Sehe ich anders. Ich denke, dass sich viele Leute einfach nicht mehr abgrenzen können und das allseits vorherrschende hohe Tempo wird zu einem Selbstläufer. Die wenigsten Menschen fühlen sich dabei wirklich wohl, aber irgendwie können sie auch nicht anders.
Ich meine nur: Gewollt weniger, Problem eher.
Ich sehe es vom Standpunkt des Zwecks und des Fortschritts: Nichts wird in Zukunft mehr schlechter, außer vielleicht das, was man schlecht haben will. Die Menschheit möchte schneller und besser sein. Ich sehe die Geschwindigkeitssteigerung der Informationsmedien weniger problematisch, problematisch sehe ich die zwanghafte Abhängigkeit. Wer freiwillig sich jedem Internetdienst unterwirft und immer dabei sein will, wird gerne Pause in Anspruch nehmen wollen. Aber das hat dann nichts mit Geschwindigkeit zu tun.
Da sind einige interessante Punkte bei die Zeigen, dass Du, Dich offenbar stärker mit der Thematik auseinandergesetzt hast.
Ich hab 3 Jahre lang Cinema 4D gelernt und 2 Jahre danach noch Levels und diverse Minifilmchen hobbymäßig designt. Mit Programmierung kenn ich mich weniger aus, wie auch vieles andere, was die Produktion von Spielen betrifft. Aber immerhin kann ich erkennen, wie ein Spiel optisch gemacht wurde. Es gibt so ein paar Sachen in aktuellen Spielen, wo ich mich immer frage »Wieso?«.
Leider kann ich das schlecht erklären – mir fehlt im Prinzip auch das Wissen, welche Features eine Middleware besitzt, ich kenn’s ja »nur« von Cinema 4D, 3ds max, Zbrush u. Co. Aber immerhin kann ich Vergleiche zu anderen Spielen aufziehen. Mirrors Edge zum Beispiel: Aus meiner Sicht einer der besten Spiele der aktuellen Generation. Die Grafik nutzt wunderbar das GI aus, schicke Soft-Shadows, man hat an die Füsse der Protagonisten gedacht, das Setting ist frisch und realistisch usw. Aber auch das Gameplay stimmt: Parcour für die Konsole, das nenne ich Innovation. Leider sehe ich sowas (also Spiele, die die teuren Effekte sinnvoll nutzen und neue Ideen im Gameplay »erfinden«) leider zu selten.
Ich könnte mir vorstellen, dass Programmierungen auf passendem technischen Niveau offenbar einen extrem hohen Arbeitsaufwand bedeutet, der sich kaum mit Kundefreundlichen Releaseterminen Vereinbaren lässt. Dabei sieht man wieder den Druck den anscheinend der Markt ausübt - wenn man nicht möglichst schnell neue Spiele ankündigt, zieht die Konkurrent an einem vorbei - ist ein Spiel erst mal angekündigt tickt für dir Programmierer die Uhr. Siehe Gran Turismo 5 (Die Gran Turismo Teile waren für mich übrigens immer gute Beispiele für technische hervorragende Programmierungen).
Gran Turismo 5 ist eigentlich ein gutes Gegenbeispiel zum kommerzgeilen Markt^^ Die kümmert es ja gar nicht, wie die Fans auf die Verschiebungen reagieren^^
Ich kann meine Behauptung nicht unbedingt an einem bestimmten Spiel beweisen, es ist einfach das Gesamtbild.^^ Egoshooter lassen sich schnell produzieren und werden gern gezockt. Deswegen wird es nächstes Jahr vielleicht schon CoD 8 geben.^^ Damit setzen sie die grafischen Maßstäbe nach oben und andere Genres bekommen Probleme. Ich kann nur FF13 erwähnen^^
Zusammengefasst: Ich würde nicht behaupten, dass wir heute besser da stehen, als gestern. Wenn man für ein Spiel keine zu großen Texturen verwenden kann, weil die Konsole nur DVDs abspielt, dann hat das auch einen Vorteil: Die Welt lässt sich nämlich viel schneller produzieren. So sind auch Sandbox-Games viel leichter zu realisieren.
Man kann es auch so ausdrücken: Die Technik macht komplizierte Dinge schneller. Was früher erst nach Stunden Rendern endlich fertig war, sehen wir heute in Echtzeit. Und auch zahlreiche Tools, wie Dynamics (PhysX o.ä.), Motion-Blur, Depth-of-Field, machen vieles leichter, bzw. eröffnen neue Möglichkeiten. Aber bei all den Möglichkeiten und den kürzer werdenden Renderzeiten (bis zu Echtzeit) ist über die Jahre ein Faktor nahezu unverändert geblieben: Der Mensch.
Im übrigen passt dies auch zu unserer Diskussion zum Thema alles wird schneller, denn auch hier sind alle diesem Phänomen unterworfen ohne es wirklich zu wollen. Die Programmierer stehen unterständigem Zeitdruck und die User bekommen Teilweise Beta Versionen zugemutet, die erst im Nachhinein über Patches ausgeglichen werden müssen. Der Zeitdruck wird von der Industrie erzeugt - (Dies geschieht vermute ich auch in anderen Lebensbereichen ohne, dass man dies auf anhieb bemerkt (hier ist es nicht nur die Industrie sondern in erster Linie die Medien und dort besonders die Werbung).
Die Release-Thematik finde ich nach wie vor sinnlos. Vor dem Weihnachtsgeschäft: okay. Aber mitten im Jahr ist es fast schon egal, wann das Spiel doch rauskommt, oder irre ich mich da?^^
Was die Geschwindigkeitsgeschichte angeht: Vorher ging es um Konsumenten, hier um die Hersteller. Die sind gewissermaßen gezwungen (obwohl sie das nicht sein müssten^^), schneller zu sein. Aber irgendwo auch gut so: Ein Unternehmen muss es schaffen, sich gut zu strukturieren, sonst fällt es eben raus. Mit ME und anderen Spielen hat es auch geklappt.
Jetzt bin ich allerdings vom Thema abgekommen. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass, gehen wir davon aus, dass Du mit der Beurteilung der Spielequalität recht hast, bei den Wertungen umgedacht werden muss damit die Spiele nicht Schöngeschrieben werden. Setzt man als Grundlage eine ordentliche Grafik, entsprechende Performance und gutes Gameplay vorraus, müsste man die von Dir angegebenen Punkte stärker in die Bewertung übergehen lassen. In diesem Fall gebe es wieder mehr Bewertungen mit Mittelwerten und ausgezeichnete Spiele würden besser hervortreten.(unabhängig davon ob es Prozent, Schulnoten oder Medallien gäbe)
Nein, nein, nein: Ich bin völlig GEGEN Bewertungen. Man sollte sich selbst ein Bild vom Spiel machen, indem man einfach den Text liest und begleitende Medien beobachtet. Das wäre für mich am sinnvollsten. Oder eben das Medaillen-System^^