Ist 'n dicker Hund. Ich habe nicht schlecht geguckt, als ich vorgestern drauf gestoßen bin. Zeigt mir vor allem zwei Dinge:
1. Atari muß gewaltig unter Druck stehen, genug Kopien zu verkaufen. War ja in den letzten Wochen und Monaten zu vernehmen, daß die einige Hoffnungen in Alone in the Dark investieren und 'n richtiges Pfund liefern wollten. Daneben war noch zu lesen, daß man über die Casual-Schiene einige Kröten machen will, was die Wichtigkeit des Spiels nochmal herausstellen würde. Ich denke, Atari hat einiges investiert (inklusive der verlängerten Entwicklungszeit) und viel auf die Karte gesetzt. Positive Resonanz über Anwälte einzuklagen, zeigt für mich nur, daß die eigenen Erwartungen mit etlichen Mitteln erfüllt werden wollen und müssen. Hat was von Hilflosigkeit.
2. Die PR-Abteilung scheint nicht die raffinierteste zu sein. Mit Klagen in die Offensive zu gehen, ist schweres Geschütz. Gleichzeitig sollte klar sein, daß, wenn man als Firma weltweit gegen die zeitnahen, negativen Test respektive Urteile vorgeht, der Vorfall nicht unter den Tisch fallen kann. Ich meine, daß kann vielleicht bei ein oder zwei Publikationen eventuell als Tagesgeschäft durchgehen, wie es die PC Games lapidar abgetan hat. Oder diese ein bis zwei Schwerverbrecher lassen sich eben einschüchtern. Steckt aber Methode dahinter, zieht es einen ganzen Rattenschwanz nach sich. Verstehe ich kein Stück, wie man so blauäugig sein kann, davon auszugehen, daß bei diesen - ich nenne es mal so - "Sammelklagen" nichts an die Öffentlichkeit dringt. Und gerade in so einer Situation, wo man meiner Einschätzung nach positive Zahlen vorlegen muß. Jetzt zieht der Vorfall noch vor dem Release in Amerika seine Kreise, eine schlechte Presse ist es in jedem Fall. Und das hätte Atari wissen müssen. Die Frage ist nur, ob potentielle Käufer eine Lehre draus ziehen und abgeschreckt sind oder ob das Gegenteil eintritt und das "Skandalspiel" einen zusätzlichen Kaufanreiz versprüht.
Bleiben die erwarteten Verkaufszahlen aus, kann sich das Atari in jedem Fall selber zuschreiben. Daß es wohl einige Macken im Spiel gibt, die einige Tester ankreiden, zeigt mir einige Wertungen, die auch größtenteils abgemahnt wurden. Vielleicht war so manches Beziffern am Ende des Tests zu drastisch, eine 3 von 10 spricht eher dafür, daß man Qualität mit viel Glück und einer Lupe im Spiel entdecken kann. Ich behaupte mal, daß es so schlecht nicht sein wird.
Daß Atari darüber verärgert ist, verständlich. Bloß wie zur Hölle kann man dann nur eine Rundumforderung aufsetzen, daß zig Webseiten ihren Test zu entfernen haben?! Wirkt beinahe so, als ob die PR- und Rechtsabteilungen regelrecht drauf gelauert hätten, im Falle von negativer Resonanz direkt einzugreifen. Ganz schlechter Stil und daher verständlich, daß 4Players einen Aufschrei drum macht. Eine Unterlassungsklage ist eine ganz andere Kategorie als ein hitziger Anruf, wo sich einer mal auskotzt. Will ich nicht gutheißen, daß diese Drohgebarden per Telefon oder E-Mail veranstaltet werden, um etwas Frust loszulassen, aber das ist vergleichsweise harmlos zu einer Klage über zig tausend Mark. Sicher 4P hätte kühleren Kopf bewahren und erstmal direkt den Kontakt zu Atari suchen können - was andersrum noch viel mehr gilt. Bloß solche Vorfälle dürfen eigentlich nicht sein, zumal es kein Einzelfall ist.
Ich find's gut und richtig, wie das vorgetragen wurden, wenn auch die Betonung des kritischen Journalismus subtile Eigenwerbung darstellt.