“Respekt vor der Leistung des anderen”
Allein die Konstellation war sensationell: Peter Moore verantwortet als Vice President bei Microsoft das komplette Xbox-Geschäft, Howard Stringer muss sich als Vorstandssprecher bei Sony für alle Flops der vergangenen Wochen verantworten. Allein, dass die beiden sich in einem Raum mit den Mega-Multiplikatoren des Internets trafen, gleicht einer Sensation. Er habe großen Respekt vor der Leistung von Sony beim Launch der Playstation 3, eröffnete Moore das Treffen.
Er habe sich mit Stringer heimlich zu einem Abendessen getroffen und man sei sich sofort sympathisch gewesen, meinte der Redmonder offensichtlich glänzend gelaunt. Stinger bestätigte die Sympathie. Man habe gemerkt, dass man viel gemeinsam habe.
Keine Kooperation bei Hardware und Spielen
So sei man mögliche Synergiefelder durchgegangen: In der Hardware sei eine Kooperation ausgeschlossen, da Microsoft weiter auf ein streng gekapseltes System setze. Der Kampf um Blu-ray oder HD-DVD sei von den Konsolen entkoppelt, so Stringer. Er schloss es aus, dass Sony hier auf Microsoft zugehe, wogegen Moore anmerkte, er könne es sich durchaus vorstellen, ein externes Blu-ray-Laufwerk entwickeln zu lassen, sollte Sony mal ausnahmsweise die Konkurrenz um einen neuen Standard gewinnen.
Unter Marketing-Gesichtsgründen sei es unsinnig, eine Kooperation bei der Technik bekannt zu geben, da die Hardcore-Gamer gerade durch den Wettlauf bei der Hardware polarisiert würden, was für die Markentreue von erheblichem Wert sei.
Auch bei den Spielen sei eine Kooperation nur schwer zu realisieren, da hierüber der Kern der Marktpositionierung der Konsolen entschieden werde. Nur über einzigartige Games wie Halo, Gears of War oder Metal Gear Solid sei der eigentliche Gewinn reinzuholen.
Gemeinsam neue Gamer-Zielgruppen gewinnen
Übrig blieb jedoch eine Kooperation im Bereich der Online-Plattform. “Wir sind uns sehr ähnlich”, scherzte Stringer, was die Anwesenden als ironisches Eingeständnis der Kopierbemühungen der Xbox live-Plattform durch Sony werteten.
Nüchtern analysiert bedeutet das, dass sowohl Sony als auch Microsoft eine Chance sehen, den riesigen Bereich der casual und Mainstream-Gamer gemeinsam für ihre Plattformen zu gewinnen. Anscheinend lohnt es sich hier nicht, in getrennte Online-Dienste zu investieren. Offensichtlich reicht eine oberflächliche Trennung durch unterschiedliche Navigationskonzepte und Features für die Positionierung, technisch ist keine Diversifizierung nötig.
So sieht Home Live aus
Wenig Konkretes ließen sich die beiden dann aber aus der Nase ziehen. Immerhin: Multiplayer-Gaming soll plattformunabhängig möglich sein. Gespäche mit Ubisoft und Electronic Arts würden laufen.
Die Frage, ob schon Splinter Cell: Double Agent und FIFA auf beidne Plattformen liefen, ließen beide unbeantwortet. Peter Moore machte aber fast penetrant Werbung für das Kinder-Aufbauspiel Viva Pinata - hier könne er sich sehr einfach eine Auskopplung vorstellen. Spektakulär, nachdem Microsoft noch vor kurzem die selbst für die Playstation Portable untersagt hatte, dass dort die süßen Kuscheltiere auf den mobilen Dispays erscheinen.
Die Xbox wird sich weiterhin nicht als Browser nutzen lassen, Linux bleibt tabu. Dafür ist eine gemeinsame Nutzung der Marktplatz-Inhalte denkbar. Eine gemeinsame Verhandlung von Video-Inhalten sei angesichts des HD/Blu-ray-Streits zumindest sehr unwahrscheinlich.
Playstation Home auf dem Vista-Desktop?
Letzte Frage: “Ist die Integration der Playstation in Vista geplant?” Peter Moore setze mit seiner schmunzelnden Antwort dem Abend die Krönung auf und löste große Lacher aus: Sony könne wie jeder Partner ein Vista-Widget programmieren und einreichen und würde damit wahrscheinlich als zahlender externer Partner innerhalb von Microsoft bevorzugter behandelt als sein Xbox-Team.