Ciudad, ein kleiner Club in Downtown L.A.: Für einen Abend lang ist der Ort, an dem sonst Mojitos und exotische Biere eher unbeachtet von der Welt über die Theke gehen, der Nabel der Spielebranche. Epic Games hat seine Zelte aufgeschlagen und zeigt Gears of War 2 - wenngleich “nur” den Mehrspielermodus.
Die anfängliche Enttäuschung, dass außer dem Trailer nichts von der Einzelspieler-Kampagne rund um Marcus Fenix und seine Kumpanen zu sehen ist, hält nicht lange vor. Als ich schließlich das Pad in Händen halte und mich sowohl in den kompetitiven Mehrspielermodi als auch im frisch angekündigten kooperativen “Horde”-Modus mit Kettensägen, Deckung und Adrenalin durch die Adern spülenden Feuergefechten beschäftige, ist mir das Einzelspieler-Erlebnis zumindest für einen Abend egal.
Zumal einige der spielmechanischen Ergänzungen auch im Multiplayer zum Einsatz kommen. Dabei muss man sich glücklicherweise nicht großartig umstellen. Die Steuerung wurde im Vergleich zum Vorgänger nur minimal überarbeitet. Für weitreichende Änderungen gab es ja auch keinen Anlass - sowohl im Einzel- als auch im Mitspielermodus konnte Teil 1 mit gut reagierenden Kontrollen punkten.
Eine wesentlichste Neuerung ist, dass man sich (wie es auch eindrucksvoll im Trailer zu sehen war) einen geschwächten Gegner schnappen und ihn als Schutzschild einsetzen kann - quasi die mobile Deckung.
Allerdings hat sich während unserer Multiplayer-Sessions kaum Gelegenheit dazu ergeben. Denn im Eifer des Gefechtes neigt man doch eher dazu, dem geschwächten Gegner lieber gleich den Garaus zu machen, bevor einer seiner Kameraden auf die Idee kommt, ihm zu Hilfe zu eilen.
Apropos Kameraden: Deren Standort könnt ihr jetzt relativ zu eurer Position auf einen Blick über die LB-Taste erfassen. So können Team-Taktiken schnell und problemlos aktualisiert werden.
Dieses “Radar” ist vor allem im “Leader”-Modus wichtig, der quasi das GoW2-Gegenstück der Assassination darstellt und der im kompetitiven Bereich Favorit des Abends war. Ziel ist es, den gegnerischen Anführer auszuschalten. Gelingt dies, können die “normalen” Soldaten nicht mehr respawnen und es wird ab diesem Moment ein erbitterter und enorm spannender Kampf.
Weitere Verfeinerungen der Mechanik warten z.B. bei der Kettensäge. Vielleicht liegt es daran, dass der erste Teil schon etwas länger nicht mehr den Weg in den Laufwerksschacht gefunden hat. Doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass man die Möglichkeit hatte, einen Kettensägenangriff mit etwas Glück und viel gutem Timing abzuwehren. Dementsprechend groß war meine Freude, als ich den angriffsbereiten Gegner wie im ersten Teaser-Trailer angedeutet, im letzten Moment blocken und im darauf folgenden Kettensägenduell, das man durch B-Buttonmashen für sich entscheidet, das glücklichere Ende hatte.
Weiterhin neu ist, dass man im Vor-K.O.-Stadium nicht mehr fest an eine Position gebunden ist, sondern versuchen kann, sich in Rettung zu schleppen. Im Endeffekt schien das Ende nach wie vor unausweichlich zu sein, doch die Dramatik wird auf diese Weise nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für den Spieler gesteigert.
Wer es lieber mit nicht enden wollenden Locust-Horden aufnehmen möchte, sollte sich vier Freunde schnappen und den “Horde”-Modus aktivieren. Hier wird Welle auf Welle mit graduierlich immer härteren, größeren und besser ausgerüsteten Gegnern auf euch losgelassen. Das mag vielleicht nicht sehr spektakulär klingen, doch wie schon im Vorgänger scheinen die Karten nicht nur im Horde-Modus, sondern auch in den anderen Spielvarianten nahezu perfekt abgestimmt zu sein. Und in diesem Fall wurden die leicht zu bewältigenden ersten Wellen schnell von einer extrem bedrohlichen Anzahl an monströsen Kreaturen abgelöst, die pures Adrenalin freisetzen.
E3-Eindruck: Wenn der Einzelspieler-Modus, der leider auf diesem Event nicht zu sehen war, annähernd die Dramatik und die pumpende Action der Mehrspieler-Duelle einfängt, wird Gears of War 2 eine mehr als würdige Fortsetzung. Die Verfeinerungen der Spielmechanik wirken sich durchweg positiv auf Dynamik und Taktik aus, die Kulisse ist nach wie vor von A bis Z sehenswert und der Unterhaltungswert ist durch die abwechslungsreichen Modi auch langfristig hoch anzusetzen. In dieser Form scheinen Marcus Fenix & Co wieder klar auf Hitkurs zu liegen.