Das entscheidende Kriterium ist die Regelmäßigkeit. Angenommen, du gingest noch zur Schule, ihr würdet 6 Tests geschrieben haben und nach jedem würdest du fiktiv folgende Erklärungen abgeben:
1. "Mist, eine total schlechte Note, die wohl auf die vielen, vielen anstregenden Hausaufgaben in den Tagen davor zurückzuführen ist. Doch das soll keine Ausrede sein."
2. "Oh schon wieder unterdurchschnittlich, ich weiß auch nicht, was los war. Ist nicht entschuldbar, beim nächsten Test wird's garantiert besser."
3. "Hm, bis zur ersten Frage lief alles glatt, doch dann bin ich aus dem Rhythmus gekommen. Wohl nicht mein Tag, allerdings muß ich da durch. Habe ich mir selbst zuzuschreiben"
4. "Wieder verhauen! Ich nehme an, es lag an dem riesigen Druck, jetzt endlich eine gute Note schreiben zu müssen, was aber nicht zählt."
5. "Oh je, wieder ein mieserables Ergebnis. Bei den vielen Tests kein Wunder, ich bin sicher, das verbessert sich bei der nächsten Arbeit, denn so geht's nun nicht."
6. "Klar, bei dem Test heute habe ich mich irgendwie hängen lassen. Ab sofort kommt's drauf an. Rechnerisch ist bis zum Schuljahresende noch alles drin."
Wie glaubwürdig ist das konstruierte Beispiel? Genau das wäre typische Alibi-Selbstkritik, wie man sie aus der Liga kennt. Diese immergleichen Floskeln im Anschluß, die versuchen, eine miese Vorstellung aufgrund der Umstände erklärbar zu machen, sind bei der Häufigkeit ein Beklagen. Jeder Zuschauer hat gesehen, daß mal wieder Kokolores vom Feinsten zusammengerumpelt wurde, dafür gibt's keine Begründung, die man dann geschickterweise für null und nichtig erklärt.
Ich muß zugeben, daß ich wegen dieser endgenialen Saison ganz besonders gut auf das Thema zu sprechen bin. Vielleicht sind die Aussagen unserer Vereinsführung und Spieler nur so daneben und wurden bis zum Erbrechen runtergeleiert, keine Ahnung. Fing mit dem Königs an, der nach einigen Niederlagen erstmal verkündet hat, man wolle ohnehin kein Meister werden. Für den Spruch hätte ich dem eine einschenken können... Und dann diese Trainer-Verschnitte, die wir in den letzten Jahren hatten, die nur achselzuckend ein paar Bemerkungen von sich geben, daß man 10 Minuten immerhin gut mitgespielt habe und darauf aufbauen müsse. Solche ratlosen Kasperköppe, die sich den Trümmerhaufen nicht zur Brust nehmen und ordentlich Dampf ablassen, kann man nicht gebrauchen. Immer derselbe ausdruckslose Scheiß. Kein Wunder, daß sowas früher oder später auf unser Aushängeschild auf'm Rasen abgefärbt hat. Falls ich richtig informiert bin, hat der Jos sogar auf Arena nach dem letzten Spiel zum besten gegeben, daß es weiterhin gelte 8 Punkte Rückstand in den verbleibenden Spielen aufzuholen. Was ein Schwachsinn! Das ewig gleiche Gefasel höre ich die ganze Saison über, der ganze lausige Zweckoptimismus kotzt mich an.
Ich hab' die letzten beiden Abende hier mit feuchten Augen gesessen. Und das nicht, weil wir runtergehen, sondern diese ganzen Äußerungen von Vereins- und Spielerseite pure Hilflosigkeit ausdrücken. Da hat keiner einen Plan, läßt Emotionen raus und sagt was Sache ist. Mit der Einschätzung, daß alles Zeit brauche und sich ohnehin von alleine in Wohlgefallen auflösen werde, gehen wir direkt in die dann fertige Dritte Liga. Zu wissen, daß bis auf Ziege und Olli sich keiner klar zum Verein bekennt und mit dem Rechenschieber nach jeder Niederlage vermessen wird, wieviele Punkte noch drin sind, egal wie unterirdisch das Zusammenspiel wie üblich war, das ist das wirklich Traurige. Denn dieses halb entschuldigende Jammern, daß es an diesem und jenem gelegen habe, bringt keine Perspektive. Die Stümper bemitleiden sich selber. Aber eins konnte uns noch keiner erklären:
Jochen Schmitz schrieb:
Und jetzt das „Beste“ zum Schluss: die Auswärtsbilanz seit dem Wiederaufstieg 2001:
101 Spiele - 10 Siege/28 Unentschieden/63 Niederlagen. Siegquote auf des Gegners Platz: 9,90%
[Quelle:
WZN]
Wird wohl am Wetter gelegen haben!
Der eigentliche Knackpunkt zwischen unseren verschiedenen Auffassungen ist, daß es bei euch von organisatorischer (und sehr oft auch spielerischer) Seite optimal läuft. Allofs und Schaaf sind direkt und machen die Spieler bei Gelegenheit rund - so wie es sein sollte. Und das ist ein Grund für den Erfolg. Gegegenteiliger organisiert sind momentan, denke ich, keine Vereine. Bei uns gibt sich jeder der Tagträumerei, Beschwichtigung und Augenwischerei hin.