Ich lese, neben einem Buch von einem Mann mit M am Anfang und X am Ende und zwei Buchstaben dazwischen,
Frutigers »Der Mensch und seine Zeichen«. Wie soll ich sagen? Ich hab es eigentlich fast schon geahnt, von allen Bestellungen bei Amazon, die ich vor kurzem getätigt hatte, begeistert mich ausgerechnet das günstigste Produkt am meisten^^
Wer denkt, das Buch sei ein trockenes Werk über Typo und Zeichen, der hat zumindest in zweierlei Hinsicht unrecht. Erstens ist die Thematik, so wie sie Frutiger darstellt, gar nicht trocken, sondern sintflutartig interessant. Zweitens ist allein die Beschränkung auf Zeichen und Typo sehr oberflächlich, denn das Gebiet umfasst eigentlich weit mehr als die bloße Symbolik von Formen, es geht hier um das Sehen, um die Natur des menschlichen Denkens. Im Buch erfährt man, warum das X die abstrakteste Form überhaupt ist, oder warum man geschlossene Formen immer als gegenständlich, nie abstrakt, wahrnimmt.
Am meisten begeistert mich nach ungefähr zehn Seiten Lektüre die Begründung, warum Vertikalen aktiv und Waagerechte physisch sind. Diese Tatsache war mir schon geläufig, aber das Warum nicht. Frutiger beschreibt es so, dass wir in unserer Welt Horizontalen gewohnt sind. Alles Materielle ist flach. Hingegen sind nur aktive, bewegte Dinge vertikal, wie das Feuer, das Wachsen der Pflanzen, das Gras. Eine Horizontale gibt es immer, eine Vertikale muss gemacht werden. Das macht sie so aktiv für uns. Geile Erklärung, bin gespannt, was der gute Frutiger noch so alles erklärt
Schon allein für die Erkenntnisse auf den ersten Seiten sind die fünf Euro
mehr als wenig* gewesen. Empfehlung!
*lol^^