Just Cause 3 (Xbox One)
Einen "triftigen Grund" liefert diesmal der Stalin-Verschnitt Di Ravello. Der Diktator herrscht mit eigenwilligem Humor über das Mittelmeer-Paradies Medici, das riesige malerische Landschaften sowie unterschiedliche Klimazonen bietet.
Der dritte Teil der speziellen Zerstörungsorgie unterscheidet sich auf den ersten Blick nur unwesentlich von den ebenso speziellen Vorgängern, ist aber dank Next-Gen-Power viel detaillierter und bunter in Szene gesetzt. Wie bei GTA kann man sofort überall hin, man kann die Gegend auf eigene Faust erkunden, Herausforderungen meistern (von denen es 112 gibt) oder die 25 Hauptmissionen spielen.
Außerhalb der Nebenmissionen geht es darum Di Ravellos Festungen, Basen und Vorposten zu erobern, die Städte Medicis von der Propaganda Di Ravellos zu befreien und Polizeireviere zurück zu erobern. Überall im Land trifft man auf Städte, Plätze und Orte wo es etwas zu tun gibt.
Um sich schnell in der Spielwelt voran zu bewegen, ist Held Rico Rodriguez von Spielbeginn an mit einem Wingsuit, einem Greifhaken und einem Fallschirm ausgestattet. Viele seiner Fähigkeiten und Gerätschaften lassen sich durch das erledigen von Herausforderungen ausbauen und verbessern. Durch das finden von Sammelgegenständen kann man aber auch Schnellreisefunktionen freischalten.
Da es bei Just Cause hauptsächlich um Zerstörung und Explosionen geht und Rico dafür auch allerlei Kriegsgerät zur Verfügung hat, ist die Verwüstung in der Spielwelt natürlich extrem. Das wirkt sich leider auf die ansonsten recht ordentliche Bildrate aus. Jedoch hat der letzte Patch eine enorme Verbesserung gebracht. Auch Spielabstürze kommen nur noch sehr selten vor.
Bei einer Spielwelt dieser Ausmaße kann ein Vertreter des Sandbox-Genres nicht vollkommen perfekt sein. So gibt es auch gelegentlich kleinere Bugs, die allerdings den Spielfluß nicht stören. Die KI ist abgrundtief dämlich, Soldaten laufen blindlinks in offenes Maschinengewehrfeuer. Man kann auch nicht alles komplett zerstören, nur Gebäude stürzen ein, die auch dafür vorgesehen sind. Alles nicht so dramatisch.
Viel nerviger sind die langen Ladezeiten, insbesondere in den Hauptmissionen oder den vielen Herausforderungen. Wer eine externe Festplatte besitzt, oder womöglich sogar eine externe SSD, der sollte das Spiel unbedingt darauf installieren um die Wartezeiten von durchschnittlich mehr als einer Minute (!) auf ca. 20-30 Sekunden zu verkürzen.
Ein weiterer Schwachpunkt des Spiels ist die extrem fummelige Fahrzeugsteuerung. Nur eine handvoll Autos und Motorräder kann man halbwegs kontrolliert auf den Wegen und Straßen halten. Bei den meisten Fahrzeugen spürt man entweder keinen Effekt beim bremsen oder die Autos neigen extrem zum untersteuern. Panzer fahren ausschließlich im Schneckentempo und bleiben an zu steilen Auffahrten sogar komplett stehen.
Helikopter, Boote und Flugzeuge lassen sich wesentlich geschmeidiger steuern, auch wenn man als Neuling vielleicht etwas Übung braucht, um mit einem Kampfjet ein Gebiet punktgenau zu bombardieren.
Für Just Cause 3 muss man sich entweder viel Zeit lassen oder eine gehörige Portion Frustresistenz mitbringen. Ohne besondere Waffen, Granaten und Werkzeuge, die in den Herausforderungen freigeschaltet werden können, sind die Hauptmissionen vom Schwierigkeitsgrad her ziemlich knackig. Auch Kommandozentralen oder Luftwaffenbasen sind ohne Einsatz eigens erarbeiteter Waffen fast doppelt so schwer. Natürlich kann man auch einen feindlichen Kampfjet klauen und damit eine Bohrinsel plattmachen, aber das kann u.U. sehr lange dauern und es gibt derer viele feindliche Ziele in Medici.
Einfacher ist es, wenn man die Inselgruppen nach und nach erobert, in den freigeschalteten Herausforderungen möglichst viele Zahnräder (eine Art Währung) sammelt und sich somit Vorteile durch neues Kriegsgerät verschafft um die revolution in Medici voranzutreiben.
Mein persönliches Fazit nach etwa 80 Spielstunden:
Just Cause 3 macht fast alles nochmal besser als in den Vorgängern, Entwickler Avalanche in den neuen New York Studios schlampt aber bei Details wie z.B. einer fehlenden Minimap, der verkorksten Fahrzeugsteuerung, den langen Ladezeiten und der teils instabilen Framerate.
Sehr gut gefallen haben mir die herrliche Urlaubsatmosphäre, der schräge Humor und die Tatsache, dass sich das Spiel selbst nicht allzu ernst nimmt. Die Grafik ist grundsätzlich hübsch, auch am sehr guten Sound gibt es nichts auszusetzen. Es macht einfach einen Heidenspaß, wenn man den Chaos-Faktor in die Höhe treibt, alles um sich herum explodiert und Rico Rodriguez nur noch Zerstörung im Paradies hinterlässt.
(8,5/10)