemand in der gesamten Anlage mit.
- gleich danach: MUTO stapft schnurstracks durch Vegas und weicht nicht einmal den Gebäuden aus. Unter einer Holzbrücke muss sich allerdings brav durchgeduckt werden.
- Zivilisten und Soldaten kommen nicht einmal auf die Idee, panisch wegzulaufen. Wenn die Monster kommen, wird eben fasziniert zugeguckt...
- die Mutter überlässt ihr Kind in all dem Chaos einer Arbeitskollegin, um lieber auf ihren gut ausgebildeten Soldaten zu warten. Welche Mutter tut denn sowas??
- Emmerichs Godzilla ist am Ende gestorben und der Schwabe hat es sogar geschafft, dass man ein bisschen mit der Echse mitfühlt, als der Herzschlag schwächer wurde. Aber warum muss man so eine Szene unbedingt auf Krampf auch in den neuen Film reinpressen?? Krampfhafter Versuche, Emotionen wecken zu wollen? Das hatte her fremdschäm-potential.
Fazit:
Ich habe mich wirklich diebisch auf diesen Film gefreut. Er ist per se nicht schlecht, allerdings kann er den hohen Erwartungen (und den tollen Trailern) nicht standhalten. Sehr schade! Die letzten 30min entschädigen zwar für die immer wieder auftauchenden Längen und auch die ersten 30min sind toll inszeniert, allerdings retten sie den Film nicht mehr. Der Regisseur schafft den Spagat zwischen menschlicher Tragödie und Kaijufilm einfach nicht. Man hätte sich lieber mehr auf eines konzentrieren sollen. Aber so ist es weder Fisch, noch Fleisch.
Jetzt handele ich mir wahrscheinlich Missgunst und Unverständnis ein, aber von der Substanz her gefiel mir Emmerichs Godzilla wesentlich besser. Der Fokus lag da wirklich auf der großen, grünen Echse. Und auch wenn die Zerstörung an sich bei weitem nicht die Qualität und den Detailgrad des neuen Godzilla erreicht, war die Action bei Emmerich wesentlich besser inszeniert. Schon alleine die ikonenhaften Szenen, als GINO (Godzilla in name only) am Holzsteg in NY auftaucht oder sich gegen das EmpireStateBuilding lehnt haben wesentlich mehr kultpotential, als sämtliche Szenen im neuen Film. Traurig aber wahr...
Ein Godzilla-FIlm mit 8min Godzilla ist einfach zu wenig. Vor allem wenn einer klischeebeladenen, langweiligen Nebenstory so viel Zeit gewidmet wird.