King-Of-Leon schrieb:
Erst mal was zu Lady Vengeance: fand ich auch genial . Ist zwar deutlich zugänglicher wie ein Mr. Vengeance, von einem Old Boy (den ich zwar auch genial finde) aber noch weit entfernt. Ist auf jeden Fall ein Rausch aus tollen Bildern, Gewalt und Story.
Freu mich drauf. Der Hype um Park Chan-Wook nach "Oldboy" wird hoffentlich noch etwas länger seine Wirkung zeigen. Korea ist ja die letzten Jahre eine der Entdeckungen von Filmfestivals gewesen und soll einen großen Haufen interessanter Regisseure haben. Hoffe nur, ich krieg da noch das ein oder andere zu Gesicht.
Deine genannten Regisseure sind auch sehr interessant, allerdings haben beide auch ziemlich viel Mist gemacht. Miike hat echt geniale sachen gemacht, wie z. B. Audition, Ichi - The Killer (zumindest lustig anzuschauen) oder Visitor Q, allerdings kamen dann auch immer wieder Totalausfälle, wie Full Metal Yakuza. Von Kim Ki-Duk kenn ich ehrlich gesagt eher weniger. Die Filme, die ich von ihm gesehen habe, sind Bin Jip, Seom - Die Insel, Bad Guy und Frühling, Sommer....Bin Jip fand ich recht interessant, mit Seom konnte ich gar nichts anfangen, dafür umso mehr mit den letzten zwei. Besonders Bad Guy hat mich echt fasziniert.
Ich sehe, du kennst dich aus. Und hast natürlich völlig Recht.
Was Kim Ki-duk betrifft: Deine genannten Filme inklusive "Samaria" -empfehlenswert!- überdecken meine Kenntnis bereits. Ich hätte dir jetzt auch hauptsächlich "Bin Jip" und "Bad Guy" genannt. Zu den beiden anderen, "Seom" und "Frühling..." hab ich ein recht gespaltenes Verhältnis und hab noch keine feste Meinung. Der erste ist ne Nummer zu aggro, den zweiten fand ich recht, naja, pseudoweise. Handelt sich da natürlich um alles andere als ne buddhistische Indoktrinierung, doch jegliche flache Spiritualität ist mir als Atheist ganz persönlich ein Dorn im Auge. Das Problem bei diesem Film ist, ich hätte auch gar keinen Bock, ihn ein zweites Mal zu sehen, um ihn richtig kennenzulernen. Da hatt ich das Gefühl: Prinzip erkannt - Film überflüssig. Der Kleine wächst auf, von der abgeschlossenen, spirituellen Welt in das wahre Leben, Transzendenzgesülze, klare Holzhammersymbolik => Schnarch.
Was Miike betrifft: Klar, "Full Metal Yakuza" ist übel. Miike ist hand aufs Herz wohl zu 85% ein Trashregisseur und da ganz anders als ein Park Chan-Wook, dessen Rachefilme lupenreines Kunstkino sind. Da vergleiche man dieses apokalyptische Szenario in der Fabrik bei "Sympathy" mit der Roboter-Fahrrad-Boost-Szene bei "Full Metal Yakuza"
. Aber ich muss gestehen, nach dem Schock über die entsetzliche Billigkeit des Ganzen konnt ich sogar ein Fünkchen Spaß haben ("Du kannst mich ja nicht mal richtig ficken!" -kaputtlol).
Aber Miike hat manchmal einen köstlichen Humor inklusive einem selten erlebten Gefühl von tiefgründiger Widerwärtigkeit, und da ist dann plötzlich der von dir genannte "Audition". Was immer man auch von diesem Film hält, über Sinn und Unsinn lässt sich immer streiten, aber der Miike von "Audition" ist ein Meister. Ein Film so durchkomponiert und hintersinnig wie ein Lynch.
Wenn du bei Vielfilmer Miike das meiste kennst, kennst du aber ne Menge und weit, weit mehr als ich
. Mir fällt spontan "The Bird People of China" ein, den ich empfehlen könnte, falls du ihn noch nicht gesehen hast. Von einigen Längen und ner jämmerlichen Tricksequenz unter Wasser (lol) abgesehen eine wirklich nette Version eines Buddymovies mit ein, zwei Szenen, die zum Brüllen komisch sind.
"Visitor Q" hab ich übrigens noch nicht gesehen bin da seit langer Zeit gespannt drauf.
Ok, das Setting in Amerika und die paar amerikanischen Schauspieler - das war schon was anderes, aber das Ende war für mich dann wieder Kitano-like genial. Muss ich mir aber vielleicht auch erst mal wieder anschauen, ist schon eine ziemlich lange Zeit her.
Brother war für mich ein Totalausfall. Den nach "Hana-bi" zu sehen war für mich vergleichbar wie Peckinpahs "Steiner" nach "The Wild Bunch" - die jeweiligen Elemente sind da, aber zum Heulen lieblos zusammengeklemptnert. Brother hatte mir wirklich das Herz gebrochen, weil ich dachte, ein großer Regisseur besiegelt seinen Untergang (Aber dann kam ja Dolls). Um meine Enttäuschung zu erklären, müsst ich ne Kritik schreiben. Kurz - es ist die Mischung eines klassichen Genrefilms nach amerikanischem Muster mit den Elementen aus Kitanoville... und es klappt nicht. Bloß ne entsetzlich flache Abmurksgallerie. Kitano gab vorher als Schauspieler dem brutalen Tough Guy eine so unbeschreibliche Tiefe, jede Zuckung und jede Falte wies auf ein unergründliches Innenleben hin, der Kitano in "Brother" ist nix weiter als ne Comicfigur. Ebenso die Gewalt - es ist viel vorhanden, bis auf ein wenig Ekel schockiert und bewegt sie nicht. Ich kann mit "Brother" gar nichts anfangen und hab ihn für mich als Entgleisung eines Genies abgetan.